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1528 - Im Schlund der Bestie

1528 - Im Schlund der Bestie

Titel: 1528 - Im Schlund der Bestie
Autoren: Jason Dark
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Bewegungen mit ausgestreckten Armen ausgleichen, um so das Gleichgewicht zu halten.
    Um die Polizistin sehen zu können, musste ich den Kopf heben. Sie stand rechts über mir, und ich sah, dass sie ebenfalls schwankte, denn der Boden wollte sich nicht beruhigen.
    Sie streckte mir eine Hand entgegen, um mir in die Höhe zu helfen. Ihr Gesicht zeigte einen ängstlichen Ausdruck.
    - »Kommen Sie, John, es ist überall so schlimm!«
    Ich griff nach ihrer Hand. Es kam zu einer Berührung, und dabeiblieb es dann auch. Den Griff konnte ich nicht mehr ansetzen, denn die Polizistin kippte plötzlich nach hinten weg. Sie stieß dabei einen gellenden Schrei aus. Ich sah sie noch fallen und verspürte gleichzeitig die nächsten Erdbewegungen in meiner unmittelbaren Nähe.
    Um Stefanie Kirchner konnte ich mich im Moment nicht mehr kümmern.
    Hier ging es darum, dass ich mich selbst wieder so weit fing, um den Kampf gegen die noch unsichtbare Bestie aufnehmen zu können.
    Wieder hörte ich das Grummeln. Diesmal noch lauter. Fast wie ein Trommeln, und es rollte auf mich zu. Gleichzeitig sorgte es dafür, dass seine Schallwellen durch den Boden rollten und ihn dabei veränderten.
    In meiner unmittelbaren Nähe riss das Erdreich auf und wellte sich zugleich in die Höhe. Das Untere wurde nach oben geschaufelt, und auch das, was darin gelegen hatte.
    Ich sah die ersten Leichen. Skelette, schmutzig und verschmiert. Prall gefüllte Augenhöhlen. In der Lehmmischung bewegten sich kleine Käfer und Würmer. Die bleichen Knochengestalten wurden zu Spielbällen der anderen Macht, und das geschah mit mir ebenso.
    Auch ich verlor den Stand. Eine starke Kraft drückte mich nach hinten.
    Ich riss die Arme hoch, aber es gab keinen Halt für mich. Ich drehte mich, bewegte die Beine, fiel trotzdem nach hinten und hörte, als ich zurückkippte, unter mir das Knacken.
    Ich war auf einen Knöchernen gefallen. Auf eine Gestalt, die dem Druck nichts hatte entgegensetzen können. So war die Leiche unter meinem Gewicht zerbrochen.
    Meine Augen hielt ich weit offen. Ich wollte genau sehen, wo ich gelandet war und hatte den Eindruck, in einem breiten Graben oder einer Furche zu liegen.
    Es war kein Trichter entstanden, der mich geschluckt hätte. Diese Szene war nicht mit der zu vergleichen, die ich an der Autobahn erlebt hatte. Mit großer Mühe schaffte ich es, mich wieder aus der Rückenlage zu befreien. Dabei musste ich mich abstützen und berührte dabei zwangsläufig mit meinen Händen das blanke Gebein.
    Die Erde schaukelte. Das kam mir zumindest so vor. Nur befand ich mich nicht auf dem Wasser, und es waren auch keine echten Wellen, die mich überschwemmten. Eigentlich überbrandete mich nichts, denn meine Sicht war weiterhin frei, wenn auch etwas eingeschränkt, weil sich die Erdwände vor mir auftürmten.
    Der Boden zitterte. Er schwankte. Ich hatte mich aufraffen können, und es gelang mir, breitbeinig stehen zu bleiben. Der alte Friedhof befand sich in einem regelrechten Aufruhr. Nichts war mehr wie sonst, und um mich herum sah ich zahlreiche Knochen. Nur keine Särge, die waren im Laufe der Zeit längst verrottet.
    Plötzlich trat eine Phase der Ruhe ein. Ich wurde davon kalt erwischt und begriff erst Sekunden später, dass der alte Friedhof nicht mehr arbeitete und der Untergrund ruhig geworden war.
    War es vorbei? Oder erlebte ich eher so etwas wie die berühmte Ruhe vor dem großen Sturm?
    Die Pause nutzte ich nicht zu einer Kletterpartie. Das ließen meine Gedanken nicht zu. Sie machten sich selbstständig. Sie waren aus der Situation heraus geboren, und sie beschäftigten sich automatisch mit Stefanie Kirchner.
    Von ihr hatte ich nach dem Aufbrechen der Erde weder etwas gehört noch gesehen.
    Auch jetzt entdeckte ich sie nicht, denn ich befand mich noch immer in dieser tiefen Mulde und war umgeben von Gebeinen und schmutzigen Totenschädeln.
    Ich selbst sah aus, als wäre ich ebenfalls aus der Erde geklettert. Völlig verdreckt. Die lehmige Erde klebte sogar in meinen Haaren und auch im Gesicht.
    Nur das Kreuz strahlte einen matten Glanz ab, was mir irgendwie das Gefühl gab, dass ich nichts zu befürchten hatte. Noch war ich da, und ich würde den Kampf niemals verloren geben.
    Zunächst mal musste ich aus dem verdammten Loch klettern, das hieß, diesen lehmigen und auch rutschigen Hang hoch, der mir nur wenig Halt bieten würde.
    Breitbeinig bewegte ich mich nach vorn, um das Schwanken auf dem weichen Boden auszugleichen. Der Hang war
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