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1526 - Mirandas Schutzengel

1526 - Mirandas Schutzengel

Titel: 1526 - Mirandas Schutzengel
Autoren: Jason Dark
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Sie?«
    »Noch nicht.«
    »Gut«, quälte er sich die Antwort über die Lippen. »Ich war müde, das stimmt schon. Aber ich war zugleich auch wie aufgedreht. Als wäre in meinem Innern etwas in Gang gekommen wie ein großes Rad. Ich konnte einfach nicht einschlafen. Ich weiß, dass man mich unten im Lokal braucht. Es herrscht wieder mal Hochbetrieb. Da ist jede Hand wichtig.«
    Er hatte die Antwort sehr schnell gesprochen. In mir stieg der Verdacht hoch, dass er etwas verbergen oder überspielen wollte, und danach fragte ich ihn auch, allerdings nicht auf dem direkten Weg.
    »Hat Sie in der Wohnung etwas mitgenommen oder geschockt? Kann man davon ausgehen?«
    »Wieso das denn?«
    »Sie machen auf mich den Eindruck.«
    »Nein, nein, da irren Sie sich.«
    »Aber Sie waren nicht allein«, sagte ihm Suko auf den Kopf zu.
    Beide sahen wir, dass Suko mit seiner Aussage ins Schwarze getroffen hatte, denn der Mann erstarrte für einen winzigen Moment. Danach suchte er nach einer Antwort, und wieder kamen wir ihm zuvor.
    »Wer befindet sich noch in der Wohnung?«, fragte ich.
    Bruno Zanussi stand unter einem großen Druck und hob die Schultern.
    Ich setzte nach. »Ist es Miranda Bruno Zanussi?«
    Er formulierte nur ein Wort, und das »Ja« lasen wir ihm noch von den Lippen ab.
    »Und?«
    »Sie wartet dort.«
    »Was tut sie sonst noch?«
    »Nichts. Sie wartet nur.«
    »Ist sie allein?«, fragte ich. »Ja.«
    »Ganz allein?«
    Erneut quälte er sich die Antwort ab. »Ich habe nichts gesehen. Nur sie, wirklich.«
    »Keine ihrer Schutzengel?«
    »Nein.«
    Suko deutete auf ihn. »Aber Sie haben mit Ihrer Nichte gesprochen, oder nicht?«
    Er gab leicht stöhnend eine Antwort. »Ja, ich habe mit ihr gesprochen. Sie hat mir auch Antworten gegeben und mir erklärt, dass ich von nun an keine Angst mehr zu haben brauche, wenn gewisse Typen hier auftauchen. Alles würde sich ändern, und dafür würde sie sorgen. Sie und ihre Beschützer. Es könnte dann wieder Tote geben, aber das weiß ich alles nicht so genau. Bitte, ich möchte jetzt mit mir allein sein.«
    »Ja, gehen Sie nach unten«, bat ich ihn und streckte ihm gleichzeitig die Hand entgegen. »Brauchen wir einen Schlüssel, um die Wohnung zu betreten?«
    »Nein, die Tür ist nicht abgeschlossen.«
    »Danke.«
    Er löste sich von der Stufe und kam auf uns zu. Sehr dicht vor uns blieb er stehen.
    Ich bemerkte seinen unsteten Blick und fragte: »Wollen Sie, dass Ihre Zukunft sich so verändert?«
    »Ich möchte keinen Druck mehr erleben.«
    »Das ist klar. Aber man sollte Feuer nicht mit Benzin löschen, Mr Zanussi. Ihre Nichte hat sich auf sehr gefährliches Terrain begeben, das muss ich leider sagen. Hier sind Mächte am Werk, die nur wenige Menschen kontrollieren können. Ihre Nichte verlässt sich da auf Dinge, die wir nicht akzeptieren können. Diese sogenannten Schutzengel haben in unserer Welt nichts verloren. Sie sind etwas Böses, Gefährliches und Grauenhaftes. Das muss ich Ihnen sagen. Ich glaube, dass sich Miranda die falschen Beschützer ausgesucht hat.«
    »Dazu kann ich nichts sagen«, murmelte er. »Ich - ich - ahm - ich weiß das nicht so genau. Ich wusste auch nicht über das private Leben meiner Schwester Bescheid. Ich weiß nur, dass Miranda ihre Nachfolgerin werden soll.«
    »Darauf sollte sie verzichten.«
    »Das ist nicht mehr meine Sache. Kann ich jetzt gehen?«
    »Ja, Sie können.«
    Wir hörten seine Schritte hinter uns verklingen und bewegten uns in die entgegengesetzt Richtung.
    Die zweite Etage war schnell erreicht. Es sah hier so aus wie in fast jedem Mietshaus. Nur dass es hier einen Vorflur gab und keinen längeren Gang.
    Ich schaute mir die Tür an. Zanussi hatte gesagt, dass sie nicht verschlossen war, und davon wollten wir uns jetzt überzeugen.
    Suko ließ mir den Vortritt, sodass ich meine Hand auf die Klinke legen konnte. Vorsichtig drückte ich sie nach unten, und eine Sekunde später wusste ich, dass der Wirt nicht gelogen hatte.
    Ich konnte die Tür nach innen drücken.
    Suko und ich schlichen wie zwei Diebe in die fremde Umgebung hinein…
    ***
    Es, war nichts zu hören, was uns misstrauisch werden ließ. Stille empfing uns wie eine bedrückende Last. Wir vernahmen keine Stimme, wir hörten auch keine fremden Geräusche und eigentlich nur das Schlagen unserer Herzen.
    In der geräumigen Diele, die direkt hinter der Tür lag, brannte Licht. Es war kein strahlendes Leuchten, eher ein müder Schein, der von der Decke fiel und sich blass auf
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