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1526 - Mirandas Schutzengel

1526 - Mirandas Schutzengel

Titel: 1526 - Mirandas Schutzengel
Autoren: Jason Dark
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hob sich deutlich von dem dunklen Hintergrund ab. Die Beine hatte sie übereinander geschlagen und das enge helle Kleid mit den Schlitzen an der Seite in die Höhe gezogen.
    Sie lächelte ihn an. »Komm doch näher, Bruno. Bitte, komm her.«
    Er nickte. Es waren normale Worte gewesen, aber Zanussi empfand sie nicht so. Er hatte das Gefühl, als würde sich dahinter etwas verbergen.
    Bei Miranda war das Normale unnormal und das Unnormale normal.
    Dieser Vergleich kam ihm spontan, und plötzlich schlug sein Herz schneller als gewöhnlich…
    ***
    Ich musste nicht erst ins Freie gehen. Suko betrat das Lokal bereits. Es war ihm offenbar draußen zu langweilig geworden.
    »Wo bist du gewesen, John?«
    »Erzähle ich dir sofort. Komm, wir setzen uns.«
    An einem freien Zweiertisch nahmen wir Platz. Ich wollte Suko Fragen stellen, doch er winkte ab.
    »Erst bin ich an der Reihe.«
    »Gut.«
    Sukos Gesicht sah ernst aus, als er die ersten Worte sprach.
    »Ich bin draußen angesprochen worden, John. Du wirst es kaum glauben, es ist eine Tote gewesen.« Er nickte. »Ja, deren Stimme habe ich gehört.«
    »Elisa Zanussi?«
    »Davon gehe ich aus. Ich vernahm plötzlich ihre Stimme, aber ich sah sie nicht. Sie hat aus einem fernen Reich mit mir Kontakt aufgenommen. Sie warnte mich vor irgendwelchen unheiligen Mächten. Ich oder wir sollen unter allen Umständen ihre Tochter in Ruhe lassen. Sollten wir das nicht tun, würde es Ärger geben. Ich nehme an, dass sie mit dem Ärger ihre tollen Helfer gemeint hat. Eine andere Möglichkeit sehe ich beim besten Willen nicht.«
    Ich hatte gut zugehört und fragte: »Hat sie sonst noch etwas zu dir gesagt?«
    »Nein. Es war nur diese eine Warnung.« Er schnippte mit den Fingern.
    »Doch, jetzt fällt es mir ein. Sie hat davon gesprochen, dass Miranda ihre Erbin ist. Genau. Sie soll das Erbe der Mutter übernehmen. Leider ist mir Miranda durch die Lappen gegangen.«
    Ich zuckte nur mit den Schultern.
    »Wer außer ihr könnte noch etwas wissen?«
    »Die Familie.«
    Suko nickte. »Dann holen wir uns Bruno.« Er stand auf und meinte dabei: »Ich werde das Gefühl nicht los, dass es allmählich Zeit wird.«
    »Das sagst du was.«
    ***
    Bruno Zanussi wollte den Namen seiner Nichte aussprechen, aber da gab es etwas, das ihn daran hinderte. Seine Kehle war verschlossen, als hätte jemand sie mit einem Korken verstopft. Er spürte auf seiner Haut ein kaltes Gefühl und bewegte zunächst nur seine Augen, um zu erkennen, ob sich etwas verändert hatte.
    Es beruhigte ihn, als er sah, dass dies nicht der Fall war. Alles war normal geblieben, niemand hatte sich an der Einrichtung zu schaffen gemacht, Möbel gerückt oder etwas weggenommen. Auch der bunte Teppich lag nach wie vor an seinem Platz.
    Aber da gab es sie. Die Nichte, das ehemals so kleine Mädchen, das jetzt nicht mehr klein war und sich zu einer hübschen Frau entwickelt hatte. Eine Frau, die mitten im Leben stand, die sich perfekt in den Familienverbund eingefügt hatte.
    Auch jetzt war sie keine andere Person geworden, aber Bruno sah sie trotzdem als verändert an. Viele hatten sich an ihrem Anblick erfreut und an dem natürlichen Charme, den sie ausstrahlte. Nun wirkte Miranda auf ihn völlig anders. Kälter, obwohl sie lächelte. Vielleicht auch ein wenig überheblich, wie er es von früher her nicht von ihr gekannt hatte.
    »Willst du dich nicht setzen, Bruno?«
    Er hob die Schultern. »Ich weiß nicht. Ich wollte mich eigentlich nur ein wenig hinlegen.«
    »Ehrlich? Oder hast du mich gesucht?«
    Er schüttelte den Kopf. »Aber die beiden Männer vom Yard suchen dich. Ich habe sie doch nur herbestellt, damit sie helfen, nach allem, was dir passiert ist. Erst recht, nachdem es Tote gegeben hat…«
    Miranda wischte mit der Hand durch die Luft.
    »Das ist vorbei, Bruno. Endgültig. Du brauchst dich vor den Erpressern nicht mehr zu fürchten. Ich habe das in die Hand genommen, und ich kann mich auf meine Schutzengel verlassen.«
    »Ja, das ist wohl wahr. Nur, ich - ich…«
    »Was ist, Bruno? Sind sie dir ein Rätsel?«
    »Ja. Und nicht nur das. Mir ist so vieles ein Rätsel, was ich in der letzten Zeit erlebt habe. Ich habe damit wirklich große Probleme, wenn ich ehrlich sein soll.«
    »Bitte, sprich dich aus.«
    Bruno überlegte noch, ob er die ganze Wahrheit sagen sollte. Er sprang über seinen eigenen Schatten, denn es musste einfach raus. So sprach er davon, dass er mit diesem Yard-Mann John Sinclair im Zimmer der Verstorbenen
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