Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1526 - Mirandas Schutzengel

1526 - Mirandas Schutzengel

Titel: 1526 - Mirandas Schutzengel
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
kämpfte.
    Erst als er dicht neben ihr stand, blickte sie hoch.
    »Es wurde auch Zeit, dass du kommst.«
    »Ja, ich weiß, aber ich - verdammt…«
    »Du siehst aus wie ein lebender Toter, Bruno.«
    »Du wirst lachen, so fühle ich mich auch. Ich muss mich gleich hinlegen und ausruhen.«
    »Willst du dich drücken?«
    »Nein, aber mir reicht es.«
    »Was ist denn alles passiert? Ich bin hier in der Küche gewesen und habe kaum was mitbekommen. Da sollen Schüsse gefallen sein, aber nicht im Restaurant, sondern draußen am Bahndamm. Stimmt das?«
    »Ich gehe mal davon aus.«
    »Aber du hast nichts damit zu tun gehabt - oder?«
    »Nein. Es hat einen von Romazzinos Leuten erwischt.«
    »War es dieser Sinclair?«
    »Ich glaube nicht. Ich habe auch nicht alles mitbekommen. Ich war erst später mit ihm zusammen, bevor ich hierher in die Küche kam.«
    Maria drehte mit routinierten Bewegungen fünf flache Fleischstücke in der großen Pfanne um und schaute zugleich in die Töpfe, in denen verschiedene Nudelsorten bissfest gekocht wurden.
    »Was hat er denn gesagt?«
    »Ach, er stellte die üblichen Fragen. Wir waren in Elisas Zimmer.«
    »Warum das denn?«
    »Sinclair glaubt, dass sie nicht ganz unschuldig an gewissen Vorgängen ist.«
    »Moment mal. Sie?«
    »Si, sie und Miranda.«
    Maria schob die Pfanne zur Seite.
    »Das ist mir neu«, sagte sie. »Ich meine, du hast ja mehr mit ihnen zu tun gehabt als ich. Egal. Habt ihr denn was im Sterbezimmer deiner Schwester gefunden?«
    Er nickte.
    »Und was?«
    Bruno wollte nicht so recht mit der Sprache heraus. Er musste erst nach der richtigen Formulierung suchen, dann konnte er sprechen, und er brachte seinen Mund bis dicht an das Ohr seiner Frau.
    Maria hörte nur zu. Sie war mehr als erstaunt, als sie hörte, was Sinclair da gefunden hatte.
    »Figuren mit dämonischen Fratzen?«, flüsterte sie.
    »Ja.«
    Maria arbeitete weiter. Es war Routine, wie sie die Fleischstücke aus der Pfanne nahm und sie auf fünf Tellern verteilte. Ein Helfer wartete bereits, um die Beilagen zu drapieren. Erst als sie ihre Arbeit getan hatte, fragte sie: »Hast du dafür eine Erklärung?«
    »Nein, nicht direkt. Aber sie war in diesem komischen Club. Die nannten sich doch die Unheiligen.«
    »Ja, das hörte ich.«
    »Genau darum geht es. Die Figuren sind der Schlüssel, denke ich. Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen. Elisa war zwar meine Schwester, aber in bestimmten Dingen ist sie mir immer fremd geblieben. Sie führte ein Privatleben, in das keiner von uns so richtig hineinschaute.«
    »Da hast du recht. Und was ist mit diesen Monstern, die unsere Nichte erlebt hat?«
    »Ich habe sie nicht gesehen, aber sie sind wohl draußen gewesen. Zum Glück, Maria. Stell dir mal vor, wir hätten sie hier im Lokal erlebt. Das hätte ich nicht überlebt.«
    »Na ja, ich kenne sie nicht und…«
    »Du sollst sie auch erst gar nicht kennen lernen. Ich jedenfalls habe die Nase voll.«
    »Was willst du tun?«
    »Ich gehe hoch und lege mich hin.«
    »Tu das.«
    Er hauchte Maria einen Kuss auf die Wange und verließ mit langsamen Schritten die Küche. Er wusste, dass er seine Leute im Stich ließ, bei denen schon Miranda fehlte. Aber er brauchte einige Zeit der Ruhe, um wieder zu sich selbst zu finden. Und wenn es nur eine halbe Stunde war.
    Die Wohnung des Ehepaars lag im zweiten Stock. Sie breitete sich auf der gesamten Etage aus. Da waren die Zimmer auch nicht so getrennt wie ein Stockwerk tiefer.
    Er öffnete die Wohnungstür, schloss sie wieder, lehnte sich mit dem Rücken dagegen und holte tief Luft. Obwohl er nicht unmittelbar am Ort des Geschehens gestanden hatte, waren ihm die Vorfälle schwer auf den Magen geschlagen. Er spürte in seinem Innern einen Druck, der auch durch das regelmäßige Atmen nicht verschwand. Der Wirt wusste, dass die Dinge noch längst nicht beendet waren.
    »Ist da jemand gekommen?«
    Mirandas fragende Stimme schreckte ihn auf. Er schaute nach vorn, und erst jetzt kam ihm zu Bewusstsein, dass er nicht allein in der Wohnung war. Er ging einen Schritt vor und rief mit leiser Stimme: »Miranda?«
    »Ja, ich bin hier.«
    »Warum?«
    »Komm doch her.«
    Er wunderte sich über ihre Stimme, die so fröhlich klang und sich bestimmt nicht nach hartem Stress anhörte. Er hatte auch herausgefunden, wo sich Miranda aufhielt.
    Die Tür zum Wohnzimmer stand offen, und Bruno öffnete sie so weit, dass er eintreten konnte.
    In einem alten schwarzen Ledersessel saß Miranda. Ihr helles Haar
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher