Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1526 - Mirandas Schutzengel

1526 - Mirandas Schutzengel

Titel: 1526 - Mirandas Schutzengel
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
gewesen war und sie es durchsucht hatten. Dabei waren ihm die Figuren in die Hände gefallen.
    »Scheußliche Dinger hat deine Mutter gesammelt. Sie waren einfach nur schrecklich. Diejenigen, die man eigentlich als Heiligenfiguren hätte ansehen müssen, waren es nicht. Sie - sie - hatten grauenvolle, dämonische Fratzen. Sie waren…« Er schüttelte den Kopf. »Ich kann sie nicht beschreiben. Sie sahen einfach nur schlimm aus.«
    Miranda hatte still zugehört. Jetzt beugte sie sich im Sessel leicht nach vorn. »Es waren sicher die Freunde meiner Mutter. Die Unheiligen. Ja, sie hat sie gemocht, sie hat sie regelrecht angebetet und sie wollte deren Botschaft verbreiten. Sie hat Gleichgesinnte getroffen, und gemeinsam haben sie dann diesen Club der Unheiligen gegründet. Wer noch dazu gehörte, kann ich dir nicht sagen, doch ich werde mich darum kümmern, denn ich bin Elisas Erbin. Dazu hat sie mich gemacht, und dieses Erbe kann ich nicht ausschlagen. Ich gehöre nun dazu. Und, Bruno, ich fühle mich sehr stark. Wir müssen vor irgendwelchen Erpressern keine Angst mehr haben, das ist doch schon mal gut.«
    »Und deine Schutzengel, von denen ich hörte? Was ist denn damit? Kannst du mir das sagen?«
    »Elisa hat sie mir geschickt. Sie passen auf mich auf.«
    »Sind es Unheilige?«
    »Das ist möglich. Sie befinden sich nicht im Diesseits und nicht im Jenseits. Sie existieren in einer anderen Welt und beschützen den Club der Unheiligen.« Miranda lachte schrill. »Ja, warum eigentlich nicht? Es gibt Licht und Schatten, Sommer und Winter, Schwarz und Weiß. Warum sollte es dann nicht auch Heilige und Unheilige geben? Der Dualismus ist überall vorhanden. Nicht nur in dieser Welt.«
    »Und wer können die Unheiligen gewesen sein?«
    »Das Gegenteil der Heiligen, Bruno. Vielleicht haben sie mal gelebt, so wie die Heiligen. Nach ihrem Ableben sind sie dann verehrt worden. So ist das mit den Heiligen doch auch. Nur dass die anderen eben auf der Seite der Hölle standen. Sie haben bestimmt auch Namen, diese kleinen Figuren. Vielleicht finde ich das noch heraus. Doch erst einmal muss ich mich um mein Erbe kümmern. Ich möchte meine verstorbene Mutter nicht enttäuschen.«
    Durch den Kopf des Mannes wirbelten die Gedanken. Es war alles ein wenig zu viel für ihn gewesen. Er war froh, sich auf einer Stuhllehne abstützen zu können. Sein Gesicht hatte einen blassen Teint bekommen, und auf der Oberlippe schimmerten kleine Schweißperlen.
    Er dachte sogar daran, dass es ihm lieber gewesen wäre, nichts erfahren zu haben, doch das ließ sich leider nicht mehr ändern.
    »Bitte, Miranda, wird denn alles so bleiben, wie es ist? Kannst du das versprechen?«
    »Es wird besser«, sagte sie und lächelte dabei strahlend. »Es wird viel besser werden. Das kann ich dir versprechen. Wir werden nichts mehr an die verdammten Erpresser zahlen. Darauf kannst du dich verlassen. Ab jetzt brechen andere Zeiten an.«
    Bruno schüttelte den Kopf. »Das werden sie nicht zulassen, Miranda. Da bin ich mir sicher.«
    »Sie müssen es.«
    »Und warum?«
    »Weil wir stärker sind und die entsprechenden Helfer zur Seite haben.«
    Bruno schluckte. Er wusste, wen Miranda meinte, doch er traute sich nicht, sie direkt zu fragen. Erst nach einer Weile hatte er den Mut gefunden.
    »Meinst du die - die…«
    »Genau die meine ich.«
    Er nickte nur.
    Miranda fragte: »Was denkst du jetzt?«
    »Nichts«, flüsterte er, »ich denke gar nichts. Ich will auch nichts denken.«
    »Und warum nicht?«
    »Ich begreife das alles nicht. Aber ich bin mir sicher, dass man dir viele Fragen stellen wird, und ich weiß auch, dass deine Schutzengel nicht unbesiegbar sind. Ich habe gehört, dass sie…«
    »Sprich nicht davon, verdammt! Ich weiß, dass es auch für sie tödliche Feinde gibt, aber bei normalen Menschen sieht es anders aus. Ich werde nicht zulassen, dass man sie mir alle nimmt. Sie sind noch immer bei mir. Sie halten sich in meiner Nähe auf. Ich spüre sie, auch wenn ich sie nicht sehe. Und wenn ich will, werden sie bei mir sein und mit den nötigen Schutz geben.«
    »Ja, ich glaube dir.«
    »Es wird alles so weiterlaufen, Bruno. Ab und zu werde auch ich mich wieder unten zeigen. Zunächst aber muss ich mich um mein Erbe kümmern. Ich muss mich damit auseinandersetzen. Erst danach gehen wir wieder zur Normalität über.«
    »Verstehe.«
    Miranda wies an Bruno vorbei auf die Tür. »Es ist wohl besser, wenn du mich jetzt allein lässt. Ich habe noch viel zu tun,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher