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1518 - Sukos Albtraum

1518 - Sukos Albtraum

Titel: 1518 - Sukos Albtraum
Autoren: Jason Dark
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der Fänger griffen nie ins Leere. Mit einem gewaltigen Trommelwirbel wurde das Finale eingeläutet, und das Licht strahlte noch heller auf, als wollte es im nächsten Moment explodieren.
    Wir sahen nur noch die wirbelnden Körper, dann brach alles zusammen.
    Das Licht zuckte. Gleißende Strahlen huschten hin und her, verfremdeten die Artisten, die praktisch ohne Übergang in eine tiefe Dunkelheit sanken, aus der nichts mehr zu hören war, auch weil die Zuschauer ihren Beifall nicht mehr zurückhalten wollten.
    Auch Glenda und ich klatschten, und wir warteten darauf, dass die Finsternis verschwand, was jedoch nicht eintrat.
    Man ließ uns warten. Statt etwas zu sehen, hörten wir wieder die Stimme des Ansagers.
    »Gut gegen Böse, Licht gegen Schatten. Wieder wurde gekämpft, aber es gab keinen Gewinner. Das Licht wollte die Welt ebenso beherrschen wie die Finsternis. Beide haben es nicht geschafft, doch sie haben damit ihren Kampf nicht eingestellt, denn das Böse wollte einfach keine Ruhe geben und holte aus zu einem neuen Schlag. In der tiefen, dunklen Kälte wurden sie geboren. Schreckliche Kreaturen. Oft halb Mensch und halb Monster. Sie waren namenlos, bis zu dem Zeitpunkt, als man für sie die richtigen Namen gefunden hatte, und die haben sich bis heute gehalten. Jeder von uns kennt sie. Es sind die Dämonen. Das Böse hatte plötzlich einen Namen erhalten. Egal, in welcher Sprache man redete, es waren und blieben die Dämonen…«
    »Jetzt kommt er allmählich zur Sache«, flüsterte ich Glenda zu. »Ich sehe uns schon am Ziel.«
    »Was erwartest du?«
    »Einen Dämon!«
    »Den echten?«
    »Ja, und zwar Ai Wei.«
    »Mal sehen.«
    Wir schwiegen und lauschten weiterhin den Worten, die aus dem Dunkel in die Reihen der Zuschauer hallten.
    »Wo immer das Böse in Gestalt der Dämonen erschien, hat es Angst und Schrecken verbreitet. Der Tod lief stets unsichtbar an seiner Seite mit. Menschen zitterten, sie bangten um ihr Leben, aber sie gaben den Dämonen auch Namen und bildeten so einen Kosmos der Mythologie, der hier für uns eine Tür geöffnet hat, um einen seiner Insassen freizulassen, der uns heute besucht hat. Er wird in den Kampf eingreifen. Er wird ihn für sich entscheiden wollen…«
    »Achtung!«, flüsterte Glenda dazwischen.
    Ich achtete mehr auf den unsichtbaren Sprecher, dessen letzten Worte von einem leisen Trommelwirbel untermalt wurden.
    »Es ist Ai Wei, Dämon und zugleich Mensch, der Sucher nach der richtigen Hölle, die ihn akzeptieren und aufnehmen wird. Er ist der chinesische Tod mit seiner mörderischen Sense.«
    »Jetzt passiert es, John!« Glenda irrte sich. Es geschah noch nichts. Die Dunkelheit blieb weiterhin bestehen. Wahrscheinlich sollten sich die Zuschauer auf das Erscheinen des Dämons richtig vorbereiten können.
    Und wieder wurde mit dem Licht gespielt. Wie beim Auftritt des Direktors ergoss sich wieder der breite Lichtstrahl auf die Bühne. In seinem Kegel stand eine schreckliche Gestalt. Es war Ai Wei!
    Obwohl die Zuschauer auf den Auftritt vorbereitet worden waren, war es für viele Menschen ein Schock, denn mit einer derartigen Gestalt hatten sie nicht gerechnet.
    Nicht alle hielten sich unter Kontrolle. Besonders die Frauen zeigten sich erschreckt und schrien auf, und ich musste zugeben, dass sie auch Grund dazu hatten, denn dieser Dämon strahlte einen bösen und kalten Schrecken aus.
    Von seinem Körper war nicht viel zu sehen, weil ihn ein violetter Umhang verbarg. Aber den Kopf sahen wir und auch das Gelb in seinen Augen, das heller war als das Licht. Es war ein menschlicher Schädel auf der einen Seite, aber man konnte ihn ebenso als einen abstrakten Totenschädel ansehen. Er sah aus, als wäre er aus Holz geschnitzt, sogar mit Falten auf der Stirn. Darunter fehlte ein Teil der Nase, und der Unterkiefer war überhaupt nicht vorhanden.
    Er stützte sich auf eine recht primitive Sense, aber die schartige Klinge bestand bestimmt nicht aus glänzendem Hartgummi.
    »Er hat seinen Auftritt«, flüsterte ich, »und dabei wird es nicht bleiben, Glenda.«
    »Was meinst du denn?«
    »Das hier ist keine Show mehr. Ich rechne damit, dass es verdammt ernst werden wird. Er will seine Bühne haben. Er braucht Zeugen, wenn er gegen seinen Feind antritt.«
    »Meinst du Suko?«
    »Wen sonst?«
    »Ich weiß nicht, ob er hier ist. Warum hat er sich uns noch nicht gezeigt?«
    »Ganz einfach, Glenda. Weil dieser Ai Wei sein Albtraum ist, und weil er ihn durchstehen muss, um sich endgültig
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