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1511 - Der letzte Engel

1511 - Der letzte Engel

Titel: 1511 - Der letzte Engel
Autoren: Jason Dark
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uns.
    »Wer bist du wirklich?«, fragte ich.
    »Einer, den ihr Engel nennt.«
    »Sicher, das sehe ich. Doch du gehörst wohl nicht in die Reihe derer, die wir Menschen als Engel ansehen. Oder?«
    »Es sind nicht alle gleich. Es haben nicht alle das gleiche Schicksal, aber ich will wieder zurück. Und deshalb habe ich dich gesucht und auch gefunden. Was du an diesem Brunnen getan hast, das interessiert mich nicht. Ich will es auch nicht wissen. Ich möchte nur, dass du von nun an, an meiner Seite bleibst. Alles andere kannst du vergessen. Ich brauche einen Zeugen, und das bist du!«
    »Ja, ich habe begriffen, wenn auch nicht alles. Aber du gehst so selbstverständlich davon aus, dass ich auch mitmache. Was ist denn, wenn ich nicht will? Du hast mich aus meinem Leben herausgerissen, und das gefällt mir gar nicht. Ich führe es so, wie ich es will. Es passt mir gar nicht, dass du dich eingemischt hast.«
    »Du bist die einzige Chance für mich, John Sinclair. Eine andere sehe ich nicht.«
    »Kann sein, doch du hast eines vergessen. Menschen wie ich haben einen freien Willen, und ich gehöre zu denen, die sich nicht gern zu etwas zwingen lassen. Was passiert, wenn ich ablehne?«
    »Das wäre nicht gut für dich. Dann ist meine letzte Chance dahin. Dann hätte ich keinen Zeugen.«
    »Stimmt.«
    »Ich bin noch nicht fertig«, flüsterte sie. »Wenn ich meine letzte Chance nicht ergreifen kann, wäre es für mich für immer und alle Zeiten vorbei. Dann würde sich mein Hass auf dich ausweiten, und ich würde dich in dieser Dimension der Verbannung lassen. Ich würde dafür sorgen, dass auch du keine guten Taten mehr begehen kannst. Du würdest den Weg gehen müssen, den jeder Mensch an seinem Ende geht.«
    »Das war deutlich genug.«
    »So meine ich es auch. Und deshalb ist es besser, wenn alles so geschieht, wie ich es dir vorgeschlagen habe.«
    Es war wirklich ein Geben und Nehmen. Wenn ich mir gegenüber ehrlich war, dann musste ich zugeben, dass ich mich von der Überraschung noch nicht erholt hatte. Eine derartige Situation war neu für mich, und ich hatte nun wirklich schon einiges hinter mich gebracht. So etwas wie dieses hier war mir noch nie passiert. Zudem wusste ich einfach zu wenig über diese Gestalt. Okay, es war eine Frau mit Schwingen oder Flügeln, aber hatte sie auch einen Namen?
    Diese Frage stellte ich ihr nun.
    »Wie heißt du?« Danach hob ich die Schultern. »Ich bin nicht gern mit Personen zusammen, deren Namen ich nicht kenne. Darauf sollten wir uns schon einigen.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Und?«
    Sie breitete für einen Moment die Arme aus. Dann sagte sie: »Es ist egal, ob ich für dich ein Mann bin oder wiemeine Frau aussehe. Nenne mich einfach X-Ray.«
    Ich stutzte. Welch ein Name! Nein, welch ein Begriff, denn von einem Namen konnte man da nicht sprechen.
    X-Ray war das Synonym für etwas Unbekanntes, für Feinde, und dieser Ausdruck wurde auch im militärischen Lager verwendet. Ein X-Ray ist ein Objekt, das zum Abschuss freigegeben wurde. Möglicherweise war sie das und versuchte nun alles, dies zu verhindern.
    »Hat du es gehört?«
    »Das habe ich.«
    »Dann brauchst du keine weiteren Fragen mehr zu stellen.«
    Ich tat es trotzdem. »Hast du dich selbst so genannt?«
    »Ja, so heiße ich im Moment. Aber ich arbeite daran, wieder meinen richtigen Namen zu bekommen. Und genau dabei wirst du mir helfen, John Sinclair.«
    Ich hatte noch immer die Wahl. Aber ich gab mir gegenüber zu, dass ich in den letzten Minuten verdammt neugierig geworden war. Neugierde gehört zu meinen hervor stechenden Eigenschaften.
    Außerdem kam ich hier weg, wenn ich zustimmte.
    »Dein Name gefällt mir zwar nicht, aber was soll’s? Wir können es ja mal versuchen.«
    »Sehr gut«, sagte sie. »Du bist vernünftig, das freut mich, und ich kann dir sagen, dass du es bestimmt nicht bereuen wirst. Gib mir deine Hände.« Es musste sein, und so streckte ich sie ihr entgegen. Der Engel oder X-Ray fasste zu. Ich sah auf seinem Gesicht ein breites Lächeln und stellte erst jetzt fest, dass er ungewöhnliche Augen hatte. Sie waren dunkel, aber dennoch irgendwo klar, und sie bewegten sich nicht. Da erinnerte der Blick schon an den eines Toten. Auch spürte ich bei der Berührung keine kalte Haut. Sie würde mich mit auf einen neuen Weg nehmen, und für einen Moment dachte ich an Suko und Justine Cavallo.
    Beide hatte ich zurücklassen müssen. Beide konnten nicht wissen, wo ich mich aufhielt, und mir ging durch den Kopf, wie
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