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1510 - Der Hexenbrunnen

1510 - Der Hexenbrunnen

Titel: 1510 - Der Hexenbrunnen
Autoren: Jason Dark
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bald.
    Denn vor uns lag die Ursache der schon ungewöhnlichen Geräusche, die wir noch nicht einordnen konnten.
    Suko schaute mich an. Ich hob die Schultern. Er nickte nur.
    Wir gingen also beide davon aus, dass der Brunnen diese Geräusche abgab, und das konnte nichts Gutes bedeuten. Er füllte sich.
    Und er füllte sich von allein!
    Es musste also niemand kommen und heißes Öl hineinkippen. Hier waren wir in ein schwarzmagisches Feld hineingeraten, und es fehlten eigentlich nur noch die Hexen.
    Bisher hatten wir nichts von ihnen gesehen. Sie waren gewissermaßen ein Spuk, eine ferne Bedrohung, nur gingen wir davon aus, dass sich das bald ändern würde.
    Hinter uns gingen Quinlain und seine beiden Söhne mit schussbereiten Waffen. Die Nähe des Brunnens schien den Rotbart anzustacheln, denn ich hörte ihn leise lachen und erst dann sprechen.
    »Hört ihr es?«, flüsterte er. »Hört ihr, wie er sich füllt? Fantastisch, nicht wahr? Es ist das heiße Öl, das euch verbrühen wird. Wenn ihr in den Kessel steigt, werdet ihr die Qualen erleben, die auch die Frauen in der Vergangenheit durchgemacht haben.«
    »Sie waren unschuldig.«
    »Ha, wer weiß? Aber für mich schon, denn wir haben uns auf die andere Seite geschlagen. Fünf Hexen, die im Wald leben und dort ihr Versteck haben. Das ist perfekt. Eine regelrechte Hexenfalle. Männer, die gern hingehen, die sich von ihnen fangen lassen. Das alles ist so gekommen, und im Hintergrund reibt sich der Teufel die Hände.«
    Sollte er reden, was er wollte, es war mir egal. Für uns war nur wichtig, wie wir aus dieser Lage wieder herauskamen.
    Unsere Waffen besaßen wir nicht mehr. Aber als wehrlos sahen wir uns nicht an. Suko trug noch seine Dämonenpeitsche bei sich. In meiner Tasche steckte noch immer das Kreuz, das bei der Durchsuchung übersehen worden war, und Suko konnte zudem noch auf seinen Stab zurückgreifen. Ich hoffte, dass er noch rechtzeitig in der Lage war, ihn einsetzen zu können.
    Auf meinem Rücken spürte ich das Kribbeln. Ein Zeichen, dass meine Spannung anstieg, was ganz natürlich war, denn bis zum Ziel mussten wir nur wenige Schritte gehen.
    Wir blieben erst stehen, als wir den Befehl dazu erhielten. Jetzt lag der Hexenbrunnen zum Greifen nahe vor uns. Der Dunst in der nahen Umgebung hatte sich noch nicht verflüchtigt, aber wir sahen ihn auch über dem Kessel schweben. Dort bildete er eine Schicht von blassen Schwaden, die sich kaum bewegte. Abgegeben wurde sie von dem kochend heißen Inhalt.
    »Schaut euch euer Schicksal an«, flüsterte Quinlain hinter uns. »Das letzte Bad in eurem Leben.«
    »Und dann?«, fragte ich. »Was soll das? Ich dachte, ihr würdet mit den Hexen zusammenarbeiten. Bisher habe ich sie noch nicht gesehen. Ist das alles vielleicht nur ein Bluff?«
    »Bestimmt nicht.«
    »Was ist es dann?«
    »Ein Ritual, Bulle. Ein altes Ritual, das wir nur leicht verändert haben. Die Frauen früher waren gefesselt. Bei euch ist das nicht nötig, denke ich. Unsere Fesseln sind die Waffen, und ich glaube nicht, dass ihr kugelfest seid.«
    »Da wäre eine Kugel ja beinahe noch besser«, sagte ich.
    Hinter uns entstand ein Kichern. »Kann sein, aber ich kann auch für beides sorgen. Wir brauchen euch die Geschosse ja nicht in die Köpfe zu jagen. Wir schießen euch an, machen euch kampfunfähig. Und dann sorgen wir dafür, dass ihr in den Kessel geworfen werdet. Das ist doch etwas - oder?«
    Der Inhalt des Kessels war schon zu riechen. Ein beißender Geruch.
    Eine eklige Flüssigkeit, fast so scharf wie Säure. Ich trat noch näher an den Kessel heran, um einen Blick hineinzuwerfen.
    Eigentlich hatte ich gedacht, bis zum Boden schauen zu können. Das wurde mir verwehrt. Dafür sah ich eine Tiefe ohne Grund. Die Flüssigkeit war zudem nicht schwarz, sondern grünlich.
    Da sie an der Oberfläche ebenso zu finden war wie in der Tiefe, erinnerte mich der Brunnen nach etwas längerem Hinschauen an einen Spiegel, der allerdings nicht mein Spiegelbild wiedergab, sondern ein völlig anderes, das mit mir nichts zu tun hatte.
    Eine zittrige dreieckige Fratze. Das Bild, das ich von Asmodis kannte.
    Bei mir drehte sich zwar noch nicht der Magen um, doch ich wusste jetzt, wer hier herrschte.
    Ich berührte den Kessel an der Außenseite mit einer behutsamen Streichelbewegung.
    Nichts zu spüren. Keine Hitze, die durch das Metall drang und meine Finger verbrannte. Es blieb alles so verdammt normal, und trotzdem kochte im Kessel der Tod.
    Aber wo waren die
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