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1509 - Der Dunkle und sein Schatten

Titel: 1509 - Der Dunkle und sein Schatten
Autoren: Unbekannt
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„Achtung, Gefahr!" sagte er mit der Stimme Eirenes, mit der sein Synthesizer zur Zeit programmiert war. „Die Lufttemperatur beträgt in dieser Tiefe bereits 237 Grad Celsius und nimmt laufend zu. Das hier ist vulkanogenes Gebiet mit dementsprechender geothermischer Tiefenstufe: ein Grad Celsius pro vierzehn Meter Tiefe in Richtung zum Mittelpunkt des Planeten."
    „Mir ist nicht heiß", gab Gesil sorglos zurück. „Dafür sorgt die Klimaanlage des SERUNS", erklärte der Pikosyn. „Sie kann jedoch nicht unbeschränkt lange auf Vollast arbeiten. Jetzt beträgt die Außentemperatur schon 251 Grad Celsius. Das liegt zwischen den Schmelzpunkten von Zinn und Wismut."
    „Was soll dieses Gejammer!" gab Gesil unwillig zurück. „Die Außenhaut des SERUNS enthält eine Ynkenit-Schicht. Die hat einen Schmelzpunkt von 100.000 Grad Celsius."
    „Darauf kommt es nicht an", stellte der Pikosyn klar. „Sondern darauf, wann der Punkt erreicht ist, bei dem die durch die Außenhaut dringende Hitze nicht mehr von der Klimaanlage kompensiert werden kann.
    Wird dieser Punkt erreicht, ist die Außenhaut zwar noch stabil, aber der Inhalt dürfte dann unbrauchbar sein."
    Gesil lachte.
    Aber schon nach kurzer Zeit wurde sie ernst. Die streng logische Argumentation des Pikosyns hatte in ihrem Bewußtsein eine Art Schleier zerrissen, der bisher alle Gedanken und Gefühle gedämpft hatte.
    Zum erstenmal seit dem „Abstieg" in die Tiefe von Mine-World musterte Gesil ihre Umgebung mit wachen, kritischen Augen und alarmiertem Bewußtsein.
    Ihr wurde klar, daß sie sich in einer Lage befand, in die sie nicht absichtlich hineingeraten war und die sie als gefährlich einstufte.
    Als noch viel gefährlicher aber stufte sie es ein, daß sie bisher nicht in der Lage gewesen war, das zu erkennen.
    Das konnte nur bedeuten, daß ihr Bewußtsein einer fremden Beeinflussung unterlegen gewesen war - und nicht nur ihres, sondern auch das von Gemsine Acheron.
    Per-E-Kit! dachte sie grimmig. Er hat uns hierhergeführt! War es das, was er wollte: uns oder zumindest mich in die Tiefe dieses Planeten zu entführen, zu welchem Zweck auch immer?
    Aber er soll seine Rechnung ohne mich gemacht haben! „Minikom-Verbindung zu Gemsine herstellen, PX-Kode!" befahl sie dem Pikosyn. „Hergestellt", meldete der winzige Syntronverbund des SERUNS. „Gemsine!" sagte Gesil eindringlich und beobachtete dabei das ausdruckslose Gesicht der Pilotin, dessen Abbild auf die Innenseite des Druckhelms projiziert wurde. „Per-E-Kit scheint uns in eine Falle locken zu wollen. Langsam abbremsen! Mal sehen, wie er darauf reagiert. Aber nur im Notfall von der Waffe Gebrauch machen!"
    In Gemsines Gesicht zeigte sich keine Regung. „Manuthe!" flüsterte die Pilotin, anscheinend in euphorischem Zustand. „Erfülle uns mit deinem Geist!"
    Gesil preßte die Lippen zusammen. Gemsine war unberechenbar und unzuverläßlich geworden.
    Sie befand sich im Bann eines fremden geistigen Einflusses. Das bewies auch die Tatsache, daß sie keine Anstalten traf, ihre Sinkgeschwindigkeit zu verringern. „Außentemperatur 349 Grad Celsius", meldete Gesils Pikosyn.
    Das Maß war voll.
    Sie zog ihren Kombistrahler, schaltete ihn auf Paralysator-Modus und richtete die Mündung auf den Kontiden, indem sie den Oberkörper vorbeugte und damit das Oberteil Per-E-Kits anleuchtete.
    Plötzlich bremste das Fremdwesen ab ...
     
    *
     
    Schlagartig wurde es dunkel.
    Gesil schoß. Hinterher hätte sie nicht sagen können, ob sie geschossen hatte, weil sie nur ihren Vorsatz verwirklichte oder ob sie den Schuß im ersten Schreck über die Verfinsterung ausgelöst hatte. „Ortung, Ortung!" rief sie dem Pikosyn ihres SERUNS zu. „Ich schalte auf Primitiv-Sonar", meldete der Pikosyn. „Alle anderen Wahrnehmungsysteme sind durch die Emissionen einer Blendgranate ausgefallen. Achte auf die Helminnenseite!"
    Gesil gehorchte.
    Sie wußte, daß „Primitiv-Sonar", nichts anderes war als Schallortung mittels Ultraschall. Diese Methode wurde von primitiven technischen Zivilisationen verwendet. Der SERUN verfügte nur für Notfälle über ein solches Gerät.
    Auf der Innenseite des Druckhelms erschien kurz darauf die Projektion dessen, was sich unterhalb Gesils im Schacht befand. Sie sah die etwas verschwommene, grünlich fluoreszierende Abbildung der Schachtwandung und des weiterhin abwärts schwebenden Kontiden.
    Aber sie sah noch mehr.
    Wenige Meter unterhalb von Per-E-Kit befand sich eine massive Platte oder
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