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1505 - Dorina, die Friedensstifterin

Titel: 1505 - Dorina, die Friedensstifterin
Autoren: Unbekannt
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auch sehr genau wissen. Nicht einmal er selbst hätte sich auf so etwas eingelassen, auch nicht in seinen besten Zeiten. Damals, als es um die beiden Planeten gegangen war, auf denen die Linguiden sich nichtsahnend niedergelassen hatten, hatten mehr als zwanzig Schüler ihn begleitet, und er hatte jeden von ihnen gebraucht.
    Wie also kam er dazu, ihr ein solches Angebot zu unterbreiten? „Und nun die zweite Möglichkeit", fuhr er fort. „Auf Taumond gibt es zu wenig Schlichter. Du kannst dort aushelfen."
    In diesem Augenblick war sie Garyo dankbar für die ausgedehnten Übungen zum Thema Selbstbeherrschung, auf die er so großen Wert gelegt hatte.
    Taumond? Aushelfen? „Bevor du eine Entscheidung triffst", sagte Baiin Weydar, „solltest du Verbindung zu deinem früheren Lehrer aufnehmen. Garyo hat dir einiges mitzuteilen."
    Sie ging schweigend hinaus.
    Garyo machte es kurz. „Warna liegt im Sterben", sagte er. „Und Segur läßt niemanden mehr an sich heran. Wenn du nicht hilfst, ist es aus mit ihm.
     
    10.
     
    Hajmayur, 374. Lektion Der Meister fragte: „Was ist die dritte Funktion der Sprache?"
    Die Schülerin antwortete: „Die dritte Funktion der Sprache ist die Veränderung der Wirklichkeit."
    Der Meister fragte: „Wie können wir die dritte Funktion der Sprache beschreiben ?"
    Die Schülerin antwortete: „Da die Subjektive und die Individuelle Realität nur Teilrealitäten darstellen, die vom persönlichen Standpunkt eines Volkes oder eines Individuums abhängig sind, läßt sich dieser Standpunkt mit Hilfe der Sprache verändern und sogar umkehren. Eine Veränderung der Begriffe ist mit einer Veränderung der Wirklichkeit gleichzusetzen."
     
    *
     
    Planet Taumond Für Warna war es zu spät. Dorina konnte ihr das Sterben erleichtern, aber das war auch schon alles.
    Segur hatte sich in seinem Kummer vergraben und seine Beziehungen zur Außenwelt einfach abgebrochen. Die Farm drohte zu verkommen. Unter den Mitarbeitern waren mehrere, die Segurs Platz hätten einnehmen können, aber sie konnten sich untereinander nicht einig werden.
    Für Dorina begann eine deprimierende Zeit. Der Tod ihrer Mutter, Segurs verbitterte Trauer, die miteinander zerstrittenen Mitarbeiter, der überstürzte, seltsam unpersönliche Abschied von der VAROAR, Meister Baiin Weydars Verhalten - es war einfach zuviel. Ihre innere Ruhe, die heitere Ausgeglichenheit, die sie normalerweise bei der Arbeit empfand, all das war dahin. Dementsprechend tat sie sich schwer.
    Nichts wollte ihr gelingen.
    Nach einem frustrierend nutzlosen Versuch, wenigstens Segur erst einmal aus seiner Isolation herauszuholen, saß sie an Warnas ehemaligem Arbeitsplatz, bereit, die Waffen zu strecken und Garyo um Hilfe zu bitten.
    Da erinnerte sie sich plötzlich daran, daß sie hier, auf dem Planeten Taumond, noch einen anderen Freund hatte, einen, der immer geduldig zuhörte und niemals die falschen Antworten gab, bei dem man auch nie zu fürchten brauchte, daß man versehentlich eine falsche Kette zusammensetzte.
    Sie verließ das Haus, durchquerte den Garten und stieß die quietschende kleine Holztür auf.
    In den Hügeln hatte sich nichts verändert. Der Bach murmelte noch immer zwischen den Steinen, die Chinabas dufteten, und direkt neben Gatours Lebensstrauch, der sogar ein paar Blüten trug, saß ein wilder Sluck am Ufer und trank. Er wandte sich zur Flucht, als er Dorina erblickte. Sie rief ihn an, in den glucksenden Lauten, die sie schon in ihrer frühen Kindheit so gut gekannt hatte. Der Sluck sah sie erstaunt an. Nach einer Weile antwortete er, kam zögernd näher und setzte sich vor sie hin. Sie versicherte ihm mit Gesten und Lauten, daß sie nicht die Absicht hatte, ihm sein Revier streitig zu machen. Nach einiger Zeit ging er davon.
    Der Weg zum Gipfel war ihr Schritt für Schritt vertraut. Als sie die von Felsen umgebene Mulde erreichte, blieb sie stehen.
    Ihr Kima-Strauch war gar kein Strauch mehr. Sie betrachtete ihn voller Ehrfurcht und Staunen. Er war zu einem kräftigen jungen Baum herangewachsen und trug unzählige Blüten. Die Blüten waren schalenförmig, leuchtend weiß mit goldener Mitte, und jede von ihnen war von zwei glatten, ovalen Blättern umgeben, die auf der Unterseite silbrig glänzten.
    Sie blieb an diesem Tag sehr lange dort oben. Als sie ins Tal zurückkehrte, fühlte sie sich wie neugeboren.
    Sie ging geradewegs zu Segur, und diesmal fand sie die richtigen Worte. Am nächsten Tag setzte sie sich mit den Mitarbeitern
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