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1505 - Dorina, die Friedensstifterin

Titel: 1505 - Dorina, die Friedensstifterin
Autoren: Unbekannt
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daher auch nicht begreifen können, weil wir selbst Bestandteil dieses Universums sind."
    Der Meister fragte: „Wie läßt sich die Absolute Realität beschreiben?"
    Die Schülerin antwortete: „Die Begriffe der Absoluten Realität sind uns ohne Ausnahme unbekannt. Darum können wir sie weder beschreiben, noch verstehen. Um das zu können, müßten wir wissen, was das Universum tatsächlich ist."
     
    *
     
    1146 NGZ, Zeit der Frühblüte Es war ein grauer, regnerischer Tag. Vor dem Fenster pfiff ein Mi’inah sein melancholisches Lied. Der Sluck, der wie üblich auf dem Küchenautomaten lag und schlief, erwachte aus seinen Träumen, öffnete die Augen und dachte darüber nach, ob es sich lohnte, nach draußen zu gehen und den Mi’inah zu fangen. „Laß es bleiben", empfahl Warna Vaccer. „Du holst dir da draußen nur ein nasses Fell. Den Mi’inah erwischst du sowieso nicht. Und wenn doch, kriegst du Ärger mit mir!"
    Der Sluck betrachtete Warna sekundenlang mit weit geöffneten Augen. Dann gähnte er demonstrativ und bettete das Kinn auf seine Pfoten. „Mi’inah!" plapperte Dorina Vaccer, sechs Monate Standardzeit jung, und kletterte auf das Fensterbrett. „Fang du nicht auch noch an!" warnte Warna. „Laß ihn in Frieden, Kleines. Ich mag es, wenn er da draußen singt."
    Dorina Vaccer hatte den Mi’inah entdeckt und drückte sich an der Fensterscheibe die Nase platt.
    Der Mi’inah hatte die Größe einer Faust und smaragdfarbenes Gefieder. Als er Dorina erblickte, ließ er ein langgezogenes, schrilles Pfeifen hören. Der Sluck richtete sich hastig auf und sprang vom Küchenautomaten hinab. Mit zwei langen Sätzen war er auf dem Fensterbrett. Der Mi’inah flog erschrocken davon. „Nun habt ihr beiden es also doch geschafft!" stellte Warna Vaccer ärgerlich fest. „Warum konntet ihr ihn nicht in Ruhe lassen?"
    Dorina Vaccer kroch auf dem Fensterbrett entlang, um den Mi’inah nicht aus den Augen zu verlieren. Dabei stieß sie gegen den Sluck. Der Sluck erschrak, machte einen Buckel und fauchte.
    Und da geschah es: Dorina fauchte zurück.
    Dorinas Fauchen fiel so kräftig aus, daß der Sluck vor Schreck vom Fensterbrett fiel und entsetzt die Flucht ergriff. Dorina hangelte sich auf den Boden hinab und rannte hinter ihm her.
    Warna Vaccer ließ ihre Arbeit im Stich und folgte den beiden auf den Flur hinaus. Der Sluck war zur Zeit etwas reizbar. Wenn Dorina ihm allzu nachdrücklich auf den Pelz rückte, würde ihr das zumindest einige blutige Kratzer einbringen. „Laß ihn in Ruhe, Dorina!" rief Warna, als sie ein wütendes Fauchen aus der Ecke hinter dem Blumenkübel vernahm. „Komm sofort her!"
    Keine Antwort.
    Sie beugte sich über den Blumenkübel und hörte ein leises, kehliges Gurren. Fassungslos blickte sie auf den Sluck, der mit gesträubtem Fell und blitzenden Krallen in der Ecke hockte, während Dorina ihn liebevoll streichelte.
    Es war nicht der Sluck, der da gurrte - er war keineswegs in zärtlicher Stimmung -, sondern es war Dorina.
    Warna hatte im Augenblick keine Zeit, darüber nachzudenken, was das bedeutete. Sie wußte nur, daß dieser Trick unmöglich funktionieren konnte. Aber noch wahrend sie überlegte, wie sie die beiden voneinander trennen konnte, ohne dabei zu riskieren, daß der Sluck Dorina ins Gesicht fuhr, beruhigte sich das Tier und zog die Krallen zurück. Dabei blickte es ziemlich klaglich zu Warna auf und produzierte jenes schluckende Glucksen, dem die Slucks ihren Namen verdankten.
    Dorina zauste ihm hingebungsvoll den Pelz. „Laß ihn zufrieden, Kleines", sagte Warna. „Er mag jetzt nicht gestreichelt werden."
    Dorina blickte auf den Sluck und gluckste leise. „Sluck!" machte das Tier und zeigte seine Krallen.
    Dorina kroch aus der Ecke und kehrte aufs Fensterbrett zurück.
     
    *
     
    „Sie hat seine Sprache nicht nur nachgeahmt", sagte Warna Vaccer am Abend zu ihrem Mann. „Sie hat sie benutzt. Es war ganz offensichtlich. Wir sollten sie einem Schlichter vorstellen, und zwar so schnell wie möglich."
    Segur Vaccer trat an den Küchenautomaten und nahm sein Abendessen in Empfang. Der Sluck hatte seinen Stammplatz eingenommen. Wenn er wußte, daß Segur im Anmarsch war, brachte nicht einmal ein flügellahmer Mi’inah ihn von dort oben herunter.
    Das Tier streckte sich und starrte mit unverhohlener Gier auf Segurs Teller. „Sluck-Sprache!" knurrte Segur. „Der Sluck ist ein Tier, und ich bin verdammt froh darüber, daß er nicht sprechen kann. Das einzige, was
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