Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1505 - Dorina, die Friedensstifterin

Titel: 1505 - Dorina, die Friedensstifterin
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
was einzigartig war? Ein neues, einmaliges Talent? Eine Begabung, die das, was man gemeinhin als das Talent bezeichnete, weit in den Schatten stellte?
    Aber was war das?
    Da erklangen plötzlich Wörter in einer Sprache, die Dorina nie zuvor gehört hatte. Sie lauschte wie gebannt.
    Es war eine fremde, merkwürdige Sprache, die einer sehr seltsamen, ungewohnten Melodie zu folgen schien, sehr hoch, sehr schrill, manchmal fast pfeifend und dann wieder so sanft und melancholisch wie der Gesang eines Mi’inahs. „Wer ist da? Identifiziere dich. Nenne deinen Namen!"
    Dorina erschrak fast zu Tode. Hastig schlug sie auf einen Schalter. Die fremde Sprachmelodie war weg - aber die andere Stimme auch.
    Dorina saß zitternd vor dem Lehrer und hatte Mühe, ihren Atem unter Kontrolle zu bringen. „Dorina?"
    Neues Erschrecken, das ihr in alle Glieder fuhr.
    Hatte man sie entdeckt? Ging es so schnell, wenn sie einen ungebetenen Zuhörer aufspüren mußten? Hatten sie sogar schon Warna verständigt?
    Wer weiß, welche Mittel sie dort hatten! Hajmayur war ein Ort, an den man nur schwer herankam - soviel hatte Dorina immerhin schon herausgefunden. War da nicht anzunehmen, daß sie diesen Ort auch auf besondere Weise zu schützen verstanden? „Dorina? Wo steckst du?"
    Der Sluck spürte, daß etwas nicht in Ordnung war. Er fauchte Dorina eine Warnung zu, und als sie ihm nicht augenblicklich folgte, beschloß er, zuerst an seine eigene Haut zu denken, und sprang aus dem Fenster.
    Die Tür wurde geöffnet. Warna blickte in den Raum, in dem der Lehrer stand. „Warum antwortest du denn nicht?" fragte sie verwundert. „Ich brauche dich drüben am Terminal. Mit der Bewässerungsanlage in Süd-Eins ist etwas nicht in Ordnung, und ich kann nicht die Pumpen kontrollieren und gleichzeitig die Sämaschinen im östlichen Sektor überwachen."
    Dorina ließ den angehaltenen Atem ausströmen. „Ist etwas nicht in Ordnung?" fragte Warna besorgt. „Nein", erwiderte Dorina hastig. „Ich hatte es nur gerade mit einer sehr schwierigen Aufgabe zu tun."
    „Du lernst zu viel", bemerkte Warna kritisch. „Dabei bist du doch sowieso schon weit über dein Pflichtpensum hinaus."
    „Es macht mir Spaß", versicherte Dorina und lächelte. „Ich komme gleich. Ich muß nur noch den Lehrer abschalten."
    Warna eilte davon.
    Dorina befahl dem Lehrer, ihr alle auf legalem Wege erreichbaren Informationen über die neue, fremde Sprache zu beschaffen. Sie erfuhr, daß es die Sprache eines Volkes war, das in der kosmischen Nachbarschaft lebte. „Blues", nannte man sie in Interkosmo - einer Sprache, die im Programm des Lehrers enthalten war.
    Zur Zeit der Sommerdürre tauchten die ersten bluesschen Programme im Unterhaltungsangebot von Taumond auf. Zur Verwunderung ihrer Eltern verstand Dorina diese neue Sprache fast auf Anhieb. Dorina hielt es für besser, ihnen nichts über die Quelle dieser Kenntnisse zu sagen, denn sie hätte dabei Hajmayur erwähnen müssen.
    Das wollte sie lieber nicht riskieren
     
    5.
     
    Hajmayur, 152. Lektion Der Meister fragte: „Was ist die Individuelle Realität?"
    Die Schülerin antwortete: „Die Individuelle Realität basiert auf den persönlichen Lebensumständen und Erfahrungen des Individuums."
    Der Meister fragte: „Wie beschreiben wir die Individuelle Realität?"
    Die Schülerin antwortete: „Die Individuelle Realität umfaßt die Ebene der Gefühle, Gedanken und Ideen, der Phantasie und des Glaubens. Ihre Begriffe beschreiben Phänomene, die nicht nach allgemeingültigen Regeln meßbar sind und von den Einzelwesen in völlig unterschiedlicher Art und Weise erlebt werden. Diese Phänomene können unsere Sicht der Subjektiven Realität beeinflussen und verzerren. Auf dem Umweg über die Begriffe der Individuellen Realität läßt sich daher die Subjektive Realität manipulieren."
     
    *
     
    1149 NGZ, Zeit der Haupternte „Dies ist dein Kima-Strauch", sagte Warna. „Segur hat ihn gepflanzt, als du geboren wurdest.
    Der Strauch ist mit dir verbunden, dein ganzes Leben lang."
    „Warum zeigt ihr ihn mir erst jetzt?" fragte Dorina. „Weil es bei uns so üblich ist."
    „Und warum blüht er nicht?"
    „Er ist noch zu jung dazu. Er wird ganz sicher blühen - später, wenn die Zeit dafür gekommen ist."
    Dorina dachte über diese Antwort nach. „Ich möchte mit meinem Kima-Strauch sprechen", sagte sie schließlich. „Wenn du willst, kannst du ihm jeden Tag eine Rede halten", kommentierte Segur Vaccer aus dem Hintergrund, und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher