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1498 - Horrortrip des Sensenmannes

1498 - Horrortrip des Sensenmannes

Titel: 1498 - Horrortrip des Sensenmannes
Autoren: Jason Dark
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Es befinden sich nur wenige Schüler im Haus. Ich will nicht, dass es zu einer Panik kommt, deshalb behalten wir die Sache für uns. Tatsache ist allerdings, dass man uns bedroht und dass jemand dahintersteckt, den es eigentlich nicht geben darf, der aber trotzdem existiert. Genau das bereitet mir Sorgen. Ich werde mich noch mal um diese alte Legende kümmern, aber dass sie angefangen hat, wahr zu werden, stimmt.«
    Der Lehrer wunderte sich, mit welch einer Überzeugung die Frau gesprochen hatte.
    »Sind Sie denn so fest davon überzeugt?« flüsterte er.
    »Das bin ich.«
    »Nur weil ich…«
    »Nein, nein, das hat damit nichts zu tun. Geben Sie jetzt acht.« Ihre rechte Hand verschwand in der Tasche des Morgenrocks und kam mit einem Blatt zwischen den Fingern wieder hervor. Sie faltete es auf und sagte: »Das fand ich auf meinem Schreibtisch am heutigen Abend, Phil. Ich lese Ihnen die Botschaft vor.«
    »Bitte.«
    »Nichts ist vergessen. Ich bin wieder da. Ihr werdet büßen, denkt daran. Der Tod ist nah. Er beobachtet euch. Er will eure Köpfe haben…«
    Phil Bennett hatte sehr genau zugehört und konnte nicht vermeiden, dass über seinen Rücken eine Gänsehaut rann. Sekundenlang schloss er die Augen. Er musste diesen Text erst mal verdauen, der eine Drohung war, und sie hatte sich bereits zum Teil erfüllt, wenn auch nicht so blutig wie angedeutet.
    »Sie sind in Gefahr, Mabel.«
    Die Rektorin steckte die Nachricht wieder ein. »Wir alle sind in Gefahr. Wir, die beiden Lehrpersonen, und auch die hier gebliebenen Schüler. Das kann noch böse werden. Vor uns liegt ein Wochenende. Die Ferien sind erst am nächsten Mittwoch beendet. Und bis dahin stehen wir ziemlich auf dem Schlauch.«
    »Sollen wir die Schüler wegschicken?«
    »Mit welch einer Begründung?«
    »Uns wird schon was einfallen«, sagte Phil lahm.
    »Nein, das würde uns keiner glauben.«
    »Und was ist mit der Polizei?«
    »Da wären wir dann die Lachnummer. Nein, Phil, das ist eine Sache, die wir allein durchziehen müssen. Etwas Positives hat es: Wir wissen Bescheid und können uns darauf einstellen.«
    »Und wie?«
    »Keine Ahnung. Das müssen wir unserer Fantasie überlassen. Ich denke, dass wir schon das Richtige tun werden, wenn es so weit ist. Wir sind schließlich kreativ.«
    »Toll, dass Sie es so sehen, Mabel, wirklich. Aber ich habe schon leichte Magenschmerzen dabei.«
    »Fragen Sie mich mal.«
    Phil Bennett stand auf. Er musste sich einfach bewegen, und er merkte, dass der Whisky nicht nur aus einem Schluck bestanden hatte. Bei den ersten Schritten hatte er leichte Probleme mit dem Gleichgewicht. Doch er hatte sich schnell wieder gefangen und ging auf das Fenster zu.
    Auch Mabel Cramers Wohnung lag zur Seeseite hin.
    Phil schob eine Gardine zur Seite und blickte hinaus in die vom Mond erhellte Dunkelheit. Er sah das freie Gelände vor der Schule, er schaute auf das Ufer, wo schwache Wellen auf dem Kies ausliefen, er sah das Wasser, und die gesamte Szenerie wurde vom leichenhaft bleichen Licht des Mondes übergossen.
    »Er ist nicht mehr da«, erklärte er.
    »Das habe ich mir gedacht, Phil. Aber er wird zurückkehren, und dann können wir ihn erwarten.«
    »Lieber nicht. Ich spüre, dass er beim nächsten Erscheinen Ernst machen wird.«
    »Gut, und was sollen wir tun?«
    Bennett wunderte sich darüber, wie locker die Stimme der Rektorin noch klang, wo man ihr doch eine derartige Drohung geschickt hatte, die nicht auf die leichte Schulter genommen werden durfte. Er drehte sich vom Fenster weg und stieß seine Hände in die beiden Jacketttaschen.
    »Ich habe keine Ahnung. Ich weiß es wirklich nicht.«
    »Dann sollten wir darüber schlafen«, schlug die Rektorin vor.
    »Bitte?« Phil wunderte sich. »Meinen Sie denn, dass Sie schlafen können?«
    »Warum nicht?«
    »Sie haben Nerven, Mabel!«
    »Klar, die braucht man an dieser Schule auch. Aber das wissen Sie ja selbst, Phil. Es ist besser, wenn auch Sie sich hinlegen. Morgen können wir weiter nachdenken.«
    »Ist gut.« Bennett schaute zu, wie sich seine Vorgesetzte noch einen Schluck Whisky gönnte. Sie trank auf ihn, auf sich und darauf, dass sie dem Spuk ein Ende bereiten wollten.
    »Gut, dann ziehe ich mich jetzt zurück.«
    »Ja. Schlafen Sie gut, Phil.«
    Phil Bennett lachte nur. Er öffnete die Tür und trat hinaus in den Flur. Der sah so leer aus wie immer. Es gab nicht nur Licht, sondern auch Schatten, und die krochen wie Geister über den Boden.
    Eigentlich war alles normal.
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