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1498 - Horrortrip des Sensenmannes

1498 - Horrortrip des Sensenmannes

Titel: 1498 - Horrortrip des Sensenmannes
Autoren: Jason Dark
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wird.« Sie lächelte knapp und fragte dann: »Wollen Sie nicht eintreten? Für einen Schluck Rotwein sollte man immer Zeit haben, denke ich. Außerdem haben wir Ferien.«
    Der Lehrer entschied sich blitzschnell.
    »Okay, Mabel, ich habe nichts dagegen.«
    »Wunderbar, dann treten Sie bitte ein.«
    Phil ließ sich nicht lange bitten. Über die Einladung war er noch immer so überrascht, dass er seine Gedanken nicht ordnen konnte.
    Er betrat ein Zimmer, das eine Mischung aus Büro und Bibliothek war. Die Frau trug einen seidenen Morgenrock. Das schwarz gefärbte Haar hatte sie hochgesteckt. Es wurde von gelben Spangen gehalten.
    Mabel Cramer war nicht mehr die Jüngste. Vom Alter her reichte sie an die sechzig Jahre heran, aber sie war noch immer verdammt agil und konnte fast so streng wie eine Zuchtmeisterin sein.
    »Was haben Sie denn da Schönes in dem Beutel, Phil?« fragte sie locker.
    Die Antwort rutschte Phil Bennett förmlich über die Zunge hinweg, bevor er begriff, welchen Schock er damit bei ihr auslösen würde.
    »Ihren Kopf, Mabel.«
    ***
    Mrs. Cramer stand plötzlich still, und das genau einen Meter vor der kleinen Sitzgruppe aus Leder.
    »Ähm – was sagten Sie, Phil?«
    Scheiße!, schoss es ihm durch den Kopf. Er hätte am liebsten alles rückgängig gemacht, was leider nicht mehr möglich war.
    »Ja, ich…«
    Die Rektorin drehte sich um. »Sie haben doch von meinem Kopf gesprochen – oder?«
    Bennett nickte und sagte: »Das ist richtig.«
    Mabel Cramer schaute ihn an. Ihr Gesicht verzog sich, aber es war kein Lächeln, das sie ihm schenkte. Dafür verengten sich ihre Augen, und sie fragte: »Sie haben also meinen Kopf in diesem Beutel da?«
    Der Lehrer wand sich. »Ja – nur – ähm…«
    »Moment, Phil. Schauen Sie mich an. Was sehen Sie da? Habe ich noch einen Kopf oder nicht?«
    »Ja, das schon.«
    »Da bin ich aber froh, dass Sie mir das bestätigen. Es macht nämlich keinen Spaß, ohne seinen Kopf herumzulaufen, wobei ich bezweifle, dass dies überhaupt möglich ist.«
    Du bist ein Idiot. Du hast dich dämlich benommen. Die Vorwürfe zuckten durch den Kopf des Lehrers. Wie hatte er sich nur diesen Ausrutscher erlauben können.
    Mabel Cramer zog den Morgenmantel fester um ihren Körper.
    »Was haben Sie wirklich in diesem Beutel?«
    »Es bleibt dabei. Ihren Kopf.«
    Die Rektorin beherrschte sich, nur ihre Stimme klang leicht heiser.
    »Wollen Sie ihn mir zeigen?«
    »Ich weiß nicht, Mabel, ob das gut ist.«
    »Ich will ihn aber sehen.«
    »Ja, ja.« Bennett nickte und ging zum Schreibtisch. Er war alt und sehr stabil, und auf die große Arbeitsfläche stellte Bennett den Beutel ab.
    Mabel trat näher. Sie war wirklich neugierig.
    Phil wusste, dass er es tun musste. Wenn diese Frau sich einmal auf etwas eingeschossen hatte, ließ sie nicht mehr davon los.
    Er öffnete den Leinenbeutel und schaute die Rektorin dabei an, die schief lächelte.
    »Da ist er…«
    Nach diesen Worten zog er den Kopf hervor und stellte ihn auf den Schreibtisch…
    ***
    Phil Bennett hatte erwartet, dass die Rektorin schreien oder irgendwie anders durchdrehen würde. Aber das trat nicht ein. Sie hatte sich stark in der Gewalt und bewies einmal mehr, wie abgebrüht sie sein konnte, denn nicht ein Wort drang über ihre Lippen. Nur ein scharfer Atemzug.
    Phil Bennett wartete ab, bis sie sich wieder gefangen hatte, und das dauerte gar nicht mal so lange. Sie nickte und bestätigte diese Bewegung durch die folgenden Worte.
    »Ja, es ist tatsächlich mein Kopf. Aber nicht der echte.«
    »Seien Sie froh.«
    Mabel Cramer lächelte und zuckte mit den Schultern. Danach trat sie bis an den Schreibtisch heran, fasste in das schwarze Haar, hob den Kopf an und betrachtete ihn von allen Seiten.
    »Gute Arbeit«, lobte sie. »Wirklich nicht schlecht. Ich bin sehr beeindruckt.«
    »Ich weniger.«
    »Und warum?«
    »Der Fund hat mich geschockt.«
    »Kann ich mir denken.« Sie ließ den Kopf los und packte ihn in den Beutel, den sie dann neben den Schreibtisch auf den Boden stellte.
    »Wo fanden Sie ihn?«
    »Am Seeufer.«
    »Ach ja?« Diesmal konnte sie lächeln, auch wenn es nicht eben fröhlich aussah. »Was halten Sie davon, wenn wir uns auf den Schreck einen anständigen Whisky gönnen?«
    »Ich bin dabei.«
    »Gut, setzen Sie sich.«
    Phil ging auf die hellbraune Sitzgruppe zu und pflanzte sich in einen der bequemen Sessel. Er wunderte sich darüber, wie gut die Nerven dieser Frau waren. Andere wären durchgedreht oder hätten
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