Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1498 - Horrortrip des Sensenmannes

1498 - Horrortrip des Sensenmannes

Titel: 1498 - Horrortrip des Sensenmannes
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
nicht.
    »Wer hat sich denn hier rächen wollen?« fragte sie mich. »Der Sensenmann oder diese Lena?«
    »Beide vielleicht?«
    »Ich habe keine Ahnung, kann auch keine Verbindung sehen.«
    Es war schon ein kleines Problem. Aber mir fiel ein, was ich bei der ersten Begegnung gesehen hatte, als wir aufeinander getroffen waren, bevor der Sensenmann wieder verschwand.
    »Da ist noch etwas gewesen«, murmelte ich.
    »Was meinst du?«
    Ich erklärte es Jane.
    »Na und?«
    »Ich weiß auch nicht, Jane, aber das können durchaus zwei Personen in einer gewesen sein.«
    »Erklär es mir genauer.«
    »Warte es ab.« Da ich an der rechten Seite saß, bewegte ich mich zur anderen hin, um auf die Stelle zu schauen, die sich noch immer wie ein heller Teppich auf der Oberfläche ausbreitete. Warum war er nicht verschwunden. Was hatte dieses Restlicht vor?
    Ich fand noch keine Antwort.
    Jane beobachtete mich von der Seite und sah mein angespanntes Gesicht.
    »Du suchst was – oder?«
    »Ja, die Lösung.«
    »Haben wir die nicht schon erlebt?«
    »Nein, Jane, da fehlt noch was!«
    Als hätte ich ein Stichwort gegeben, fing das Wasser plötzlich an, sich in der Tiefe zu bewegen. Der Grund war für uns nicht erkennbar, nur wurde etwas in die Höhe gespült, und das sahen wir, als es in den Bereich des Lichts geriet.
    Ein Körper?
    Ja, auch das. Aber ein besonderer, denn er war bereits verwest und zu einem Skelett geworden, wobei wir auf keine blanken Knochen schauten, sondern auf ein Gerippe, das von Tang und anderen Wasserpflanzen umwickelt war.
    »Aber der Kopf liegt frei«, flüsterte Jane.
    Ja, das war seltsam. Noch hatte das nach oben treibende Skelett das helle Licht nicht ganz erreicht, aber es glitt immer näher darauf zu, und so gelang es uns, einen Blick in das Gesicht zu werfen.
    Nein, das war eigentlich kein Gesicht.
    Und doch war es eines.
    Wir sahen Lena, das Mädchen, das vor langer Zeit vergewaltigt, gequält und danach in den See geworfen worden war. Nur der Körper war verwest, nicht ihr Kopf, den wir jetzt sehr deutlich sahen.
    Uns beiden stockte der Atem.
    Es war das Gesicht eines Menschen, daran gab es keinen Zweifel.
    Aber es war mehr als das, denn jemand, dem Lena wohl letztendlich ihr Dasein geweiht hatte, der hatte an ihr seine Spuren hinterlassen.
    Die Züge waren verzerrt. An der Stirn war es irgendwie verbreitert.
    Zum Kinn hin wirkte es zusammengepresst, und die Haut schimmerte in einer Farbe, die aus kleinen Flammen zu bestehen schien.
    Augen, in denen plötzlich Feuer sprühte, und mir war klar, was wir da sahen.
    Ein Abziehbild des Teufels!
    Er hatte sich Lena geholt. Vielleicht hatte sie sich ihm auch angeboten. Erfahren würden wir es nie, denn das Gesicht war so weit in die Höhe gestiegen, dass es mit dem Licht von meinem Kreuz auf der Wasseroberfläche in Berührung kam.
    Und das war stärker als die Höllenkraft!
    Innerhalb einer Sekunde löste es sich auf und wurde zu einem Teil des Lichts, das danach allmählich verlosch.
    Jane und ich saßen nur da und schauten uns an. Die Detektivin übernahm das Wort.
    »Ich möchte es gerne verstehen, aber es ist verdammt schwer. Wenn die Hölle Regie führt, ist man wohl nur Statist. Der Teufel hatte sich ihrer angenommen. Warum?« Sie hob die Schultern. »Er wird es uns wohl nicht sagen, John.«
    »Bestimmt nicht«, erwiderte ich und angelte das kopflose Skelett aus dem Wasser. Auch jetzt noch hatte es ein ordentliches Begräbnis verdient…
    ***
    Durch den Dunst ruderten wir zurück zum Steg, wo uns fünf Schüler erwarteten. Die Mädchen hatten die drei Jungen alarmiert und eingeweiht. Sie hatten Taschenlampen mitgenommen und leuchteten uns den Weg.
    Jane stieg aus dem Boot. Ich blieb sitzen, denn ich wollte das Skelett nicht vor den Augen der Zeugen ausladen.
    Mit beiden Händen winkte Jane in Richtung Schule.
    »Bevor ihr Fragen stellt, lasst uns hineingehen, denn ich muss euch einige Nachrichten überbringen, die nicht eben eine Freude sind.«
    Das stimmte, aber das überließ ich Jane. Mir blieb nichts anderes übrig, als die Kollegen zu kontaktieren, die sich um die Leichen und deren Abtransport kümmern mussten.
    Ich hielt das Handy in der Hand, sprach und schaute dabei auf den See hinaus, auf dem alles so friedlich aussah. Das letzte Licht war von der Oberfläche verschwunden, als hätte es all den Schrecken nicht gegeben…
    ENDE
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher