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1497 - Die Gespenster-Villa

1497 - Die Gespenster-Villa

Titel: 1497 - Die Gespenster-Villa
Autoren: Jason Dark
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können.
    »Abgeschlossen?« fragte Suko.
    »Nein.«
    Suko probierte es. Völlig normal ließ sich die Haustür öffnen, und wir schoben uns hinein.
    Manchmal kann man den Tod riechen. Es ist mir nicht möglich, den Geruch zu beschreiben. Dafür muss man schon ein besonderes Gefühl entwickelt haben.
    Ich merkte wohl ein leichtes Kribbeln, aber einen Toten sahen wir nicht, als wir das Sterbezimmer betraten, wie der junge Kollege den Raum genannt hatte.
    »Schrecklich«, flüsterte er.
    »Was ist schrecklich?«
    »Diese Erinnerungen, Mr. Sinclair.« Er deutete nach rechts. »Und dort steht auch die Liege, auf der er gelegen hat. Das ist einfach schlimm, finde ich.«
    Wir konnten ihn verstehen, und Suko machte den Vorschlag, nach oben zu gehen. Er wollte sich dort umschauen. Mason Fox und ich blieben in der unteren Etage zurück.
    »Welche Räume gibt es hier noch?« fragte ich.
    »Das sind mehr Kammern. Man hat hier unten kaum etwas verändert. Mein Großvater hat sie auch nie benutzt. Da stehen noch die alten Möbel wie in einem Museum.«
    »Und was war mit Ihren Eltern?«
    »Die haben hier auch gelebt.«
    Ich schaute mich in den anderen Räumen um. Irgendwelche Hinweise auf den verschwundenen Toten fand ich nicht. Das war alles so normal, bis eben auf die leere Totenliege.
    Als ich sie mir ansah, überlegte ich, was man mit einer Leiche anfangen konnte. Ich wusste es schon, denn ich dachte an eine der widerlichsten Arten von Dämonen, an die Ghouls, die sich vom Fleisch der toten Menschen ernährten.
    Sollte der alte Mann tatsächlich von einem Ghoul geholt worden sein, oder von einem Helfer, der die Beute an den Ort brachte, wo man sie bereits erwartete?
    Es war nichts unmöglich auf dieser Welt. Mir kamen trotzdem Zweifel, denn wenn ein Ghoul hier im Haus gewesen wäre, dann hätte er auch einen bestimmten Geruch hinterlassen. Diese schleimigen Wesen stanken nach Verwesung und Friedhof, und wenn sie einmal irgendwo waren, hielt sich ihre widerliche Ausdünstung recht lange.
    Mason Fox tat nichts. Er stand mit dem Rücken zum Fenster und schaute auf seine Schuhe.
    »Geht es Ihnen nicht gut?« fragte ich.
    »Nun ja, das ist so eine Sache. Körperlich kann ich nicht klagen. Aber in meinem Innern sieht es anders aus. Hier zu stehen und nachzudenken ist für mich nicht leicht.«
    »Das verstehe ich.«
    Er lächelte knapp. »Ich möchte auch nicht länger hier bleiben, und Sie brauchen mich nicht zu fahren. Nicht weit entfernt befindet sich eine Haltestelle. Ich kann die Tube nehmen.« Er hob die Schultern.
    »Ich muss jetzt mal für mich allein sein. Jeder Mensch braucht eine Zeit der Trauer. Das ist auch bei mir nicht anders.«
    Das war verständlich. Ich ging noch mit ihm zur Tür und sagte:
    »Sollte sich etwas Neues ergeben, werde ich Sie anrufen. Können Sie mir Ihre Nummer geben?«
    »Klar.« Er schrieb sie auf einen kleinen Zettel, den ich einsteckte.
    Danach warf er noch einen letzten Blick in das Zimmer. Als er sich die Liege anschaute, kämpfte er mit den Tränen. Er drehte sich hastig um und lief nach draußen.
    Wieder einmal hatte ich einen Menschen kennen gelernt, dem das Schicksal übel mitgespielt hatte. Ich hoffte nur, dass er sich zur rechten Zeit fing und nicht daran zerbrach. Wäre sein Großvater völlig normal gestorben, hätten die Dinge anders ausgesehen. Aber hier war nichts normal. Und das gab uns Rätsel auf.
    Suko befand sich noch in der oberen Etage, als sich mein Handy meldete.
    Glenda wollte etwas von mir. »Hallo«, sagte ich, »du hast Neuigkeiten?«
    »Klar. Sonst hätte ich nicht angerufen.«
    »Und welche?«
    »Die Sache mit dem Toten stinkt.«
    »Ach?«
    »Es gibt tatsächlich Hinweise auf verschwundene Leichen. Man hat dieser Tatsache allerdings keine große Bedeutung beigemessen.«
    »Was heißt das, Glenda?«
    »Es wurde nie an die große Glocke gehängt.«
    »Gut. Und weiter?«
    »Ich bin noch dabei, die Namen herauszufinden. Aber ich kann dir schon jetzt sagen, dass es nicht nur Greisinnen oder Greise waren, die verschwunden sind. Auch jüngere Personen.«
    »Wie viele ungefähr?«
    »Bisher bin ich über die Zahl fünf nicht hinausgekommen, aber das kann sich ändern.«
    Ich wiegelte ab. »Lieber nicht. Der eine Tote hier reicht mir schon.«
    »Denkst du an Ghouls?«
    »Ich ziehe es zumindest in Betracht. Suko und ich sind jetzt in diesem Haus, das Mason Fox wohl erben wird. Eine Spur, die auf Ghouls hindeutet, haben wir nicht gefunden.«
    »Egal. Ich recherchiere
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