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1495 - Die Generalprobe

Titel: 1495 - Die Generalprobe
Autoren: Unbekannt
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viele Stimmen. „Dann rettet das wahre Leben!" Sie wollten das Plasma aus der Halle hinaustragen und es in der Nähe des Wasserlaufs verstecken. Dies wäre jedoch gleichbedeutend mit seinem Tod gewesen. Das Plasma wußte selbst genau, daß es nur dann in Sicherheit gebracht werden konnte, wenn es irgendwo auf dem Planeten eine Kuppel mit autarken Versorgungssystemen gab. Diese existierte nicht, und damit war die Idee der Matten-Willys hinfällig. Die anderen Ideen dieser fürsorglichen Wesen waren wesentlich weniger brauchbar, außerdem hätten sie die vielen Tonnen Plasma gar nicht tragen können. Sie waren zu schwach dazu. Sie hätten die Posbis und alle Beiboote des Schiffes dazu benötigt, aber das war nicht möglich. Die Bedrohung war zu nahe, als daß ein solcher Versuch zu einem sinnvollen Ergebnis geführt hätte. „Hört auf!" verkündete das Zentralplasma. „Ihr könnt mir nicht helfen!"
    „Wir wollen es aber!"
    „Es geht nicht. Ihr würdet mir Schaden zufügen. Wollt ihr das?"
    Natürlich wollten sie es nicht. Gedrückt und mit leise geäußerten Vorschlägen zogen sie sich zurück und suchten die Nähe der Zentrale auf. Posbis begegneten ihnen, und sie machten sofort Platz und achteten darauf, daß sie nirgendwo im Weg waren. Sie suchten einen der Aufenthaltsräume in der Nähe der Steueranlagen auf, und Kanteralle formte sich zu einer Banane und schwang sich elegant auf einen Tisch, der eindeutig für Terraner gebaut worden war. „Hört her!" verkündete er. „Es geht um Kopf und Kragen. Was tut ein tapferer Matten-Willy, wenn er sieht, daß sein Einsatz keinen Sinn hat?"
    „Er geht stiften", jaulten mehrere mit sich vor Angst überschlagender Stimme. „Und was tut er, wenn das Leben seiner Schutzbefohlenen in Gefahr ist?"
    „Er kämpft für sie!"
    „Dann laßt uns beides tun. Freunde, Brüder, bringen wir das Schiff in Sicherheit!
    Verteilt euch!"
    Das ließen sie sich nicht zweimal sagen. Sie rannten aus dem Raum hinaus und hetzten in alle Teile der Hauptebene. Sie besetzten die Astrogatorenterminals und die Leitsysteme der Waffen. Sie flossen über Bildschirme und quetschten sich in Sessel. Sie ließen sich von Vorsprüngen auf Posbis hinabfallen und klammerten sich an ihnen fest. Sie suchten die Steueranlagen für die Lande- und Startvorrichtungen auf und bedienten sich mit den Kontrollen.
    Längst hatte die Sicherheitsautomatik alle Anlagen umgeschaltet, denn sonst wäre die BOX-01810 nie von Phoebe weggekommen. Die Willys rissen an den Terminals und ließen dünne Tentakel wie Peitschen auf die Sensoren niedersausen. Einen Teil davon zerstörten sie, andere Geräte schützten sich durch elektrische Felder, die den Willys schmerzhafte Schläge verpaßten. Sie nahmen dann schleunigst Reißaus und widmeten sich anderen Aufgaben.
    Eine knappe halbe Stunde seit dem ersten Alarm verging, und ihre Beschäftigung trug dazu bei, daß sie nichts von dem mitbekamen, was im Schiff und um das Schiff herum vor sich ging.
    Lediglich Urupsel erhielt eine Ahnung von dem, was sich anbahnte. Als er zur Zentrale zurückeilte, um Rat bei den Posbis und bei Dharab einzuholen, da entdeckte er Kanteralle. Kanteralle trug einen Strahler bei sich, wie ihn Terraner benutzten. Er brachte das fürchterliche Ding in Stellung und schoß auf Menhirel, den kleinsten und jüngsten unter den Matten-Willys.
    Urupsel wollte einen Schrei ausstoßen, aber die Stimme versagte ihm. Steif vor Entsetzen beobachtet er, wie Kanteralle den Jungen mit einem gezielten Schuß tötete und anschließend den gesamten Körper zerstrahlte, bis keine Spur von Menhirel mehr übrig war.
    Urupsels Körper wurde nach hinten immer länger. Sein Körper begann in Todesnot Schleim abzusondern, der ihm gleichzeitig das Leben rettete, weil er auf ihm geräuschlos rückwärts rutschen konnte. Kanteralle bekam es nicht mit, daß er einen Zeugen bei seiner Tat gehabt hatte. Er ließ den Strahler in seinem Körper verschwinden und setzte seinen Weg fort. Er eilte genau über die Stelle hinweg, an der Sekunden zuvor noch Menhirel um sein Leben gebettelt hatte.
    Kanteralle hat einen Artgenossen umgebracht!
    Die Erkenntnis raubte Urupsel beinahe die Sinne. Halb blind und taub robbte er kreuz und quer durch den Fragmentraumer, und als ihn endlich ein paar Posbis fanden, da meinte einer von ihnen: „Er ist ein bißchen leicht. Aber zum Frühstück reicht er!"
    Urupsel stieß einen Schrei aus, der die Roboter offenbar in ihren Schaltkreisen störte. Sie
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