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1493 - Höllenschwur der Zwillinge

1493 - Höllenschwur der Zwillinge

Titel: 1493 - Höllenschwur der Zwillinge
Autoren: Jason Dark
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standen und sie anlächelten.
    Mrs. Boone glaubte noch immer an eine Täuschung und wischte sich über die Augen. Das Bild blieb trotzdem, und die Erinnerung kehrte schlagartig zurück.
    »Das darf doch nicht wahr sein! Ihr seid es tatsächlich! Die Manson-Zwillinge…«
    ***
    »Ja, das sind wir!« erklärten beide wie aus einem Mund. »Wir haben uns gedacht, dass wir unsere alte Lehrerin mal wieder besuchen, die uns so viel beigebracht hat.«
    Eartha Boone schwieg. Sie war nach dem Schlaganfall im Kopf wieder klar geworden, und jetzt überlegte sie, wie sie den Besuch einordnen sollte. Er war so überraschend aufgetaucht, und dass ausgerechnet Schülerinnen von ihr – oder ehemalige – sie hier besuchten, darüber konnte sie sich nur wundern, denn sie war nicht eben eine beliebte Lehrperson gewesen.
    Eher das glatte Gegenteil. Sie war wegen ihrer Strenge und Unnachgiebigkeit gehasst und auch gefürchtet worden, und dass jetzt die Manson-Zwillinge vor ihr standen, das wunderte sie schon.
    Die beiden konnten sie niemals in guter Erinnerung behalten haben. Schon allein deswegen nicht, weil die Schwestern ihr durch ihr fast identisches Aussehen so manchen Streich gespielt hatten, wofür sie auch hatten büßen müssen.
    Eartha Boone schaute von einer zur anderen.
    »Sie glauben es noch immer nicht, wie?«
    »Es ist schwer.«
    »Warum?«
    Mrs. Boone wusste nicht, wer die Frage gestellt hatte. Das war ihr jetzt auch egal. »Mich besucht sonst niemand, und ehemalige Schülerinnen schon gar nicht.«
    »Das hat wohl seinen Grund.«
    »Weiß ich nicht.«
    Die Zwillinge lachten, und es hörte sich nicht eben nett an. Dann begann Mirja zu sprechen, und der Hass in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
    »Natürlich weißt du das, du alte Hexe! Niemand hat dich damals leiden können. Du bist einfach nur schrecklich gewesen. Du hast kein Verständnis für die Kinder gehabt. Schläge und Strafen, das war bei dir an der Tagesordnung. Und dafür haben dich alle gehasst. Auch wenn die Schule zu einem Heim gehörte, das gab dir noch lange nicht das Recht, uns so zu behandeln. Aber das hast du ja nicht mal bemerkt, du verdammte Schlampe. Jetzt sitzt du im Rollstuhl und kannst über deine Sünden nachdenken.«
    »Mäßige dich!« fuhr Eartha Boone die Sprecherin an. Sie rollte auf die beiden Frauen zu, die beide die gleichen braunen Mäntel trugen.
    »So redet man nicht mit mir.«
    »Du hast nichts dazugelernt, gar nichts!« mischte sich Maureen ein. Beide Schwestern verstanden das Spiel der Abwechslung perfekt. »Aber das haben wir uns schon gedacht, und deshalb sind wir auch zu dir gekommen.«
    »Danke, auf diesen Besuch kann ich verzichten.«
    »Das bestimmen wir!«
    »Ich lasse euch rauswerfen!« rief Eartha Boone mit krächzender Stimme, hob den rechten Arm an und ballte die Hand. »Wahrscheinlich bin ich damals noch zu nachgiebig gewesen! Ich hätte euch viel mehr bestrafen müssen!«
    Mirja nickte ihr zu. »Ich weiß, dass du das gern getan hättest. Aber damit ist Schluss. Endgültig. Man trifft sich im Leben immer zweimal. Nun bin ich an der Reihe – oder wir, denn wir haben gar nichts vergessen, auch nicht das kleinste Detail. Und was du uns und anderen damals angetan hast, bekommst du doppelt und dreifach zurück. Und glaub nur nicht, dass wir Rücksicht nehmen, weil du ein Krüppel bist. Du hast uns damals fertiggemacht. Jetzt sind wir an der Reihe. Auch die vergangenen Jahre haben unsere Rachegelüste nicht abklingen lassen. Bereite dich darauf vor, dass du bald in der Hölle sein wirst.«
    Eartha Boone riss die Augen auf. Bisher hatte sie fast an einen normalen Besuch gedacht. Nach diesen Drohungen aber wusste sie Bescheid. Die Zwillinge waren zu ihr gekommen, um abzurechnen, und sie hatte keine Möglichkeit, um Hilfe zu rufen. Der Klingelknopf lag zu weit von ihr entfernt. Sie hätte erst hinfahren müssen, um ihn zu erreichen, aber das würden die beiden nicht zulassen.
    »Geht!« flüsterte sie mit rauer Stimme und wusste zugleich, dass sie nicht in der Lage sein würde, zu schreien. »Haut ab! Ich will euch nicht mehr sehen. Ich habe euch etwas beigebracht, das solltet ihr nicht vergessen, aber ihr seid schon immer ein undankbares Pack gewesen.«
    »Ja, du hast versucht, uns etwas beizubringen«, flüsterte Maureen.
    »Mit Strenge und Schlägen. Und du hast auch nichts getan, wenn hin und wieder mal ein Lehrer gekommen ist, der uns den Widerspruchsgeist und die Renitenz austreiben wollte. Diese Typen hatten ihre
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