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1493 - Höllenschwur der Zwillinge

1493 - Höllenschwur der Zwillinge

Titel: 1493 - Höllenschwur der Zwillinge
Autoren: Jason Dark
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dich, Maureen. Ich habe dich schon immer geliebt, aber jetzt liebe ich dich noch mehr, denn wir beide bilden eine Einheit, die enger nicht sein kann. Das musst du akzeptieren.«
    »Habe ich schon längst.«
    »Wir sind wieder wer!«
    »Ja, wir sind stark geworden.«
    »Unbesiegbar«, flüstere Mirja, »denn wir besitzen noch den Dolch. Und er wird uns in der Zukunft noch viel Freude machen.«
    Mehr brauchte sie nicht zu sagen. Sie hatten beide lange genug im Kreis gelegen. Die Kerzen waren bis mehr als über die Hälfte heruntergebrannt. Einige waren schon erloschen.
    »Müssen wir noch bleiben?« fragte Maureen.
    »Nein, Schwesterherz, wir müssen nicht.« Mirja lachte. »Komm, steh auf, wir können fahren.«
    Beide erhoben sich zur gleichen Zeit. Sie blieben innerhalb des Kreises stehen, schauten sich an, und wie von selbst fielen sie sich in die Arme, als wollten sie den Pakt erneut besiegeln.
    Dann verließen sie den Kreis und zogen die langen Mäntel wieder über. Sie waren noch immer Menschen, die Kälte und Wärme spürten. Nur im Innern war ihnen die Menschlichkeit verloren gegangen. Da hatte sich der Gruß aus der Hölle breit gemacht, und wen der Teufel einmal in seinen Klauen hatte, den ließ er so schnell nicht wieder los…
    ***
    »Hat es Ihnen geschmeckt, Mrs. Boone?«
    Die im Rollstuhl sitzende Frau zuckte zusammen, als sie die Stimme der Pflegerin hörte. Sie hatte die junge Vietnamesin nicht kommen gehört und war deshalb so überrascht gewesen. Jetzt schaute sie auf die Reste des Kuchens, die noch auf dem Teller lagen.
    »Ja, man konnte es essen«, sagte sie mit einer sehr leisen und auch trägen Stimme.
    »Das ist gut. Kann ich noch etwas für Sie tun?«
    »Nein.«
    »Eine Tasse Tee?«
    »Auch nicht. Was Sie für mich tun könnten, das schaffen Sie nicht. Bringen Sie mich hier raus. Ich mag das Heim nicht, ich mag die Menschen nicht, die hier sind. Ich bin noch nicht so alt, und ich will wieder nach Hause in meine Wohnung.«
    »Das geht nicht, Mrs. Boone.«
    »Doch!«
    »Später vielleicht, aber Sie wissen selbst, dass der Schlaganfall Sie halbseitig gelähmt hat.«
    »Aber es geht wieder besser. Sehr viel besser.«
    »Klar, die Reha schlägt an. Sie werden auch wieder Laufen lernen, doch es dauert. Ich bin sicher, dass Sie dann wieder zurück in Ihre Wohnung gehen können.«
    »Falls ich hier nicht vorher verrecke!«
    »Ich bitte Sie, Mrs. Boone, sagen Sie nicht so etwas.«
    »Ich war immer dafür bekannt, die Wahrheit zu sagen. Das hat sich auch jetzt nicht geändert.«
    »Na ja, wir sehen uns später. Ich habe noch zu tun.«
    »Ich weiß, gehen Sie ruhig. Ich komme schon allein zurecht. Bin ich ja immer. Sogar ohne Kerl.« Sie schüttelte den Kopf und ballte die Hände.
    Wie sie ihr Schicksal hasste. Der Schlaganfall hatte die fünfundsechzigjährige Frau mitten aus dem Leben gerissen. Als Lehrerin hatte sie bis zu diesem Zeitpunkt noch unterrichtet. Urplötzlich war es dann geschehen.
    Ihre rechte Seite war gelähmt gewesen. Sie hatte starr im Bett gelegen, und nur allmählich war der alte Kämpferwille wieder in ihr erwacht. Sie wollte sich mit diesem Schicksal einfach nicht abfinden.
    Sie wollte wieder zurück in ihr altes Leben, auch wenn sie nicht mehr in ihrem Beruf arbeiten konnte, denn der Aufenthalt hier im Heim war für sie einfach nur grauenhaft.
    Sie war klar im Kopf, und sie war eine der Jüngsten. Mit den anderen Heimbewohnern hatte sie keinen Kontakt. Den wollte sie auch nicht haben. Die Menschen waren ihr geistig unterlegen, und deshalb hatte sie sich so angestrengt.
    Jetzt konnte sie die rechte Seite wieder bewegen. Es war nicht so wie vorher, aber es gelang ihr, den Arm anzuheben und auch die Finger zu krümmen. Und auch das Laufen würde wieder klappen.
    Die Übungen waren erfolgreich. Eartha Boone hatte Fortschritte gemacht. Jetzt war sie sogar schon wieder in der Lage, ein paar Schritte zu gehen, wenn auch mit Unterstützung des Rollators. Aber es würde besser werden, das nahm sie sich fest vor. So schnell gab sie nicht auf.
    Objektiv betrachtet, lebte sie in einem Heim, das sich durchaus sehen lassen konnte. Das zweistöckige Haus lag in einem Park und sah von außen so aus wie ein Hotel. An der Rückseite breitete sich eine gepflegte Rasenfläche aus, deren Mittelpunkt eine Grillhütte bildete, die an warmen Tagen oft benutzt wurde.
    Im Moment saß sie allein an einem der Tische. Der Raum war der Mittelpunkt in der zweiten Etage. Die breiten Fenster reichten bis zum
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