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1493 - Höllenschwur der Zwillinge

1493 - Höllenschwur der Zwillinge

Titel: 1493 - Höllenschwur der Zwillinge
Autoren: Jason Dark
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Gesicht wirkte wie eingefroren. Man sah ihr an, dass sie ein bestimmtes Ziel erreicht hatte, aber sie musste noch einige Schritte gehen, um zum Endpunkt zu gelangen. Niemand störte die Schwestern, als sie ihre Haltungen veränderten und sich nebeneinander auf den Rücken legten.
    Maureen sagte nichts. Sie erlebte nur, dass ihr Herz viel stärker klopfte als gewöhnlich. Sie hielt die Augen offen, schaute in die Höhe und sah den dunklen Nachthimmel jenseits der Bäume. Er bildete keine glatte Fläche, sondern war in sich gemustert. An manchen Stellen sehr hell, an anderen wieder tief dunkel.
    »Wie geht es dir?« fragte Mirja.
    »Ich weiß nicht.«
    »Du musst ruhig bleiben, Schwesterherz«, flüsterte Mirja. »Ganz ruhig. Du musst dich entspannen, die Vergangenheit ausschalten und an unsere grandiose Zukunft denken.«
    »Meinst du?«
    »Ja, das hilft.«
    »Und weiter?«
    »Entspannen, erst mal entspannen, denn wer das Ritual durchziehen will, der muss locker sein. Wirf allen Ballast ab, der dich quält. Nur so kann man etwas erreichen.«
    »Ja. Ich versuche es.«
    Maureen gab sich redlich Mühe. Tatsächlich schaffte sie es, die Unsicherheit und Nervosität zu unterdrücken. Sie gab sich voll und ganz der neuen Lage hin.
    Mirja lag rechts von ihr. Die linke Hand der Schwester berührte Maureens nackten Arm.
    Sie schrak zusammen und hörte Mirja flüstern: »Bist du bereit?«
    »Ja.«
    »Aber deine Stimme hat gezittert.«
    »Dafür kann ich nichts.«
    »Gut, dann versuchen wir es. Der Höllenschwur wird bald über unsere Lippen kommen, und wir werden unser Leben danach gestalten und alles erreichen, was wir uns vorgenommen haben.«
    »Ja, ich freue mich.«
    »Dann setz dich hin!«
    Beide Schwestern drückten sich in die Höhe. Maureen verspürte ein leichtes Schwindelgefühl. Das Kerzenlicht strich über ihren Körper hinweg. Es schien aus tanzenden Geistern zu bestehen, die sie übernehmen wollten. Noch umgab sie die normale Welt, aber sie hatten beide den Eindruck, auf einer irrealen Insel in der normalen Welt gefangen zu sein. Was hinter dem Kreis aus Kerzen lag, interessierte sie nicht mehr, denn sie befanden sich jetzt in einem eigenen Refugium, das sie umgab und auch beschützte.
    »Bist du bereit?« fragte Mirja abermals.
    »Ja, Schwester.«
    »Mein Blut wird dein Blut. Und dein Blut wird mein Blut. So und nicht anders lautet der Schwur, und wir werden unser beider Blut der Hölle opfern, die uns stärkt.«
    »Ich will es.«
    »Dreh dich zu mir hin!«
    Maureen bewegte sich langsam. Das zuckende Kerzenlicht machte sie unsicher. Als sie zwangsläufig einen Blick auf die Dolchklinge warf, glaubte sie, dass sich das Metall verändert hatte. Es war weich geworden und hatte ein bestimmtes Leben erhalten, das bald auf sie übergehen würde.
    Es gab für die beiden jungen Frauen nur noch den Kreis und das, was sich in ihm abspielte.
    Hinter dem Dolch sah Maureen das Gesicht ihrer Schwester. Auch das hatte sich verändert. Es lag wohl an dem starren Lächeln, das wie eingekerbt um den Mund lag.
    Mirja nickte Maureen zu. »Bitte, streck mit deinen rechten Arm entgegen.«
    Maureen schrak zusammen. Der verdammte Satz hatte sich so endgültig angehört. Noch konnte sie zurück und dem Schicksal ein Schnippchen schlagen. Doch es ging nicht, denn sie fand einfach nicht die entsprechende Kraft. Deshalb ergab sie sich in ihr Schicksal.
    Mirja setzte den Dolch an. Diesmal drückte die Spitze nicht gegen die Haut von Maureens Hals, sondern in die Beuge des Ellbogens, wo einige Adern recht deutlich hervortraten.
    »Jetzt!« flüsterte Mirja und schnitt.
    Obwohl sich Maureen innerlich hatte darauf einstellen können, zuckte sie zusammen, als die Klingenspitze in ihre Haut drang und dort einen schrägen Schnitt hinterließ. Es blieb nicht bei dem einen, Mirja setzte einen zweiten an, sodass ein schräges Kreuz entstand, aus dem das Blut rann.
    Maureen sagte nichts. Sie hielt die Lippen fest zusammengepresst und den Blick starr nach vorn gerichtet. Der Schmerz war da, aber er hatte sich verringert, und nur im Kopf war ein so dumpfer Druck zurückgeblieben. Dann hörte sie Mirjas Stimme.
    »Jetzt bist du an der Reihe.«
    Maureen erwachte wie aus einem kurzen Traum. Sie zuckte zusammen, was völlig natürlich war, aber sie wusste auch, was sie zu tun hatte, denn Mirja hielt ihr bereits den Dolch entgegen.
    »Bitte.«
    Maureen nickte. Sie umklammerte den Griff der Waffe fest. Der Dolch kam ihr plötzlich sehr schwer vor, ebenso wie
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