Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
149 - Piraten der Finsternis

149 - Piraten der Finsternis

Titel: 149 - Piraten der Finsternis
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
die wuchtigen Beschläge im Heck. Das Mittelruder stabilisierte wieder den Kurs, und das Schiff schoß, sich aufrichtend, wieder davon.
    „Der Teufel soll's holen", murmelte Andromachis kopfschüttelnd und stellte seine Tasse knallend auf das Steuerpult. „Das gibt's nicht!"
    Er starrte fassungslos dem Schiff nach, das offensichtlich wieder Kurs auf die offene See nahm und mit der Dunkelheit zu verschwimmen begann. Er wußte, daß er einen schnellen, flachgehenden Küstensegler gesehen hatte, mit viel Ballast im Kiel, ein ganz ungewöhnliches Schiff.
    Und der Grieche war sicher, daß er auf seinen vielen Fahrten entlang der Küste früher oder später dieses Schiff wieder treffen würde.
    Er stieg hinunter in die winzige, aber blitzblanke Kombüse und mischte sich noch einen Kaffee auf seine Art.

    Acqua-Doria nannte sich die Zone, und sie hatte unverkennbar ihr Gutes: Ein niedriges Haus duckte sich zwischen Felsen und verkrüppelten Bäumen. Es war nicht weit bis zur Straße, und für eine nicht allzu lange Zeit ließ es sich gut leben.
    Der Blick auf den Golf von Valinco war zu jeder Zeit grandios.
    Auch jetzt - selbst mitten im hellen Mondlicht und im pfeifenden Südweststurm. Es gab nur einen Bewohner in der Hütte aus Stein, Lehm und Kalkfarbe, mit den korsischen halbrunden Nonnen und Mönchen gedeckt, mit schwarzen Deckenbalken und von geradezu antiker Einfachheit.
    Zwischen den Felsen führte eine Art Balkon bis an den Rand des Absturzes. An der Kante stand der schwere Dreifuß, auf dem ein teures, neuwertiges Nachtglas montiert und durch einen Stellgriff zu bewegen war.
    Eine Frau, deren fast weißes, drei Finger langes Haar im Sturm zerzaust wurde, richtete sich von den gummigeschützten Okularen auf. Sie trug eine Art arabische Dschellaba, ein bodenlanges Gewand mit breiten, gestickten Säumen und einem aufgestellten Kragen. Aus der offenen Tür - sie war schmal und niedrig, wie in allen korsischen Häusern - und aus einem kleinen Fenster leuchtete das helle Licht einer Gaslampe.
    „Sie sind also da. Endlich. Oder soll ich sagen: Leider?" murmelte Roquette Boussague, blickte noch einmal hinunter und hinaus auf den riesigen Golf und sah, wie das Schwarze Schiff wieder auf die offene See hinaussteuerte.
    Langsam ging Roquette ins Haus und schloß mit einiger Kraft die Tür. Sie hatte auf das Schwarze Schiff gewartet.
    Jetzt hatte es sich gezeigt, die Dämonenpiraten der Küste.
    Die Möbel stammten aus einem Gebrauchtwaren-Magazin. Es gab nicht viel in dem frisch gekalkten Raum: Ein alter Tisch, drei Stühle, ein Ohrensessel, ein breites Bett, etliche Vorhänge und Photos, Plakate und Krimskrams an den Wänden und auf den steinernen oder gemauerten Regalen und Nischen in der Mauer. Ein Regenwassertank lieferte frisches Wasser zum Duschen, und es gab außerhalb des Hauses sogar eine Toilette. Unter dem weit vorspringenden Dach stand ein gebrauchtes Motorino mit stärkerem Motor.
    „Was tun?" fragte Roquette sich und legte ein weiteres Scheit auf die weiße Glut des kleinen, verrußten Kamins. „Ich schaffe es nicht allein."
    Noch immer war sie eine schöne Frau.
    Nicht mehr so jung und schön wie eine Dreißigjährige, sondern von der reifen Schönheit einer Vierzigjährigen. Zwischen diesen beiden Punkten oder Schnittstellen lag nicht mehr als ein Monat Zeit dieser Welt. Sie hatte immer geahnt, daß sie diesen Preis würde zahlen müssen, trotz der eigentümlichen Tatsache, daß Wasser und Sonne ihre Schönheit wiederbrachten und konservierten, daß sie den Verfall aufzuhalten schienen.
    Aber von der Freiheit, die ihr indirekt Dorian Hunter geschenkt hatte, war nicht jeder Tag richtig genützt worden. Und auch nicht jede Nacht. Weit gefehlt.
    Roquette lächelte, aber es war ein schmerzliches Lächeln. Sie hatte eben ihre letzten Gegner gesehen. Sie wußte, daß die zugemauerte Grotte das Schiff und die verfluchte Mannschaft freigegeben hatte. Auch ihnen war, für die längeren Nächte des Herbstes und Winters, ein neues Leben geschenkt worden.
    „Was für ein Leben!"
    Vor wenigen Tagen hatte sie mit Dorian Hunter ein langes Telefonat geführt. Es war schwierig, mitten in der Urlaubssaison mit Andorra und dort mit Castillo Basajaun zu telefonieren. Sie hatte ihm geschildert, wie die Dämonenschar des Calanche-Turms vernichtet worden war, und daß sie beinahe das Opfer der Vampirin geworden wäre.
    Er, Dorian Hunter, war auf eine merkwürdige Weise zornig geworden. Aus seinen Worten klang mehr Besorgnis
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher