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149 - Piraten der Finsternis

149 - Piraten der Finsternis

Titel: 149 - Piraten der Finsternis
Autoren: Dämonenkiller
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verließ und sich schwer überlegte, als es nach Steuerbord schwankte. Es wurde dem Skipper also auch zuviel, und er fürchtete um sein Schiff. Wahrscheinlich suchte er den Schutz in diesem Hafen oder, was vernünftiger wäre, in Ajaccio.
    Der Wind zerrte am Kinnbart des Griechen. Seine Windjacke war bis zum Hals zugeknöpft. Aber der Sturm war nicht eigentlich kalt, jetzt, Anfang September.
    Aufmerksam beobachtete Andromachis den Sternenhimmel, den Glanz des Mondlichts, die Windfahne am Instrumentenmast der FORCE. Er erinnerte sich an den Großwetterbericht und an die lokalen Vorhersagen. Wahrscheinlich konnte er morgen gegen Mittag auslaufen.
    Das Restaurant in der Figari-Bucht und die Bauarbeiter in der Porto Tizzano warteten auf ihn und das Material, das im Laderaum und an Deck verstaut und festgezurrt war.
    „Und Lichter fährt dieser Verrückte auch nicht!" sagte Andromachis zu sich selbst. Er war allein auf dem Schiff. Seine drei Matrosen waren in dem Städtchen und schnupperten Landluft. Vermutlich besuchten sie ihre Bräute oder Frauen; ihm war das gleichgültig. Mit einundsechzig Jahren war er gegen die Verlockungen schwarzäugiger Korsinnen immun. Sagte er.
    Der Segler schnitt jetzt in herrlicher Schräglage in nordöstliche Richtung. Er würde, wenn er den Kurs beibehielt, nahe den Wellenbrechern des Fischerhafens vorbeikommen. Etwa eine halbe Stunde würde es dauern. Der Grieche kletterte vom Deckshaus herunter, enterte den Niedergang und goß aus der Thermoskanne noch mehr schwarzen Kaffe in die kalt gewordene Tasse. Er fügte Zucker hinzu und einen kräftigen Schluck Calvados.
    Gleichmütig ließ er seinen Blick über den Brückenraum gehen. Vor den vier großen Scheiben befand sich das gesamte Instrumentarium, alle Geräte und das Steuerrad. Der hintere Teil, von einer breiten Tür unterbrochen, war eine Art Wohn- oder Aufenthaltsraum. Andromachis achtete auf Sauberkeit; er wohnte seit mehr als einem Jahrzehnt auf diesem Kahn. Das Holz glänzte wohlgeölt, das Messing war geputzt, und die Gläser der indirekten Lampen waren sauber. Er selbst trug stets frische Wäsche und pflegte sich. Auch in den Mannschaftsquartieren sah es nicht schlechter aus.
    Über der breiten Bank, die zur Not als Bett zu gebrauchen war, stand ein Spruch in Neugriechisch.
Narren und Besoffene sagen die Wahrheit.
    Der Rest lügt auf Teufel komm raus.
    Andromachis setzte sich und streckte seine stämmigen Beine aus. Er trug weiße, aber abgenutzte Bordschuhe. Nur wenige Anzeigen und deren Skalenbeleuchtung spiegelten sich in den Scheiben. Aber dahinter sah er jetzt den merkwürdigen Segler, der mit großem Geschick quer durch die Bucht gesteuert wurde, in der der Seegang nicht so hoch, die Wellen nicht so hart waren wie draußen. Aufmerksam sah er zu.
    Schwarzes Holzschiff, registrierte er. Keine Lichter, weder rot noch weiß noch grün. Dann sah er die Kabinenbeleuchtung: rot. Er schüttelte den Kopf und nahm einen Schluck des Kaffee „corretto". Er würde besser schlafen können. Je mehr er von dem Schiff sah und mit seinem nicht geringen Wissen verglich, desto unglaubwürdiger war diese Erscheinung.
    „Fliegender Holländer von Korsika, wie?"
    Es war ein Schiff, wie man es im achtzehnten Jahrhundert zuletzt gebaut hatte.
    Andromachis schüttelte den Kopf. Nichts von dem, was er sah, paßte zusammen. Wahrscheinlich sahen auch viele andere Schiffer dieses merkwürdige Holzschiff, das sich, das gab er gern zu, hervorragend manövrieren ließ und jetzt in den Nahbereich des Hafeneingangs kam.
    Das Licht der Stege, der Schiffe und der Einfahrtsleuchten fiel auf den fremden Segler.

    Das Schwarze Schiff führte im Lichtbereich eine Wende durch.
    Plötzlich wimmelte es an Deck von Männern in weißer Kleidung. Mit wachsendem Erstaunen zuerst, dann mit steigendem Unbehagen, schließlich mit dem ersten Anflug von Furcht, registrierte Andromachis die einzelnen Vorgänge.
    Die Rahen schwangen herum, die Segel schlugen und flatterten knallend. Taue wirbelten durch die Luft. Alles geschah ohne einen einzigen Zuruf, in gespenstischer Schnelligkeit und Lautlosigkeit. Vor der Hafeneinfahrt, im heulenden Sturm und in dem ziellos umlaufenden Wellen und Brechern, im Gischt, der von den riesigen Felsbrocken des Wellenbrechers zurückgeworfen wurde, und im warmen Wind wendete das namenlose Schiff auf fast unnatürliche Weise. Es ging in den Wind, schwang herum, und für einen langen Moment erkannte der Grieche die gedrechselten Holzarbeiten und
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