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1483 - In den Ruinen von Lokvorth

Titel: 1483 - In den Ruinen von Lokvorth
Autoren: Unbekannt
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von Tonnen von allen möglichen Gebrauchs- und Luxusgegenständen, wie etwa einer Gleiterkarosserie. Diese gedachte er an irgendeinem Flecken, der niemand gehörte, am besten an der Nordseite einer Ruine, aufzustellen und als sein Domizil einzurichten.
    Er sah sein neues Plutokratenleben schon in den schönsten Farben vor sich.
    Sie würden ihn „Zaeddel, den schlauen Dealer" nennen.
    Doch dann stellten sich die ersten Probleme ein. Er mußte Taglöhner engagieren, um seine Habe zu transportieren, und da es keine Handlanger gab, die auf Besitzlosigkeit schwören, mußte er sie auszahlen. Er kannte eine Ertruser-Partie, der keine Lasten zu schwer war. Die zehn Riesen nahmen den Auftrag an, zuerst wollten sie jedoch die Geschenke für sich aushandeln.
    Zaeddel wollte, schlau wie er war, einem von ihnen den tonnenschweren Obelisken anhängen, mit dem stichhaltigen Argument, daß er ihn dann nicht mit den anderen zu seinem Bestimmungsort zu schleppen brauche. Der Ertruser aber hatte ein nicht minder stichhaltiges Gegenargument: Wenn er hungrig war, konnte er wohl schlecht den Obelisken als Gegenwert für einen halben Ochsen auf den Tisch knallen.
    Und so wie dieser Ertruser, dachten auch die anderen und nahmen sich ausnahmslos die handlichen Kleinode, die sie, wenn schon nicht als „Kleingeld" in die Tasche stecken, dann zumindest unter dem Arm tragen konnten.
    Zaeddel blieb auf dem Obelisken und allen anderen tonnenschweren Besitztümern sitzen. Und es fand sich auch später niemand, der sie gegen kleinere und handlichere Werte oder gar Eßbares eintauschen wollte.
    Zufrieden war er nur mit der Gleiterkarosserie, denn in ihr richtete er sich ein Heim ein.
    Seine nächtlichen Ausflüge endeten aber weiterhin stets bei der Dicken Nudel, und er mußte mit verzückter Miene sein scheinheiliges „Köstlich! Köstlich! Einfach superb!" von sich geben, während ihre Menüs ihm den Magen verdarben.
    Aber - er hatte eine Idee!
    Und er fragte sich, wieso er nicht schon früher darauf gekommen war.
    Er erinnerte sich an den Kontaktmann mit dem Kugelkopf, von dem er die wertvolle Syntro-Box erhalten hatte.
    Dort würde es wohl noch mehr davon zu holen geben, oder?
     
    *
     
    Um es gleich zu sagen: Die Sache war ein Reinfall gewesen.
    Diesmal hatte sich Zaeddel nicht in der unerträglichen Mittagshitze bei der Gorga eingefunden, sondern hatte einen besseren Zeitpunkt gewählt; die Morgendämmerung war genau richtig.
    Zaeddel hatte sich an einen der Wachtposten herangemacht und gewichtig gesagt: „Ich muß unbedingt zu Eburtharavanong. Habe neue, wichtige Informationen von meinem Auftraggeber."
    „Hau ab, Zwerg", war die Antwort gewesen, deren Ernsthaftigkeit noch durch einen schußbereiten Strahler unterstrichen wurde. „Dein Auftraggeber Xukhnoq ist tot."
    Zaeddel war überrascht. Er hatte sich jedoch sofort gefaßt und sich berichtigt: „Ich meine dpch nicht den alten Xukhnoq. Ich bin der Diener mehrerer Herren. Das ist eine ganze heiße Sache, Kumpel. Wenn Eburtharavanong erfährt, daß sie ihm deinetwegen entgangen ist, dann schickt er dich zum Betteln."
    „Er ist nicht da", sagte der Wächter, womöglich gröber als beim erstenmal. „Ich sag's dir zum letztenmal: Mach dich unsichtbar."
    Zaeddel hatte keine andere Wahl, als unverrichteter Dinge wieder abzuziehen. Aber an Aufgabe dachte er wegen so einer kleinen Niederlage noch lange nicht. Wenn nämlich sein potentieller Spender sich nicht unter dem Schutzmäntelchen der Gorga befand, dann war er unterwegs. Und wo konnte er anders unterwegs als in Lokvorth-Therm sein.
    Zaeddel kehrte also in die Innenstadt zurück und ließ seine Verbindungen spielen. Es konnte doch nicht schwer sein, einen Nonlok mit unverwechselbarem Kugelkppf ausfmdig zu machen. Zwar taten die meisten Lokvorther gerade so, als würden sie Fremden keine Beachtung schenken, doch in Wirklichkeit sahen sie sie sich sehr genau an.
    Sein erster Weg führte Zaeddel zur Dicken Nudel. Deren Gerüchteküche war weitaus besser als die, auf die sie so stolz war. Er ging sogar soweit, sich einen Eintopf vorsetzen zu lassen, der aus einem gummiartigen Brei mit Steinen zu bestehen schien. „Köstlich! Köstlich! Superb!" schwärmte er, während sein Magen rumorte. Und dann fragte er so nebenbei, ob Rosemarie, denn so mußte man sie nennen, solange man auf sie angewiesen war, nicht einen kleinen kugelköpfigen Terraner in einem seltsamen Einteiler gesehen oder etwas über so einen Typ gehört habe.
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