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1472 - Wahnsinn in Manhattan

1472 - Wahnsinn in Manhattan

Titel: 1472 - Wahnsinn in Manhattan
Autoren: Jason Dark
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klang gut. In seinen Augen stimmte es auch, aber ich fragte noch mal nach.
    »Haben Sie schon mal fremde Bilder gesehen, vor denen Sie sich erschreckt haben?«
    »Nein«, erklärte er voller Überzeugung. »Ich habe nie irgendwelche trügerischen Bilder oder Szenen gesehen. Ich sah immer nur das, was es auch wirklich gab, und als ich das Bild sah, da war ich davon überzeugt, dass es echt war. Es tut mir leid…«
    Ich drückte seine Hand, um ihn zu trösten.
    »Werde ich jetzt entlassen? Oder drängen Sie als Polizist darauf, dass ich entlassen werde?«
    »Warum sollte ich das tun?«
    »Weil einer wie ich eine Gefahr für die Menschheit ist. So sehe ich das jedenfalls.«
    »Da machen Sie sich mal keine Sorgen. Wir werden die Dinge schon in die Reihe bekommen.«
    »Das kann ich nur hoffen.«
    Jemand klopfte an die Tür. Wenig später war der Fahrer von einem jungen Arzt und zwei Helfern umgeben. Sie würden ihn in eine Klinik bringen und ihn dort untersuchen.
    Der gute Mann beteuerte beim Weggehen noch einmal, dass er sich nichts eingebildet hatte, und wir versicherten ihm, dass wir ihm glaubten. Ich lächelte ihm zum Abschied zu, dann drehte ich mich um und schaute die beiden Bahnmitarbeiter und die Polizisten an.
    »Sie haben alles gehört?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Der Kollege spinnt. So etwas gibt es nicht. Das hat er sich einfach nur eingebildet.«
    »Und wie sollte das entstanden sein?«
    »Weil er nicht richtig im Kopf ist!«
    »Das sehen Sie so?«
    »Ja«, lautete die synchrone Antwort.
    »Wie lange kennen Sie den Kollegen denn?«
    Es waren einige Jahre, wie sie zugeben mussten, und ich wollte wissen, ob er schon mal aufgefallen war.
    »Nein, nie.«
    »Aber so etwas kann es doch nicht geben«, mischte sich der uniformierte Kollege ein. »Oder glauben Sie daran?«
    Ich nickte. »Sie ahnen gar nicht, was es alles gibt, wovon wir Menschen nichts wissen.«
    »Geister oder Gespenster etwa?«
    »So ähnlich.«
    »Daran hat Mac Dury nicht geglaubt. Das können wir auf unseren Eid nehmen. Er war keiner, der auf diesen Kram abfuhr. Der hatte nicht mal Angst vor einem erneuten Terroranschlag. Er ist gläubiger Protestant und hat sein Schicksal in Gottes Hand gelegt.« Der Sprecher schaute auf die Uhr. »Ich bin mal gespannt, wann der Betrieb wieder normal läuft. Jetzt gibt es erst mal das große Chaos.«
    »Jedenfalls werden wir uns um den Fall kümmern«, versprach ich.
    In dieser Umgebung hatten wir nichts mehr zu suchen. Wir wollten schon gehen, als ein altmodisches Wandtelefon anschlug. Der Kollege stand am nächsten. Bevor er sich meldete, sagte er noch:
    »Das klingt nach Alarm.«
    Er hatte leider nicht unrecht. Nur ein paar Sekunden lauschte er, dann schnellte er hoch von seinem Stuhl.
    »Das war der Kollege Hunter.«
    »Und?«
    »Der Fahrer ist entwischt und einfach in den Tunnel hineingerannt. Verdammt noch mal…«
    Von nun an gab es auch für uns kein Halten mehr.
    Suko und ich ahnten, das wir erst am Anfang standen und das dicke Ende noch kam…
    ***
    Mac Dury fühlte sich wie ein Schwerverbrecher zwischen den beiden Sanitätern, als sie auf die Tür zuschritten. Immer wieder beteuerte er, dass er nichts Unrechtes getan hatte, doch darauf reagierten die beiden Männer nicht.
    Der Arzt war bereits verschwunden. Dury musste mit den Helfern allein zurechtkommen. Er hatte gehofft, den Arzt überzeugen zu können, aber das war ihm nicht gelungen.
    »Wirklich, ich konnte nicht anders handeln«, beteuerte er immer wieder. »Das müssen Sie mir glauben!«
    »Es wird sich alles klären«, wurde ihm geantwortet.
    »Wo?«
    »In der Klinik.«
    Mac Dury lachte, was sich bitter anhörte. »Klar, ihr wollt mich einsperren und mich auf meinen Geisteszustand untersuchen. Ist das nicht so?«
    »Das glauben wir nicht. Aber etwas muss geschehen. Oder sehen Sie das anders?«
    »Ja, das sehe ich anders.«
    »Und wie?«
    Dury knirschte mit den Zähnen. »Ich muss mit den verantwortlichen Leuten bei der Polizei reden. Was hier abläuft, ist einfach ungeheuerlich. Das kann man nicht einfach übergehen. Das hat unter Umständen weitreichenden Folgen.«
    Die Sanitäter blieben ruhig. Sie kannten sich aus. Bei ihrer Arbeit hatten beide einfach schon zu viel erlebt.
    Auf dem Bahnsteig bot sich ihnen noch immer das gleiche Bild.
    Die U-Bahn stand dort, wo sie angehalten worden war. Nur die Menschen bewegten sich nicht mehr so schnell. Einige waren durch die Notbremsung verletzt worden. Mehrere Helfer waren inzwischen eingetroffen und
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