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1472 - Wahnsinn in Manhattan

1472 - Wahnsinn in Manhattan

Titel: 1472 - Wahnsinn in Manhattan
Autoren: Jason Dark
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besonders wohl, obgleich kein Zug mehr fuhr, der mich hätte überrollen können.
    Ich lief neben den höher gelegenen Schienen her. Dabei stellte ich fest, dass die Luft hier noch schlechter war als in der Station. Was da in meine Lungen drang, war kaum zu atmen.
    Hinter mir hörte ich Suko. Auch er musste sich über den mit Schotter bedeckten Boden bewegen. Ein schnelles Laufen war dabei nicht drin.
    Ich war nicht schneller als der Fahrer. Der Abstand blieb zwischen uns zunächst gleich. Ich schrie ihm nichts zu. Es hätte nichts gebracht, denn ich glaubte nicht, dass er angehalten hätte.
    Aber dann holte ich ihn doch ein. Wie weit wir schon im Tunnel steckten, als ich vor mir sein Keuchen deutlicher hörte, das wusste ich nicht.
    Licht gab es kaum in unserer Umgebung. Nur ab und zu ein gelbes Schimmern. Mehr ein Orientierungspunkt, das war alles.
    Der Mann drehte sich auch nicht um. Manchmal streckte er seine Arme vor, als wollte er etwas anhalten. Doch da gab es nichts. Er griff ins Leere, torkelte dann weiter, prallte mal mit der linken Schulter gegen die Tunnel wand, das war auch alles.
    Ich hörte seinen heulenden Laut, als ich ihn erreichte und meine Hand auf seine rechte Schulter schlug.
    Den Schlag verkraftete er nicht. Die Knie knickten ihm ein. Er sackte zu Boden, und ich stützte ihn leicht ab, damit er nicht hart auf die Steine schlug.
    Er hockte keuchend vor mir und schnappte mit weit geöffnetem Mund nach Luft. Dabei verdrehte er einige Male die Augen, und sein Gesicht glänzte, als wäre die Haut mit einer Speckschwarte eingerieben worden.
    Suko hatte uns jetzt auch erreicht. Gemeinsam kümmerten wir uns um den Fahrer. Wir zogen ihn hoch und gingen noch nicht mit ihm zurück in die Station. Um Antworten auf Fragen zu erhalten, war das hier der beste Ort, auch wenn es nicht danach aussah.
    Er fürchtete sich vor uns. Das war an seinem Blick zu erkennen. Einige Male setzte er zum Sprechen an, doch es drangen nur krächzende Laute aus seinem Mund.
    Ich fragte ihn: »Weshalb sind Sie geflohen?«
    Dass er die Antwort nicht sofort geben wollte, konnte ich verstehen. Er schaute uns eine ganze Weile stumm an, bevor er flüsterte:
    »Ich bin nicht geflohen. Ich nicht…«
    »Was ist dann der Grund dafür, dass Sie in den Tunnel gerannt sind?«
    Er blickte Suko an, auch mich und deutete mit einer ausgesteckten Linken zitternd in die Tiefe des Tunnels hinein.
    »Ich habe sie gesehen.«
    »Wen?« fragte Suko.
    »Die Frau mit dem hellen T-Shirt. Ja, genau sie habe ich gesehen.«
    »Und weiter?«
    »Sonst nichts.«
    »War sie hier?« fragte ich.
    Er lachte uns aus. »Klar ist sie hier gewesen. Wäre ich sonst hinterher gelaufen?«
    »Stimmt auch wieder«, gab ich zu. »Aber Sie haben die Person nicht eingeholt.«
    »Richtig.« Mac Dury schloss für die nächsten Sekunden die Augen. Er bekam Probleme mit dem Gleichgewicht, kippte etwas zur Seite und konnte sich gegen die linke Tunnelwand lehnen. Seine Lippen zitterten. Es war für ihn nicht einfach, eine Erklärung abzugeben, doch er sprach davon, dass die Frau plötzlich nicht mehr da gewesen wäre.
    »Ja, auf einmal war sie weg. Sie hatte sich in Luft aufgelöst. Hätte man meinen können.«
    »Gibt es hier Notausgänge?«
    »Ja, aber weiter vorn. Ich weiß genau, dass sie den nicht erreicht hat.«
    »Okay«, sagte Suko. »Fassen wir mal zusammen. Diese Frau rannte vor Ihnen her und war plötzlich weg.«
    »Ja.«
    »Keine Tür?«
    »Genau.«
    »Und wie war das, als Sie die Notbremse zogen?«
    Mac Dury schüttelte den Kopf. »Aber das wissen Sie doch schon, verdammt noch mal. Da habe ich sie gesehen, und ich sah auch diese – diese – Kulisse von New York.«
    »Die Sie jetzt nicht gesehen haben.«
    »Genau. Auch nicht den Kopf der Freiheitsstatue, der auf dem Boden lag. Nichts mehr, nur die Frau mit dem T-Shirt und dem bunten Rock, die dann so plötzlich wieder verschwunden ist.«
    Es gibt Situationen, da steht man da und kann nur den Kopf schütteln. So erging es uns in diesen Augenblicken, die sich qualvoll hinzogen. Auch durch weiteres Fragen würden wir nichts erreichen.
    Was der Fahrer gesehen hatte, blieb uns verschlossen, und so konnten wir nur die Schultern heben.
    »Haben Sie denn erkannt, was diese Frau gemacht hat?«
    »Nein.«
    Suko fragte weiter: »War sie allein?«
    »Das weiß ich nicht – oder?« Dury hatte sich so weit gefangen, dass er normal nachdenken konnte. »Doch, wenn ich es recht überlege, ist da etwas gewesen.«
    »Sehr gut. Und
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