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1472 - Wahnsinn in Manhattan

1472 - Wahnsinn in Manhattan

Titel: 1472 - Wahnsinn in Manhattan
Autoren: Jason Dark
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Suko runzelte die Stirn. »Kann es an der Hitze gelegen haben?«
    »Du meinst, er hatte einen Blackout?«
    »So ähnlich und bei der Hitze nicht mal ungewöhnlich, würde ich sagen.«
    »Da werden wir ihn wohl fragen müssen.«
    Suko schaute mich schief von der Seite her an. »Ist das denn unser Bier?«
    »Nein, im Prinzip nicht. Mich interessiert es einfach. Außerdem hat er seinen Führerstand noch nicht verlassen.«
    »Genau. Nur werden sie ihn jetzt holen.«
    Ich sah wie Suko, dass vier Männer – zwei Bahnbeamte und zwei uniformierte Kollegen – auf die Zugmaschine zuliefen. Wie nebenbei sah ich noch unseren dunkelhäutigen Kollegen, der in Richtung Treppe humpelte, um der Hitze hier unten zu entkommen.
    Man schleppte den Fahrer von seinem Arbeitsplatz weg. Mit dem Wort »schleppen« war die Situation genau beschrieben. Der Mann ging nicht normal. Er musste sogar gezogen werden und war bleich wie eine Leinwand. Die Fahrgäste die ihn sahen, schimpften auf ihn ein, wurden aber von den Helfern abgewehrt.
    »Ist dir was aufgefallen?« fragte ich Suko.
    »Ja. Er scheint nicht mehr von dieser Welt zu sein. Das muss an der Hitze liegen.«
    »Kann sein.«
    »Was glaubst du denn?«
    »Ich tippe auch auf die Hitze, aber nur bedingt. Es kann auch etwas anderes gewesen sein. Diese Leute sind gesundheitlich auf der Höhe, sonst dürften sie keine Bahn steuern. Deshalb kann es sein, dass es noch einen anderen Grund gibt.«
    »An was denkst du denn?«
    Ich hob die Schultern. »An nichts Bestimmtes. Interessieren würde es mich aber schon.«
    »Okay, mich auch. Wir könnten die entsprechenden Fragen stellen. Noch sind sie nicht weit.«
    »Dann komm.«
    Über die Luft hier unten brauchte ich nichts mehr zu sagen. Wir bewegten uns mit schnellen Schritten und hatten das Gefühl, durch warme Lappen zu gehen.
    Aber wir erreichten eine Tür aus Eisen, durch die auch die fünf Männer verschwunden waren. Dass dort KEIN ZUTRITT stand, überlasen wir einfach.
    Ich zog sie auf und schaute in einen gekachelten Flur mit einer kurzen Treppe. Von der Decke her fiel gelbliches Licht auf die ebenfalls gelben Fliesen, und jenseits der Treppe hörten wir das Zuschlagen einer Tür. Wir überwanden die Stufen und sahen einen der beiden Kollegen, der direkt auf uns zukam.
    Er war dabei, sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. Als er das Taschentuch senkte und uns sah, blieb er stehen.
    »Wer sind Sie denn? Was suchen Sie hier?«
    Wir hielten ihm unsere Ausweise entgegen. Sein Gesicht wurde noch roter, aber wir winkten ab.
    »Machen Sie sich keine Vorwürfe«, sagte Suko. »Wir wollen nur erfahren, was mit dem Zugführer ist.«
    »Das weiß ich auch nicht.«
    »Ach.«
    »Das weiß er selbst nicht. Der Mann ist völlig von der Rolle. Das muss die Hitze gewesen sein.«
    »Eine andere Erklärung haben Sie nicht?«
    »Nein. Es war wohl kein Hitzschlag, aber irgendwie ist er durcheinander. Er sprach immer wieder von New York und von einem großen Kopf, der am Boden lag.«
    »Was geschieht jetzt mit ihm?«
    »Sie werden ihn verhören, und dann muss er wohl in ein Krankenhaus zur Untersuchung.«
    »Welche Tür ist es?«
    »Die dritte links hinter mir. Das ist ein Sanitätsraum mit einer Liege.«
    »Danke.«
    »Keine Ursache. Ich muss nur eben einen Bericht abgeben und warte auch auf den Arzt.«
    »Tun Sie das.«
    »Ist das Chaos sehr groß auf dem Bahnsteig?« fragte er noch.
    »Es geht.«
    Mehr war nicht zu sagen.
    Aber wir hatten ein neues Ziel. Keiner von uns stellte noch eine Frage. War der Mann so durch den Wind, dass er glaubte, in New York zu sein, und deshalb eine Vollbremsung hingelegt hatte?
    Niemand konnte in den Kopf eines anderen Menschen hineinschauen, und so gingen wir davon aus, dass alles möglich war…
    ***
    Wir hatten kurz angeklopft und danach die Tür geöffnet. Auch in diesem Raum gab es Kacheln an den Wänden, und selbst durch eine tolle Partybeleuchtung hätte man die Umgebung nicht wohnlicher machen können.
    Drei Männer und der Mann auf der Trage. Die beiden Leute von der Bahn wirkten etwas hilflos, und unser Kollege stand neben dem Bett, auf dem der U-Bahn-Fahrer lag.
    Er war dabei, ihn etwas zu fragen, und wollte sich auch Notizen machen, als wir die Szene betraten. Schlagartig war alles anders. Wir spürten die eisige Luft, die uns entgegenwehte.
    Einer der Bahnleute sprang förmlich auf uns zu. Im letzten Augenblick stoppte er ab und schrie: »Was haben Sie hier zu suchen? Wer hat Sie überhaupt
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