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1467 - Landhaus der Leiden

1467 - Landhaus der Leiden

Titel: 1467 - Landhaus der Leiden
Autoren: Jason Dark
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Zielobjekte für die Fliegen, die nicht daran dachten, zu verschwinden, nur weil ich sie störte.
    Ich merkte, dass sich in meiner Kehle etwas festgesetzt hatte. Die Grausamkeit der Szene erschütterte mich, und ich musste zugeben, dass der Green Man eine mörderische Bestie war.
    Der Mann hatte ihm nichts getan. Er war als Mieter eingezogen, um ein paar Tage Ferien zu machen, und dann passierte ihm so etwas. Da drang dieser Satan ins Haus ein und ermordete ihn auf eine grausame Art und Weise.
    Ich war im Laufe der Jahre nicht abgebrüht geworden, das auf keinen Fall. Morde erschütterten mich immer wieder, besonders wenn sie so grausam ausgeführt worden waren wie hier.
    Aber war der Mann allein gewesen? Ich konnte es mir nicht vorstellen.
    Im Flur hörte ich das Geräusch.
    Nein, der Begriff traf nicht ganz zu. Das war kein Geräusch im eigentlichen Sinn, das waren schon Laute, wie sie nur ein Mensch von sich geben konnte, der unter großem Stress stand.
    Angststress womöglich. Ich wusste auch, woher das leise Klagen und Wimmern mich erreichte. Sehr weit musste ich nicht gehen, als mir ein bestimmter Dusch- oder Badegeruch entgegenströmte.
    Es war die übernächste Tür auf der linken Seite, die offen stand und mir den Blick in ein recht großes Bad freigab. Ich sah eine mit Wasser gefüllte Wanne und eine Frau mit blonden Haaren, die nicht in der Wanne lag, sondern vor der Wanne auf einem Hocker saß.
    Die Frau hatte ein Badetuch um ihrer Körper gewickelt, hielt den Stoff vor ihrer Brust zusammen und jammerte. Zwischendurch schluchzte sie immer wieder auf. Noch sah sie mich nicht, denn sie hielt ihre Hände gegen das Gesicht gedrückt.
    Ich musste mich vorsichtig bemerkbar machen, deshalb gab ich zunächst nur ein leichtes Räuspern von mir.
    Die Blonde reagierte nicht darauf. Erst als ich sie mit einem leisen Hallo ansprach, da zuckte sie zusammen. Die Hände sanken nach unten, sie sah mich, und plötzlich weiteten sich ihre Augen. Der Schrei gellte mir entgegen. Die Frau stand unter dem Druck einer panischen Angst, und ich war sofort bei ihr, sprach auf sie ein, nahm sie in die Arme und wollte sie so beruhigen.
    Sie wehrte sich. Es war ihr unmöglich, die Realität und die Erinnerung auseinander zu halten, aber ich ließ nicht locker, und irgendwann merkte sie, dass ich ihr nicht an den Kragen wollte, und sie wurde ruhig.
    »Bitte, es wird Ihnen niemand etwas tun. Sie brauchen keine Angst mehr zu haben.«
    Es waren zwar Plattitüden, aber sie trafen in diesem Fall zu. Und irgendwann glaubte sie mir auch. Sie entspannte sich, das große Zittern zumindest hörte auf, sodass ich sie nicht mehr so fest in den Armen halten musste.
    Wir schauten uns an. Ihr Blick war wieder einigermaßen klar geworden. Nur suchte sie jetzt nach Worten, obwohl ich noch keine Frage gestellt hatte.
    Das folgte etwas später. »Können wir miteinander reden? Nicht lange, das verspreche ich.«
    Ihr tränenumflorter Blick traf mich. Dann hob sie die Schultern.
    »Ich habe Angst.«
    »Vor dem Mann mit dem grünen Gesicht?«
    Als ich ihn erwähnte, zuckte sie zusammen.
    »Er war also hier?« fragte ich.
    »Ja.«
    »Hier im Bad?«
    Sie schloss die Augen und nickte wieder.
    Ich stellte die nächste Frage, ohne allerdings zu erwähnen, dass weiter vorn ein Toter lag.
    »Wollte er Sie töten?«
    »Ja, mit einem Messer.« Nach der Antwort fing sie wieder an zu weinen.
    Ich wartete ab, bis sie sich wieder etwas beruhigt hatte, und fragte dann: »Wer oder was hat ihn davon abgehalten?«
    Zunächst sagte sie nichts. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen. Die Lidschatten waren verlaufen und bildeten unter den Augen graue Stellen.
    »Es war ein Frau«, flüsterte sie dann. »Ich kannte sie nicht. Sie stand plötzlich in der Tür. Das sah auch der Grüne. Er ließ von mir ab und verfolgte die Frau. Ich bin dann aus der Wanne geklettert und…« Sie schüttelte wieder den Kopf, als wollte sie die Erinnerungen verscheuchen.
    Was sie mir gesagt hatte, war zwar nicht besonders viel, doch es war für mich leicht, mir einen Reim darauf zu machen. Die andere Frau konnte nur diejenige gewesen sein, die durch uns gerettet worden war. Ihr Erscheinen hier im Bad hatte der Blonden das Leben gerettet, nicht jedoch dem Mann im Schlafzimmer.
    Mein Erscheinen hatte dafür gesorgt, dass sich die Frau wieder einigermaßen gefangen hatte. Ich erfuhr, dass sie Laurie Spencer hieß und hier Urlaub hatte machen wollen.
    »Aber nicht allein«, sagte sie. Nach dieser
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