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1467 - Landhaus der Leiden

1467 - Landhaus der Leiden

Titel: 1467 - Landhaus der Leiden
Autoren: Jason Dark
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schien noch nicht mitbekommen zu haben, dass die Gefahr vorbei war. Als ich sie ansprach, fing sie an zu schreien. Sie wurde regelrecht hysterisch, schüttelte trotz der liegenden Position ihren Kopf und hob die Arme an.
    Ich beugte mich über die Frau und sprach mit ruhiger Stimme auf sie ein.
    »Bitte, Madam, Sie brauchen keine Angst mehr zu haben. Der Mann ist nicht mehr da. Sie sind in Sicherheit.«
    Davon ließ sich die Frau nicht beeindrucken. Aber sie jammerte nicht mehr, streckte mir nur ihre Arme entgegen, als wollte sie mich abwehren, und ich stellte am Ausdruck in ihren Augen fest, dass die Panik allmählich verschwand.
    »Darf ich Ihnen hoch helfen?«
    »Ja, okay.«
    Ich half ihr, sich aufrecht hinzusetzen. Sie schaute sich dabei um.
    Ihr Blick war immer noch nicht frei von Panik. Ich konnte mir vorstellen, wen sie suchte.
    »Der Mann ist nicht mehr da«, sagte ich. »Als er uns kommen sah, ist er geflüchtet.«
    Die Frau starrte mich an. »Er wollte mich töten. Er ist so grausam. Er hätte mich erstochen.«
    »Ich weiß.«
    Sie konnte nicht mehr sprechen und schüttelte nur den Kopf. Sie saß noch immer auf der Haube. Ihre Beine hingen dabei an der rechten Seite hinab. Ihr war anzusehen, dass sie nachdachte, und sie schüttelte auch einige Male den Kopf.
    Ich behielt sie im Auge und bemerkte, dass sich wieder Angst in ihrem Gesicht ausbreitete. Aber es war eine andere Angst als die, die sie vorher empfunden hatte. Sie schaute ins Leere, aber ich merkte doch, dass sie da etwas aus ihrer Erinnerung hervorholte.
    Johnny hielt sich zurück. Er stand etwas im Hintergrund und beobachtete nur die Umgebung.
    Noch wusste ich nicht, was hier abgelaufen war, und darauf wollte ich sie ansprechen.
    »Die Gefahr ist vorbei. Der Mann ist geflüchtet. Haben Sie…«
    Über ihre Reaktion wunderte ich mich. »Er hatte ein grünes Gesicht! Ja, ein grünes Gesicht!«
    »Das war er, John. Das war er«, flüsterte Johnny.
    Jetzt glaubte ich es auch. »Und?« fragte ich. »Können Sie uns sagen, wie Sie auf ihn getroffen sind?«
    Sie schaute mich sekundenlang an. »Es war grauenhaft«, flüsterte sie und fing an zu weinen. Aber sie sprach dabei weiter, und ich erfuhr von dem Haus, in dem sich etwas Schreckliches ereignet hätte.
    »Was ist denn dort geschehen?«
    Sie schüttelte den Kopf und schlug die Hände vors Gesicht.
    Ich ahnte, dass der Unhold mit dem grünen Gesicht im Haus gewesen war, und wollte selbst nachsehen. Allein lassen konnte ich die Frau auch nicht, und ich war deshalb froh, dass Johnny mitgefahren war. An ihn wandte ich mich.
    »Wir machen es so: Ich gehe rüber und schaue mich kurz im Haus um. Kannst du so lange hier die Stellung halten?«
    »Mach ich glatt.«
    Ich schaute ihn sehr nachdenklich an, während ich meine Waffe hervorholte. Johnny war kein Kind mehr. Er wusste zudem, wie er mit einer Pistole umzugehen hatte.
    »Die lasse ich dir. Falls der Killer zurückkehrt und wieder angreifen will, weißt du, was du zu tun hast.«
    Johnny nahm die Beretta mit beiden Händen entgegen. Er schaute sie an und nickte.
    »Ist okay, ich kenne mich damit aus.«
    »Gut, dann steck sie weg.« Ich hatte mich zwischen Johnny und die Frau gestellt. So hatte sie die Übergabe der Waffe nicht mitbekommen.
    »Was willst du denn im Haus finden, John?«
    Ich gab eine sehr ehrliche Antwort. »Am liebsten nichts, aber ich glaube, dass das ein Wunsch bleibt, denn ich habe das unbestimmte Gefühl, dass ich dort etwas finde, was ich eigentlich nicht finden möchte.« Ich hob die Schultern. »Wir werden sehen.«
    »Okay.«
    Ich lächelte der noch namenlosen Frau auf der Kühlerhaube zu, die dies nicht bemerkte, denn sie schaute ins Leere und sagte nichts.
    Danach machte ich mich auf den Weg.
    ***
    Es war sehr still, aber ich hörte trotzdem etwas, als ich vor der offenen Tür anhielt. Es war ein Geräusch, mit dem ich zunächst nichts anfangen konnte. Ein Summen, das aus dem Haus drang.
    Dann wusste ich, um was es sich handelte. Im Zusammenhang mit einem bestimmten Gedanken machte es mich nicht eben froher. Ich verspürte schon eine Beklemmung in meiner Brust, bevor ich den nächsten Schritt ging, der mich über die Schwelle brachte.
    Das Summen blieb. Ich wusste sogar, in welche Richtung ich mich begeben musste. Es führte mich auf eine Tür zu, die nicht geschlossen war. Mein Blick fiel in ein Zimmer und dann, wie magisch angesaugt, auf ein Bett mitten im Raum.
    Der Tote lag darauf. Er und das Bett um ihn herum waren die
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