Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1467 - Landhaus der Leiden

1467 - Landhaus der Leiden

Titel: 1467 - Landhaus der Leiden
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Augen!
    Die Pupillen waren nicht hell, sondern schwarz – tief schwarz! So wie die Seele des Teufels, falls der überhaupt eine hatte. Aber das war jetzt nicht wichtig. Im Moment zählte nur dieser Mann, von dem eine lauernde Gefahr ausströmte.
    Ein leises Stöhnen drang aus Cindys Mund. Allmählich wurde ihr klar, in welch einer Lage sie sich befand. Sie wollte nicht an eine unmittelbare Lebensgefahr denken, aber weit war sie davon nicht entfernt. Und sie brauchte nur diesem Blick der schwarzen Augen zu begegnen, um zu wissen, wie ihr Schicksal aussah.
    Dass sie plötzlich sprechen konnte, darüber wunderte sie sich selbst am meisten.
    »Wer sind Sie?«
    Eine Antwort erhielt sie schon, aber die bestand nur aus einem Kopf schütteln.
    »Bitte, können Sie nicht reden?«
    Der Waldmensch senkte den Kopf.
    Cindys Gedankenapparat arbeitete wieder. Und diesmal fieberhaft. Sie erkannte, dass ihre Lage nicht die beste war, und suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Bewaffnet war die Gestalt nicht, das stellte sie schon mal zufrieden fest. Zumindest trug der Mann äußerlich keine Waffe. Was er unter der Kleidung verborgen hielt, wusste sie nicht.
    Cindy spürte die Nässe des Bodens unter ihrer Kleidung. Bisher hatte sich keiner von ihnen bewegt, und genau das wollte sie ändern, und deshalb wich sie leicht von ihm zurück. Sie wollte sehen, wie er reagierte.
    Er tat nichts. Nach wie vor stierte er vor sich hin, sodass Cindy mutiger wurde. Diesmal stemmte sie sich mit beiden Händen beim Zurückrutschen ab und kam so in die Höhe. Der nächste Schwung brachte sie auf die Beine, wobei sie Probleme mit dem Gleichgewicht hatte, denn der Untergrund war einfach zu uneben.
    Sie fand das Gleichgewicht, ging noch einen Schritt zurück und spürte den Druck harter Äste in ihrem Rücken. Sie drehte den Kopf zur Seite, um zu sehen, was da passiert war.
    Nichts weiter, aber diese Bewegung hatte sie von ihrem eigentlichen Ziel abgelenkt.
    Das hatte sich bewegt. Ein kurzes Zucken nach rechts. Der ausgestreckte Arm, der Griff nach etwas, das auf dem Boden lag, und plötzlich hielt der Unbekannte einen abgebrochenen Ast in der Hand.
    Cindy wusste, was kam.
    Er hatte den Arm noch nicht zum Schlag erhoben, da warf sie sich schon zur Seite. Das heißt, sie wollte es, doch da waren die Zweige, die auch an dieser Stelle wuchsen.
    Sie trafen ihr Gesicht, und Cindy schloss für einen Moment die Augen.
    Das reichte dem Green Man.
    Er schlug mit dem Ast zu.
    Cindy wurde an der rechten Kopfseite erwischt. Den Schmerz bekam sie noch mit, aber nicht mehr, wie sie zusammensackte und vor dem Baumstamm reglos liegen blieb.
    Der Green Man gönnte ihr keinen Bück mehr. Er stapfte an ihr vorbei auf sein neues Ziel zu…
    ***
    Kate Mitchell starrte auf meinen Ausweis, als wäre dieses Dokument etwas Schlimmes. Dabei zupfte sie am Saum ihres Pullovers und räusperte sich einige Male.
    »Wirklich Scotland Yard?« lautete endlich ihre Frage.
    »So ist es.«
    Sie schaute mich so blicklos an, als könnte sie es noch immer nicht fassen. »Hier bei uns?«
    »Wo sonst?« sagte ich lächelnd.
    »Ich – ich – bin nur so überrascht, dass Sie schon hier sind. Oder können Sie hellsehen?«
    Jetzt wunderte ich mich. »Wie meinen Sie das denn?«
    »Ich meine – sie ist verschwunden. Meine Mitarbeiterin Ruth Robertson. Dabei habe ich nur unsere Polizei angerufen. Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, es bei Scotland Yard zu versuchen. Ihr – ihr – seid doch in London.«
    Die Frau befand sich auf einem völlig falschen Dampfer. Uns ging es nicht um ihre Mitarbeiterin, die so plötzlich verschwunden war, was bei mir jedoch schon jetzt den Verdacht hinterließ, dass dieses Verschwinden möglicherweise mit dem Grund unseres Kommens in Zusammenhang stand. Das würde sich noch herausstellen.
    Ich steckte den Ausweis wieder ein und schüttelte so heftig den Kopf, dass sie es auch sah. »Wir sind nicht wegen Ihrer Mitarbeiterin gekommen. Für uns gibt es andere Gründe.«
    Mrs Mitchell atmete tief aus. Sie verlor auch ihre Blässe.
    »Ja, das haben Sie bereits erwähnt. Obwohl das Verschwinden von Ruth Sie auch interessieren müsste. Sie ist die Pünktlichkeit in Person. Ich habe mich nie über sie beklagen können, doch jetzt ist sie weg. Spurlos abgetaucht oder was auch immer. Ich habe auch schon an ein Verbrechen gedacht, schließlich ist heutzutage alles möglich. Ich kann mir keinen anderen Grund vorstellen. Wirklich, das will mir nicht in den Kopf.«
    »Seit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher