Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1460 - Lockruf des Trolls

1460 - Lockruf des Trolls

Titel: 1460 - Lockruf des Trolls
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Raum, zu dem der Begriff Nasszelle perfekt passte. Eine chemische Toilette, ein winziges Waschbecken und eine Dusche, die von einem Halter genommen werden musste. Wer hier duschte, der setzte alles unter Wasser, aber Al war nicht sehr anspruchsvoll.
    Durch die große Frontscheibe schaute er in die Natur. Da hatte sich nichts verändert. Es gab niemanden, der sich an sein Wohnmobil heranschlich.
    Völlig wehrlos war McCormick nicht. Unter der Hand hatte er sich ein älteres Gewehr besorgt, das NATO-Gewehr, das in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts eingeführt worden war. Die Waffe war gut in Schuss, sie funktionierte, und das Magazin war stets geladen. Reservemunition besaß er auch.
    Die Waffe lag unter der Bank. Er holte sie hervor und nickte ihr zu, als wäre sie ein lebendiges Wesen.
    »Du wirst mir schon den nötigen Schutz geben«, murmelte er und nahm am Tisch Platz. Er überlegte, ob er die Glotze einschalten oder Radio hören sollte. Auf beides verzichtete er.
    Al McCormick wartete. Aus dem kleinen Kühlschrank holte er eine Flasche Wasser, nahm ab und zu einen Schluck und gab sich ansonsten der Stille der Natur hin.
    Bis sie durch das Klopfen oder Kratzen unterbrochen wurde.
    Al McCormick schrak zusammen. Augenblicklich glitten seine Blicke an den Fensterscheiben vorbei, aber zu sehen war nichts. Das Geräusch war von draußen gekommen.
    Normalerweise hätte ihn ein derartiges Geräusch nicht gestört.
    Hier war das etwas anderes. Er dachte an die Trolle und an den Schrecken, den sie verbreiteten. Auch die toten Kinder wollten ihm nicht aus dem Kopf, und so sah er seine Lage mit ganz anderen Augen als vorher. Er spürte das Prickeln auf seiner Haut. Die ruhige Zeit war für ihn vorbei, daran gab es nichts zu rütteln.
    Er hatte leider nicht mitbekommen, an welcher Stelle des Wagens das Geräusch erklungen war. Es konnte die linke Seite gewesen sein.
    Er selbst saß auf der Bank an der rechten, der Fahrerseite und schaute auf das Fenster gegenüber.
    Es war nicht besonders groß. Ein Viereck mit abgerundeten Ecken.
    Die Scheibe zeigte zwar einen leichten Schmutzfilm, trotzdem konnte er ungehindert nach draußen schauen.
    Viel war da nicht zu sehen. Die paar jungen Bäume am Rand der Wiese und einige Sträucher.
    Eigentlich hätte er zufrieden sein können, wäre da nicht die innere Stimme gewesen, die ihm eine Warnung schickte. Er spürte es wieder kalt seinen Rücken hinabrinnen.
    Er starrte nach vorn.
    Nichts zu sehen.
    Bis er wieder das Kratzen hörte.
    Diesmal zuckte Al McCormick nicht zusammen. Er griff nach seinem Gewehr, lud es durch und schlich auf die Seitentür zu.
    Da geschah es.
    Etwas sprang draußen in die Höhe, zeichnete sich für einen winzigen Augenblick jenseits der Scheibe ab, bevor es wieder verschwand.
    Al McCormick hatte genug gesehen.
    Vor seinem Fenster war ein Troll erschienen!
    ***
    Er bewegte sich nicht. Er stand da wie jemand, der nicht glauben wollte, was er da gesehen hatte. Aber es stimmte. Das war kein Witz gewesen. Da hatte sich auch kein harmloser Frosch in die Höhe gewuchtet. Dieses Wesen war einfach zu groß gewesen. Er hatte auch in dem kurzen Augenblick die Farbe erkannt.
    Türkis…
    Ja, sie stimmte mit der überein, die Peter Login auf seiner Fotografie für die Fratze des Trolls verwendet hatte.
    Es gab sie also. Und nicht nur das. Sie wussten auch genau, wo sich jemand aufhielt, der Jagd auf sie machen wollte. Aber drehten sie den Spieß jetzt um und machten Jagd auf ihn?
    Al McCormick war kein Feigling. Er dachte daran, was man den Trollen nachsagte, und es war ihm jetzt egal, ob man sie als mörderisch oder mordlüstern bezeichnete. Der Kampf fing erst an, und Al McCormick ging auch den nächsten Schritt.
    Mit der linken Hand öffnete er die Tür. In der anderen hielt er das Gewehr, dessen Mündung er zuerst ins Freie schob. Gewissermaßen als Warnung für seinen Feind.
    Er sah ihn nicht.
    Auf der einzigen Stufe war er stehen geblieben. Sein Blick glitt nach vorn. Er sah einige Mücken tanzen, die bereits einen Schwarm gebildet hatten, aber andere Lebewesen, die ihm hätten gefährlich werden können, sah er nicht.
    »Das habe ich mir nicht eingebildet«, flüsterte Al. Das Gewehr im Anschlag, blieb er vor dem Wagen stehen und schwenkte den Lauf von links nach rechts und dann wieder zurück.
    Es zeigte sich niemand.
    Nur die Luft kam ihm noch feuchter und drückender vor. Aber das konnte auch an ihm liegen.
    In diesen Augenblicken wusste er nicht, was
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher