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1460 - Lockruf des Trolls

1460 - Lockruf des Trolls

Titel: 1460 - Lockruf des Trolls
Autoren: Jason Dark
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dünne Glasplatten. Eine Optik, die manchmal den Blick verzerrte.
    Ryan wandte sich mit einer scharfen Bewegung nach links.
    Von uns lag ein kleiner Hügel. Man konnte ihn auch als eine Kuppe einer Wiese betrachten, die wir hochgehen mussten.
    Auf ihre saßen vier Trolle!
    Sie sahen uns, wir sahen sie, und der Rote Rayn nickte uns zu.
    »Es ist ein Ort, an dem sie oft hocken. Von dort haben sie einen guten Überblick, und sie sind nicht weit von ihrer Opferstätte und der Grenze entfernt. Seht ihr den Nebel? Seht ihr, dass er näher kommt? In ihm verstecken sich Guywanos Boten. Die Trolle werden ihnen ihre Beute zeigen und sich über sie hermachen.«
    »Sie töten das Kind?«
    »Ja, John. Sie trinken sein Blut. Sie müssen es irgendwann tun, denn sie brauchen Kraft.«
    Ich schaute Ryan an. »Du hättest ihnen die Beute auch wegnehmen können. Schließlich mussten sie durch deinen Teil des Paradieses gehen. Warum hast du es so weit kommen lassen?«
    »Weil sie das Kind sofort getötet hätten, wäre ich ihnen zu nahe gekommen. Sie mussten zwar durch unseren Teil des Paradieses, es gab keinen anderen Weg für sie, aber diese Übermacht wäre für mich einfach zu stark gewesen.«
    »Dann hättest du keinen Versuch unternommen, Timmy zu befreien?«
    »Ich habe ihm durch dich geholfen«, erwiderte er diplomatisch.
    »Ihr seid hier.«
    »Ja, und der Nebel!«
    Er sah nicht gut aus. Er war nicht einfach nur eine wabernde Wand. In der Masse bewegte sich etwas. Auch wenn ich es nicht genau sah, konnte ich mir vorstellen, dass er die unheimlichen Gestalten schützte, die aus dem bösen Teil Aibons herüberkamen.
    Die Trolle auf der Hügelkuppe hatten sich bisher nicht um uns gekümmert. Sie wartete auf die Besucher aus dem anderen Teil des Paradieses. Noch schwebten sie vor der unsichtbaren Grenze, und ich wollte, dass es so blieb.
    »Okay!« sagte ich nur und rannte den Hang hoch…
    ***
    Was danach kam, konnte man mit dem Explodieren einer Bombe vergleichen. Ich war kaum drei Schritte gelaufen, als die Trolle mich bemerkten. Sie rannten nicht weg, sie kamen auch nicht auf mich zu, sondern bückten sich und rissen den Jungen in die Höhe.
    Nicht das leiseste Weinen hatten wir bisher von ihm gehört. Er schien sich in sein Schicksal ergeben zu haben, doch jetzt, als ihn eine Trollpranke so brutal in die Höhe riss, fing er an zu weinen.
    Das Schreien ging mir unter die Haut. Ich riss die Beretta hervor, aber ich konnte nicht schießen. Timmy war für den verdammten Troll der ideale Schutz. Und hinter den Trollen wehte die graue Nebelfront heran – mit den düsteren Gestalten darin, die auch jetzt noch keine konkreten Umrisse angenommen hatten.
    Es war eine Dämonenhorde von der anderen Seite des Paradieses, und ich rannte noch schneller.
    Aber der verdammte Hügel zog sich in die Länge. Zudem stieg er an. Ich rutschte ein paar Mal beim Laufen leicht zurück.
    Nicht aber Justine Cavallo. Wie ein Schatten huschte sie an mir vorbei. Sie war schneller, sie war stärker als ein Mensch, und sie erreichte den Hügel vor mir.
    Wie die Trolle reagierten, bekam ich nicht mit, weil alles viel zu schnell ging.
    Justine stoppte mitten im Lauf, sie drehte das Gewehr und zerschmetterte dem Troll, der das Kind hielt, mit einem Schlag den Schädel. Der Wicht flog zur Seite. Er ließ das schreiende Kind los, das im weichen Gras landete, aber noch nicht außer Gefahr war, denn die drei anderen Trolle wollten es sich schnappen.
    Justine stand auf der Kuppe und lachte. Schwarze Kleidung unter einem offenen Mantel, das helle Haar, das Grinsen auf dem Gesicht, so stand sie da, um aufzuräumen.
    Ihr wildes Kampflachen schallte mir entgegen, als sie einen Schuss abgab. Ein Troll wollte sie anspringen. Die Kugel schmetterte ihn zurück. Zwei waren noch da.
    Wieder, feuerte die Blutsaugerin.
    Eine Kugel bohrte sich in den hässlichen Trollschädel. Den letzten schnappte sie sich mit einer Hand. Sie schleuderte ihn um die eigene Achse, lachte der ankommenden düsteren Wand entgegen, ließ dann ihr Gewehr fallen, packten mit der anderen Hand ebenfalls zu und riss den Troll in der Mitte entzwei.
    Ein fürchterliches Gebrüll jagte mir auf den letzten Schritten entgegen. Es verstummte erst, als die beiden Teile des Trolls ins dichte Gras klatschten.
    »Nimm das Kind, Geisterjäger!«
    Ich hatte mich bereits gebückt und riss den kleinen Timmy an mich. Er schrie nicht mehr und schaute mich nur aus seinen großen Augen verschreckt an. Ich hatte nicht die
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