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1460 - Lockruf des Trolls

1460 - Lockruf des Trolls

Titel: 1460 - Lockruf des Trolls
Autoren: Jason Dark
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Nachhinein bedauerte ich es, was Justine irgendwie spürte, denn sie sagte: »Ich will keine Vorwürfe hören. Hätte ich ihn am Leben gelassen, würdest du mich jetzt nicht mehr sehen.«
    »Ich würde es überleben.«
    Sie lachte. »Ja, bestimmt. Aber du hast dich nun mal anders entschieden.«
    »Richtig, und ich hoffe, du wirst es nicht vergessen, sonst könnte es Probleme geben.«
    »Abwarten.«
    Ich wollte nicht näher über meine Rettungstat nachdenken. Viel wichtiger war der Junge. Mir war bekannt, wie scharf die verdammten Trolle auf Kinder waren. Es gab welche, die wollten die Seelen der Kleinen. Andere wiederum würden sich an ihrem Blut laben. Jedenfalls war beides grauenhaft, und ein kalter Schauer lief mir über den Rücken.
    Hatte ich wirklich und endgültig versagt?
    Man konnte es so oder so sehen. Aber der Gedanke daran, ohne Timmy zu seiner verzweifelten Mutter zurückzukehren, die alle Hoffnungen auf mich gesetzt hatte, war mehr als schlimm. Es gab auch keine Worte, die sie hätten trösten können. Irgendwann würde man vielleicht die Leiche ihres Jungen finden, wenn das Moor sie wieder freigab.
    Ich schloss die Augen. Plötzlich fühlte ich mich wieder so erschöpft.
    Der Wald war zu meinem Feind geworden. Überhaupt empfand ich alles als feindlich, und mich tröstete auch nicht der Gedanke, dass man nicht immer nur gewinnen konnte.
    Timmy war verschwunden. Zusammen mit den Trollen. Sie hatten ihn in ihrer Gewalt und würden…
    Was sie tun würden, daran dachte ich nicht mehr, denn meine Gedanken wurden abgelenkt.
    Ich hörte Musik.
    Sehr leise und trotzdem intensiv.
    Als ich die Augen wieder öffnete, da fiel mir das Verhalten der Blutsaugerin auf. Auch sie hatte die Musik vernommen, stand zwar noch ruhig da, aber das täuschte.
    Ich schaute in eine bestimmte Richtung. Dabei löste sich die Starre in meinem Gesicht und machte einem breiten Lächeln Platz, was die Cavallo nicht begreifen konnte.
    »He, was ist mit dir los?« fuhr sie mich an. »Hängt das mit dem komischen Fötenspiel zusammen?«
    »Ja, das tut es.«
    »Warum? Wieso?«
    »Wir werden bald Besuch bekommen, und ich will, dass du dich zusammenreißt. Dieser Jemand mag dir ungewöhnlich erscheinen, was ich auf sein Aussehen beziehe, aber du solltest daran denken, dass er ein guter Freund von mir ist.«
    »Okay, ich halte mich zurück.«
    »Außerdem würde dir sein Blut bestimmt nicht schmecken.«
    »Wer weiß…«
    Für mich war die Diskussion erledigt. Das Flötenspiel hatte gewisse Hoffnungen in mir aufkeimen lassen, denn ich wusste, dass nur der Rote Ryan so spielte.
    Er war eine märchenhafte Gestalt aus dem Reich Aibon. Aber er stammte von der guten Seite. Er war ein Freund der Elfen, Feen und Nixen, der guten Geister also.
    Ich kannte ihn schon lange, und da er über meine Bestimmung Bescheid wusste, waren wir Freunde geworden. Er hatte mir mehr geholfen als ich ihm, und ich hoffte darauf, dass das auch heute nicht anders sein würde.
    Das Flötenspiel nahm an Lautstärke zu. Die einzelnen Töne umschwebten mich und schienen dabei von Baum zu Baum zu fliegen.
    Bis die Musik plötzlich abriss und der Rote Ryan aus dem Tümpel stieg, als wäre das Sumpfloch nicht vorhanden…
    ***
    Ich wusste nicht, wohin ich zuerst schauen sollte. Auf den Tümpel, der jetzt mit einem grünen Glas gefüllt zu sein schien, was auch möglicherweise nur an der Oberfläche so sein konnte, oder auf den Roten Ryan, der sein schlankes Instrument sinken ließ und so etwas wie eine Verbeugung zur Begrüßung andeutete. »So sehen wir uns wieder, John.«
    »Ja«, bestätigte ich lächelnd. »So sieht man sich wieder. Ich hatte dich schon vermisst.«
    »Danke.«
    Der Rote Ryan hatte sich nicht verändert. Bei seinem Aussehen passte er perfekt zu Aibon. Er war so etwas wie ein Wunder auf zwei Beinen. Feuerrotes Haar, viele Sommersprossen im Gesicht, grüne Augen, und auf dem Haar trug er eine Mütze, die aussah wie ein Militärschiffchen. Seine Kleidung schien nur aus großen Blättern zu bestehen, die allerdings so zusammengenäht waren, dass sie eine Jacke und eine Hose bildeten.
    Auch Justine sah ihn. Sie zischte mir zu: »Wer ist das denn, verdammt?«
    »Der Rote Ryan, ein guter Freund aus Aibon.«
    »Aha.«
    Auch Ryan war die blonde Bestie aufgefallen, und er sagte mir sehr offen seine Meinung.
    »Sie passt nicht zu dir, John. Ich spüre es. Ihr seid einfach zu verschieden.«
    »Mag sein, aber manchmal ziehen, sich Gegensätze an. Und in diesem Fall war
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