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1456 - Fremde in der Nacht

Titel: 1456 - Fremde in der Nacht
Autoren: Unbekannt
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beendete den gefährlich werdenden Meinungsaustausch. Unsere Mikrokome arbeiteten zwar mit geringster Leistung auf der uralten und längst nicht mehr gebräuchlichen Langwelle, aber vor den Cantaro hatte ich Respekt. „Zweite Phase beginnt - jetzt! Hinter mir bleiben. Kontrolliert die Schaltungen eurer Automatiken."
    Ich gab meinem Pikosyn die Handlungserlaubnis. Die anderen Mikrorechner folgten getreu ihrer Synchronschaltung.
    Unsere Flugaggregate sprangen mit Minimalschub an.
    Wir schwebten dicht an der riesigen Plattform nach oben, bis wir ihren Rand erreichten.
    Der nachtschwarze Raum hellte sich plötzlich etwas auf. Weit entfernt gewahrte ich den strahlenden Glutball der irdischen Sonne; eines Gestirns, dessen lebensspendende Wärme ich Jahrtausende genossen hatte.
    Ich verweilte einige Augenblicke, wohl wissend, daß wir jetzt Zeit hatten. Wenn wir beim Anflug geortet worden wären, hätten die Cantaro längst etwas unternommen. „Oder auch nicht!" warnte mein Extrasinn. „Man könnte dich auch nur beobachten. Mit Amüsement!"
    Ich unterdrückte eine Verwünschung und flog weiter. Fulgen hielt sich dicht neben mir. Ali und Silverman wechselten einige geflüsterte Bemerkungen über die Sonne ihrer Heimatwelt.
    Rechts von uns ragte ein Bauwerk nach oben. Auf dem Innenhelm-Schirm der Restlichtverstärkung war jede Einzelheit gut zu erkennen. Sols von der Station reflektiertes Licht reichte völlig aus, um sie für uns gut erkennbar zu machen. „Sehr gut", flüsterte Fulgen. Seine Aufregung schien sich gelegt zu haben. „Das ist die Wulsterhebung der Hauptzentrale. Hier habe ich Beiboothangars gesehen. Sie müssen rechts von uns, dicht über dem Plattformboden liegen. Wie willst du hineinkommen?"
    Ich winkte unwillig ab. Die auf uns einwirkende Kunst-Schwerkraft betrug null Komma drei Gravos. Es genügte, uns guten Halt zu verschaffen. Die Last des vollausgerüsteten SERUNS wurde angenehm reduziert. „Die Hangars stehen unter Druck!" gab Yart zu bedenken. „Man kann nicht einfach die Türen öffnen! Außerdem würde das Alarmsystem ..."
    „Wann hältst du eigentlich mal die Klappe?" fuhr Ali dazwischen. „Mann, das wußten wir schon im embryonalen Zustand."
    Fulgen verstummte, und ich deutete nach vorn. „Den linken Hangar nehmen. Aufpassen mit der Manschette. Ich gebe euch notfalls Feuerschutz. Kassieren lassen wir uns nicht. Los!"
    Die beiden Ingenieure flogen dicht über dem Plattformboden nach vorn. Es gab viel mehr Deckungsmöglichkeiten, als man es bei einer Betrachtung aus weiter Entfernung wahrnehmen konnte. Überall ragten die stählernen Verkleidungen irgendwelcher Gerätschaften aus dem glatten Metall.
    Rund siebenhundertfünfzig Meter rechts von uns war die bläulich leuchtende Öffnung des Großtransmitters zu sehen. Über die Rundung wölbte sich ein heftig pulsierendes Energiefeld, das aber nicht mit der Transporteinheit identisch sein konnte. Die von dem Feld ausgehende Strahlung schien ungefährlich zu sein.
    Weder die Lichtverstärkung noch die passiv laufende Ortung unserer SERUNS wiesen ein Lebewesen aus. Mobile Roboter waren ebenfalls nicht auszumachen. In mir keimte ein ungutes Gefühl auf. „War das immer so, Fulgen? Keine lebende Seele, überhaupt nichts?"
    „Ebenfalls ungewöhnlich", hauchte er. „Was?"
    „Ungewöhnlich!" wiederholte er lauter. „Ich habe es ganz anders gesehen. Auch die pulsierende Glocke über der Transmitteröffnung gab es nicht. Ich - Hilfe! Mir fährt etwas übers Gesicht.
    Etwas hat sich in den Helm geschlichen.
    Atlan!"
    Er schlug die Hände vor die Helmscheibe und sprang in Panik auf.
    Ich zerrte ihn wütend zu Boden und legte mich halb auf ihn. Er schlug mit Armen und Beinen um sich. „Das ist der Zusatz-Schweißwischer mit Saugeffekt. Die Klimaanlage wird mit deinem Niagarafall nicht fertig. Halte Ruhe, verdammt!"
    Er begriff sofort und hielt still. „Wieso Niagarafall?"
    Ich fühlte, daß ich kurz vorm Durchdrehen stand. Drüben winkte Ali. Ich zerrte den Plophoser auf die Füße und flog mit ihm zu den Technikern hinüber.
    Die Hochdruckfolie war bereits mit dem blanken Stahl der äußeren Hangarwandung verschweißt worden.
    Ich stieß Fulgen in das schlauchartige Zelt hinein. Aaron verschloß es nach einer nochmaligen Überprüfung.
    Sekunden später begannen die Desintegratoren zu arbeiten. Sie schnitten eine große Öffnung aus dem Metall. Immer mehr Luft zischte in unsere „Privatschleuse" hinein und blähte sie schließlich prall auf. Als
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