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1455 - Kundschafter für Halut

Titel: 1455 - Kundschafter für Halut
Autoren: Unbekannt
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ein ultraschrilles Pfeifen verwandelte, stieß er sich von der Wand in seinem Rücken ab und schoß zwischen Magmaquellen auf die einzige Öffnung der Höhle zu, die eben noch von dem Goldenen versperrt worden war.
    Doch der Goldene stand nicht mehr dort.
    Auch er hatte sich zum Angriff entschlossen und war einen Sekundenbruchteil vor der Mörderbestie losgestürmt.
    Im Unterschied zu ihm aber bemerkte er im letzten Moment den drohenden Zusammenprall, der für ihn und den Mörder tödlich ausgehen konnte. Er warf sich zur Seite.
    Der Metabolische sah und hörte in diesem Augenblick nichts. Er spürte lediglich, daß er mit großer Wucht ein Hindernis streifte. Erst, als er durch die Öffnung schoß und mit Klauen und Zähnen um sich schlug und schnappte und auf keinerlei Widerstand stieß, merkte er, daß er ins Leere gelaufen war.
    Blitzschnell wirbelte er herum, um den Goldenen abzuwehren, der jetzt angreifen würde, nachdem er den Gegner ausgetrickst hatte.
    Aber der Angriff blieb aus. Statt dessen sah er, daß der Goldene in die Glutfontäne einer Magmaquelle geraten war und sich durch die große Hitze in eine lebende Fackel verwandelt hatte, die im Schlund der Quelle versank, als die Glutfontäne zusammenbrach.
    Er empfand Schmerz und Befriedigung bei diesem Anblick: Schmerz deshalb, weil er plötzlich ahnte, daß er in gerader Linie von dem Goldenen abstammte, der sein Leben im Magma ausgehaucht hatte - und Befriedigung deshalb, weil er mit seinem Überleben das Überleben seiner Art gesichert hatte.
    Denn die anderen Verfolger waren noch zu weit entfernt, um ihre psionischen Kräfte gegen ihn einsetzen zu können. Er würde ihnen bis zur nächsten Abzweigung entgegeneilen und sie sehr bald innerhalb eines anderen Höhlenlabyrinths abhängen.
    Langsam drehte er sich um und setzte sich in Bewegung. Doch so langsam, wie er sich umgedreht hatte, war plötzlich auch seine Fortbewegung geworden. Er quälte sich förmlich Schritt um Schritt vorwärts, während seine Befriedigung in Verzweiflung umschlug, weil ihm bewußt wurde, wodurch seine Bewegungen sich so extrem verlangsamt hatten.
    Seine letzte Metamorphose hatte eingesetzt, die Umwandlung aus dem Larvenstadium der Mordbestie ins Imaginalstadium eines Goldenen - beziehungsweise einer Goldenen, wie er intuitiv erkannte, denn alle Goldenen beziehungsweise Nichtesser waren weiblichen Geschlechts.
    Diese Umwandlung jedoch stellte eine tödliche Gefahr dar, denn obwohl es sich nur um eine unvollkommene Metamorphose handelte, weil die Imago äußerlich weitgehend der Mörderlarve glich, so daß keine Verpuppung mit der dazu notwendigen Langzeitruhe erforderlich war, benötigte auch dieser Vorgang Zeit, um die Veränderung abzuschließen - und in dieser Zeit würde die Zwischenform erstarrt und hilflos allen Umwelteinflüssen ausgesetzt sein.
    Und erst recht allen Angriffen anderer Intelligenzen.
    Doch nicht einmal das Erkennen dieser Gefahr befähigte ihn dazu, in einem Zusammenraffen aller Kräfte dem drohenden Schicksal zu entgehen und sich für seine künftige Aufgabe zu erhalten.
    Es schien, als watete er durch einen Sumpf, der immer zäher wurde und seinen Bewegungen schließlich soviel Widerstand entgegensetzte, daß sie völlig erlahmten.
    Er preßte die Gliedmaßen gegen seinen Rumpf, barg den schrumpfenden Langschädel zwischen den sich verformenden Klauen und erstarrte zu statuenhafter Reglosigkeit, die im Gegensatz zu dem rasend schnell in seinem Innern ablaufenden metamorphischen Prozessen stand.
    So fanden ihn einige Zeit später die Bionten, die der Goldenen ihrer Gemeinschaft gefolgt waren, um sie bei ihrer Jagd auf die Mörderbestie zu unterstützen …
     
    2. INTHRONISATION
     
    Sie blieben wie vom Donner gerührt stehen, als sie den erstarrten Metamorphen erblickten.
    Anubi, ihre Anführerin, eine schwarzhaarige Hominide vom Oxtorne-Typ mit einem schlangenförmigen Gewimmel fingerdicker weißer Haare auf dem runden Schädel und mit kurzen Flügelstummeln statt Armen, regulierte ihr mutiertes Sehvermögen so ein, daß sie zwischen den Atomen jeder Materie hindurchblicken konnte.
    Sie suchte nach Nuchthor, dem Goldenen, der ihnen so weit vorausgeeilt war, daß er lange vor ihr und ihren beiden Gefährten auf den Mörder gestoßen sein mußte.
    Doch die Mordbestie hing reglos hier an der Wand des Stollens – und von Nuchthor war nichts zu sehen. Auch in dem Labyrinth mit den Magmaquellen, in die Anubis Späherblick schließlich vordrang, gab es keine
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