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1455 - Das Gewissen des Henkers

1455 - Das Gewissen des Henkers

Titel: 1455 - Das Gewissen des Henkers
Autoren: Jason Dark
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gemordet, und nun quält ihn sein Gewissen. Er will praktisch etwas gut machen.«
    »Als Toter?«, flüsterte Fiona.
    »Wie auch immer.«
    »Das kriege ich nicht auf die Reihe. Das kann ich nicht glauben. Wie kann ein Toter so etwas überhaupt…« Sie fand nicht die richtigen Worte und winkte ab.
    »Ja, das stimmt«, gab ich zu. »Normalerweise ist so etwas unmöglich. Aber ich habe gelernt, dass das Unnormale oft genug normal ist. Das habe ich oft genug erlebt.«
    »Dann glauben Sie daran?«
    »Ja, Fiona. Der Henker ist zurückgekehrt. Er ist wieder unterwegs. Wie auch immer. Er muss drei Familien besuchen. Die Nachkommen derer, die er getötet hat.«
    »Und glauben Sie an eine Entschuldigung?«
    Ich hob die Schultern. »Auf seine Art und Weise wird er es schon versuchen.«
    »Kann man die denn als normal ansehen?«
    »Nein, ich denke nicht. Und ob er als Gestalt mit einem menschlichen Aussehen erscheinen wird, das ist auch noch die Frage. Im Moment ist sie nicht wichtig. Viel größere Probleme bereitet es mir, die drei Personen zu finden. Sie sind mir unbekannt. Ihnen auch, und so selten sind die Namen nicht.«
    »Da wird es wohl kaum zu schaffen sein, sie zu finden, Mr Sinclair.«
    »Nun ja, es kommt auf die Zeit an.«
    »Haben wir die denn?«
    Ich hob die Schultern. »Wir werden recherchieren müssen. Wir werden gezwungen sein, alle Menschen hier in London mit diesen Namen nach ihrer Vergangenheit zu befragen. Polizeiarbeit, wie sie im Buche steht. Dabei glaube ich kaum, dass wir schneller sein können als der Henker. Er wird seinen Plan gut vorbereitet haben.«
    Fiona schaute mich aus großen Augen an. »Und was wird geschehen, wenn er die Leute findet?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wird er sie vielleicht töten?«
    »Nein, das denke ich nicht. Denn damit würde er sein Gewissen noch mehr belasten und nicht entlasten. Dem Brief war zu entnehmen, dass er seine Ruhe finden will. Er hält sich in einer Welt auf, die für ihn nicht akzeptabel ist.«
    »Und wo könnte das sein?«
    »Da bin ich überfragt, Fiona. Ich weiß jedoch, dass das Jenseits sehr vielfältig sein kann.«
    »Ach ja? Wie denn?«
    »Bitte, darüber sollten wir jetzt nicht diskutieren. Aber es gibt au ßerhalb dieser Welt noch andere Dimensionen, das steht fest. Das habe ich selbst erlebt. Es gibt die Welten der Engel, die so vielschichtig sind. Auch dort gibt es Gute und Böse. Engel, die zur Hölle gehören und welche, die in den Religionen ihr Zuhause gefunden haben.«
    »War der Henker schon in der Hölle?«, flüsterte Fiona. Sie saß vor mir wie ein Schulmädchen, das seine Hausaufgaben vergessen hatte.
    »Ich weiß es nicht. Er war jedenfalls in einem Reich, in dem es ihm nicht gefallen hat, in dem er nicht die Ruhe gefunden hat, die er sich wünschte. So muss man es leider sehen.«
    »Hoffentlich wird er nicht töten!«
    »Das glaube ich nicht. Er würde sich sonst selbst vernichten. Er ist gekommen, um Abbitte zu leisten.«
    »Bei drei Familien.«
    »Genau.«
    »Und wir wissen nicht, wo wir sie finden können.«
    Ich schaffte es zu lächeln. »Genau das ist das Problem, aber aufgeben werden wir nicht.« Ich deutete in die Runde. »Nur kann ich das nicht von hier aus bewerkstelligen.«
    »Verstehe.« Fiona erhob sich. »Sie wollen wieder zurück zum Yard fahren.«
    »Ja, es ist die einzige Möglichkeit. Dort steht uns alles zur Verfügung, was wir brauchen.«
    »Noch zwei Minuten, Mr Sinclair. Ich möchte nur meinen Koffer packen. Dann können wir verschwinden.«
    Die Zeit gab ich ihr. Vor der Tür wartete ich auf Fiona und dachte daran, dass ich eine verdammt harte Nuss zu knacken hatte. Aber das wollte ich nicht allein, und ich würde deshalb den Fahndungsapparat des Yard auf Hochtouren bringen, dann hatten wir sicherlich eine geringe Chance…
    ***
    Die Zigarette zitterte zwischen Sean Rifkins Fingern, als er unter der Gardine des Schaufensters hindurch nach draußen schaute und die beiden Männer in den dunklen Lederjacken sah, die gemächlich die Straße überquerten, um auf seine Seite zu gelangen.
    Sie kamen also doch. Sie hatten ihr Versprechen wahr gemacht, und es war ihr dritter Besuch. Sie hatten ihm erklärt, dass es hart werden würde. Aber Rifkin wollte sich nicht beugen. Er war stur. Er war Ire. Er hatte die Insel verlassen und hier in London in Hafennähe einen kleinen Laden eröffnet. Einen Kiosk, den er umgebaut und angebaut hatte, sodass ein Schnellimbiss daraus entstanden war, der florierte, denn er bot hungrigen Arbeitern
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