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1453 - Die ruhelosen Engel

1453 - Die ruhelosen Engel

Titel: 1453 - Die ruhelosen Engel
Autoren: Jason Dark
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verschwunden. Einfach so. Ihre Leichen fand man nicht. Irgendwann schrieb man sie ab und hielt sie für tot. Das ist auf der Uni nicht vergessen. Ich weiß schon, dass man ab und zu davon spricht, aber ich habe das nie in einen bestimmten Zusammenhang mit magischen Vorfällen gebracht. Ich ging einfach davon aus, dass sie sich zurückgezogen haben.« Er hob die Schultern. »Es gibt ja Leute, die nach Indien oder in ähnliche Länder auswandern, um dort zu sich selbst zu kommen und ihr Glück zu finden. Ich bin nicht der Einzige, der so gedacht hat. Wirklich.«
    »Das denke ich auch«, sagte die Mutter. »Aber nun sind sie dabei, zurückzukehren. Oder sind schon da.«
    »Und das weißt du genau?«, fragte Suko.
    Sie nickte über den Tisch hinweg. »Das weiß ich. Sie sind mir begegnet auf meiner Reise.«
    »Und sie wollen wieder zurück zur Uni?«
    »Bill, ich kann es nicht sagen. Ich nehme es nur an. Sie werden plötzlich wieder da sein. Nur anders als früher. Davon müsst ihr ausgehen.«
    Es war auch für uns nicht einfach, dieser Logik zu folgen. Hier konnte man wieder sagen, dass es nichts gab, was es nicht gibt.
    Dazu hatten wir schon zu viel erlebt und zudem Dinge, die man normalerweise nicht fassen konnte.
    Ich übernahm das Wort. »Und jetzt rechnest du damit, dass Johnny diesen sechs Rückkehrern begegnet.«
    »Ich denke schon. Ich weiß nicht, wie sie sich verhalten werden. Aber ich wollte euch warnen, weil ich etwas gutzumachen habe. Deshalb diese Aufklärung.«
    »Das ist gut«, sagte Johnny. »Da weiß ich, woran ich bin. Aber ich weiß nicht, was und wo sie studiert haben.« Er hob die Schultern.
    »Die Uni ist sehr groß.«
    »Das wirst du doch herausfinden können.«
    Johnny nickte. »Bestimmt. Und auch ihre Namen.« Er räusperte sich. »Und du bist sicher, dass sie wieder da sind?«
    »Ja, das bin ich«, erwiderte Erzulie bestimmt.
    »Aber du weißt nicht, wie sie sich verhalten werden?«
    »Nein, das ist mir unbekannt. Aber ich denke, dass du die Augen offen halten solltest. Es kann sein, dass sie völlig verändert sind und du sie als gefährlich ansehen musst. Auch wenn sie aussehen sollten wie Menschen, es sind sicherlich keine mehr. Sie werden mit Schuldgefühlen überladen sein. Man kann ihr Verhalten nicht voraussehen, und deshalb ist es besser, dass ihr alle Bescheid wisst.«
    Da hatte sie auch in meinem Sinn gesprochen. Ich wollte wissen, wann es passiert war.
    »Die Zeit ist dort, wo sie herkommen, unwichtig. Man weiß nicht mal, ob sie existiert.«
    »Klar«, murmelte ich vor mich hin. »Sie ist ein Produkt der Menschen, um sich zu orientieren.« Danach stellte ich die nächste Frage.
    »Und welche Rolle hast du dir zugedacht?«
    »Die der Mahnerin.« Sie sprach lächelnd weiter und breitete ihre Arme aus. »Wie gesagt, ich hatte noch etwas gutzumachen. Jetzt wisst ihr Bescheid.«
    Ja, das wussten wir. Die letzte Bemerkung hatte sich angehört, als wären wir entlassen. Erzulie hatte auch nichts dagegen, dass wir aufstanden.
    Sie blieb sitzen und gab uns noch einen letzten Ratschlag mit auf den Weg.
    »Vergesst meine Warnung nicht. Es kann harmlos sein, aber auch das Gegenteil davon.«
    »Wir wissen Bescheid«, sagte Suko.
    Ich hatte noch eine Frage. »Und du bist überzeugt davon, dass alles so eintreffen wird, wie du es gesagt hast?«
    Die Voodoo-Mutter schaute mir fest in die Augen. »Es ist bereits eingetroffen.«
    »Okay, wir werden entsprechend handeln. Danke, dass du uns gewarnt hast.«
    »Ich war es euch schuldig.«
    Mir war es nur recht, wenn sie das so sah.
    Ich dachte mal wieder daran, wer alles in dieser Stadt lebte. Gehört hatte ich vorher nie von ihr, und sie konnte für mich so etwas wie ein Verbindungsglied werden. Da war es schon gut, wenn ich sie nicht zu meinen Feinden zählte, sondern zu den Personen, die ein gewisses Verantwortungsgefühl besaßen und mit mir zusammenarbeiteten.
    Die Conollys und Suko warteten im Flur auf mich. Im Hintergrund standen die beiden Leibwächter. Als sie sahen, dass wir uns in Bewegung setzten, gingen sie auch.
    Schweigend und in Gedanken versunken gingen wir den Weg zurück. Auch Johnny sagte kein Wort. Erst als wir beim Rover standen, dem nichts passiert war, und sich die Leibwächter verzogen hatten, übernahm er das Wort.
    »Das hätte ich nicht gedacht. Da kommt ja was auf mich zu.«
    »Moment mal!«, mischte sich Bill ein. »Das ist nicht sicher. Du bist auf der Uni, um zu studieren, und nicht, um irgendwelche Untoten zu
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