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1453 - Die ruhelosen Engel

1453 - Die ruhelosen Engel

Titel: 1453 - Die ruhelosen Engel
Autoren: Jason Dark
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Freddy…«
    Beim ersten Kontakt hatte er noch gedacht, sich zu irren. Jetzt kam ihm der Gedanke nicht. Da war jemand, der seinen Namen gerufen hatte, nur hatte er niemanden gesehen. Die Gestalt war abgetaucht.
    Sie befand sich nicht im Lesesaal.
    Oder doch?
    Braddock war völlig durcheinander. Er holte tief Luft, drehte sich einmal um seine Achse und bekam zum ersten Mal eine Gänsehaut, als er das Lachen vernahm.
    Es klang leise und trotzdem irgendwie laut und deutlich. Braddock lauschte, und da er sich sehr konzentrierte, glaubte er daran, dass es zwei Lacher gewesen waren.
    Eine Frau und ein Mann!
    Okay, du musst ruhig bleiben!, schärfte er sich ein. Du darfst jetzt nicht durchdrehen. Du musst die Nerven behalten. Es gibt vieles auf der Welt, aber es gibt keine Geister, das weißt du genau.
    Er blieb ruhig. Aber die Gänsehaut auf seinem Rücken und im Gesicht blieb bestehen. Der von ihm so geliebte Lesesaal war für ihn plötzlich zu einem Ort des Unheils geworden.
    Ihm kam nicht in den Sinn, dass die Stimmen und das Lachen aus einer anderen Dimension kommen könnten.
    Er schlich auf die Tür zu. Seine Augen waren überall. Er bewegte den Kopf so schnell es ihm möglich war.
    Nichts hatte sich verändert. Es gab einfach keinen Hinweis auf das Lachen.
    Wenn Freddy Braddock den Lesesaal betrat, dann ließ er die Tür stets einen Spalt offen, um eventuell mitzubekommen, ob sich in dem Flur noch jemand aufhielt.
    Jetzt hatte er den Blick auf die Tür gerichtet!
    Sein Mund stand offen und er spürte die Feuchtigkeit auf seinen Handflächen.
    Dann bewegte sich die Tür.
    Langsam schwang sie nach innen. Sie war schwer, ein Windstoß hätte sie kaum bewegen können, also musste es ein Mensch gewesen sein, der im Flur hinter ihr stand.
    Freddy kannte das Knarren genau. Es hörte sich an, als wenn ein Knochen brechen würde.
    Auf seinem Rücken verdichtete sich der Schauer.
    Wer hatte die Tür aufgestoßen?
    Noch sah er niemanden, und er glaubte auch weiterhin daran, allein in diesem Lesesaal zu sein.
    Oder…?
    Die Tür öffnete sich weiter. Freddy Braddock wagte es nicht, weiter zu gehen. Alles war so anders geworden! Er hielt sich zwar noch in der Realität auf, doch er hatte das Gefühl, dass diese sich verändert oder sich noch etwas darüber oder dazwischen geschoben hatte.
    Das Andere war zu spüren. Ja, zum ersten Mal bekam er es mit.
    Erst wollte er es nicht wahrhaben und glaubte an eine Einbildung.
    Aber es verschwand nicht, die seltsame Kälte blieb.
    Er dachte nicht weiter darüber nach und konzentrierte sich auf die Tür, die sich immer noch bewegte.
    Von ihr kam die Kälte!
    Freddy Braddock spürte es genau. Nur war es ihm nicht mehr möglich, weiter darüber nachzudenken, denn jetzt passierte etwas, was er nicht für möglich gehalten hatte.
    Es kam jemand!
    Im Türausschnitt und auf der Grenze zwischen Hell und Dunkel erschienen zwei Gestalten.
    Braddock hielt den Atem an. Er sah, dass es eine junge Frau und ein junger Mann waren.
    Lizzy Lester und Frank Law!
    Nein! Das Wort durchtoste ihn als Schrei. Das konnte nicht stimmen. Das war ein Irrtum, eine große Täuschung, denn Lizzy Lester und Frank Law waren seit drei Jahren tot…
    ***
    Freddy Braddock war inzwischen über sechzig Jahre alt geworden.
    Er hatte ein recht ruhiges Leben geführt. Er war von Aufregungen verschont geblieben. Seit fast dreißig Jahren war er verheiratet, er wollte auch weiterhin mit seiner Frau zusammen bleiben. Er hatte schon an den Ruhestand gedacht und er wusste, dass das Leben ihm bereits die großen Höhepunkte gebracht hatte. Aber was er hier mit eigenen Augen sah, das konnte und wollte er nicht glauben. Das war einfach nicht zu fassen. Unglaublich und unwahrscheinlich. Genau diese Begriffe huschten durch seinen Kopf, als er das Paar anschaute.
    Seit drei Jahren tot!
    Waren sie es wirklich?
    Während er wie festgenagelt auf der Stelle stand und sich zurück erinnerte, kamen ihm schon Zweifel, denn ein richtiges Begräbnis für die beiden Studenten hatte es nicht gegeben. Sie und zwei andere Paare waren zur gleichen Zeit verschwunden. Wie aus dem Leben weggerissen. Es gab sie nicht mehr, und sie waren auch nicht wieder aufgetaucht. Und nun standen sie plötzlich vor ihm auf der Schwelle zum Lesezimmer.
    Das begriff er nicht. Das war wie ein Tiefschlag, der ihm das normale Denken geraubt hatte.
    »Hallo Freddy…«
    Da war wieder die Stimme. Sie hatten beide gesprochen, doch er hatte den Eindruck, als wäre es nur eine
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