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1453 - Die ruhelosen Engel

1453 - Die ruhelosen Engel

Titel: 1453 - Die ruhelosen Engel
Autoren: Jason Dark
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Stimme gewesen. So perfekt waren sie aufeinander eingespielt.
    Ihm wurde plötzlich kalt. Sicherlich erwarteten die beiden Toten eine Antwort von ihm. Nur war er nicht in der Lage, sie ihnen zu geben. Der unheimliche und nicht erklärbare Vorgang hatte ihn sprachlos werden lassen.
    Ihm war so kalt geworden. Plötzlich fragte er sich, ob diese Kälte aus dem Jenseits stammte, mitgebracht von dem Paar, das tot sein musste.
    Er wusste es nicht. Er wusste gar nichts mehr. Sein Denken war ebenfalls eingefroren. Er starrte nur fassungslos auf die beiden Gestalten, die vor ihm auf der Türschwelle standen und sich nicht bewegten.
    Sie waren nicht nackt, wie man es hätte von Geistwesen erwarten können. Sie trugen normale Kleidung. Jeans, T-Shirts, normale Schuhe.
    Lizzy hatte noch immer das braune strähnige Haar. Dazu ihr bleiches Gesicht mit den leicht hohlen Wangen. So hatte sie auch damals ausgesehen, kurz bevor sie verschwunden war.
    Das lag drei Jahre zurück.
    Und in diesen drei Jahren hatten sie und Frank nicht mal die Kleidung gewechselt, denn der dunkelhaarige Frank war nicht anders angezogen als damals.
    Die blaue Jeans, das braune T-Shirt. Sie waren im Sommer verschwunden. Jetzt war Winter. Da hätten sie schon anders angezogen sein müssen, um nicht zu frieren.
    Das war nicht der Fall. Sie froren nicht, denn dort, woher sie kamen, gab es so etwas anscheinend nicht.
    Freddy Braddock wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Tief in seinem Innern verspürte er den Wunsch, die beiden anzusprechen.
    Doch davor schreckte er zurück. Zwischen ihm und ihnen hatte sich eine Wand aufgebaut, die er nicht durchdringen konnte.
    Erst jetzt fiel ihm auf, dass sich beide an den Händen festhielten.
    Sie gaben ein Paar ab, was sie auch damals schon gewesen waren.
    Daran hatte sich nichts geändert.
    Für eine Weile hatten sie auf dem Fleck gestanden, als wollten sie Braddock die Gelegenheit geben, sie genau zu betrachten. Nun gingen sie vor. Sie verließen die Türschwelle und traten auf den Holzboden, der durch ihr Gewicht hätte knarren müssen. So war es zumindest bei Braddock und allen anderen Menschen.
    Nur hier nicht!
    Kein Laut, keine Atemzüge. Bei ihnen war alles anders, und das wollte Braddock nicht in den Kopf.
    An der Seite eines Lesetischs blieben sie stehen. Gemeinsam nickten sie Braddock zu.
    Und dann hörte er ihre Frage.
    »Erkennst du uns noch, Freddy?«
    Braddock wunderte sich, dass er in der Lage war, eine Antwort zu geben. Zuerst nickte er, dann flüsterte er: »Ja, ich kenne euch. Ihr seid Lizzy und Frank.«
    »Genau, das sind wir.«
    Braddock wollte lächeln. Es misslang ihm. Er brachte nur ein schiefes Grinsen zustande.
    Dann hatte er sich gefangen und sprach erneut: »Aber ihr seid doch tot! Ja, tot.«
    »Ach, sind wir das?«
    »Man – man – sagte es.«
    Die beiden lächelten sich an. So gaben sie Braddock genügend Zeit, nachzudenken, und er machte sich Gedanken über die Stimmen. Sie klangen menschlich und doch anders, denn ihm kam es vor, als wäre etwas dazwischen geschoben worden. Eine Membrane vielleicht, die dafür sorgte, dass sich der Klang der Stimmen veränderte.
    So genau konnte er es nicht beschreiben und wollte auch nicht lange darüber nachdenken. Dafür drängte sich ihm eine andere Frage auf, die er nicht für sich behielt.
    »Wo seid ihr denn gewesen?«
    Beide schauten sich an. Und wiederum gaben sie gemeinsam die Antwort.
    »Wir waren bei den Engeln, Freddy, bei den Engeln…«
    ***
    Es war nicht unsere Schuld, dass sich bereits die Dämmerung über die Stadt gesenkt hatte, sondern die einer gewissen Person, die sich mit uns treffen wollte, und das an einem Ort, den man als nicht ganz koscher ansehen konnte.
    Es war einer der Londoner Hinterhöfe, die es noch immer gab und die nicht renoviert worden waren. Hier gab es keinen neuen Anstrich der Fassaden, hier war noch die Geschichte der Menschen lebendig, die über Jahrzehnte hinweg ihr Geld im Hafen verdient hatten und in Häusern lebten, die damals modern gewesen waren.
    Jetzt hätte man sie abbrechen können, aber dann hätte man den Leuten andere Wohnungen geben müssen, und die waren in London selbst für einen Normalverdiener so gut wie unbezahlbar.
    Also blieben die Menschen dort wohnen, und es wurden immer mehr, denn die illegale Einwanderung nahm zu.
    Es war ein Block, in dem sich Farbige zusammengefunden hatten.
    In der Regel stammten sie aus Schwarzafrika, und sie hatten sich einen eigenen Lebenskreis aufgebaut. Das
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