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145 - In den Fängen der Dämonenspinne

145 - In den Fängen der Dämonenspinne

Titel: 145 - In den Fängen der Dämonenspinne
Autoren: Larry Brent
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Einfühlungsvermögen.
    Es merkte, daß es ins Leere griff. Die Zangen
schlossen sich. Ruckartig, wie von einem Gummiband zurückgezogen, schnellten
die Arme mit den geschlossenen Greifzangen nach hinten.
    Sie trafen den am Boden liegenden Körper des
Heizers mit voller Wucht.
    Der meinte, von einem Pferdehuf erwischt
worden zu sein. Es ging alles so schnell, daß er nicht mal Zeit fand, noch
irgendwo einen Halt zu suchen.
    Wie von einem Katapult emporgeschleudert,
flog Billy Brown aus der offen stehenden Tür.
    Er wurde nicht direkt das Opfer der wild um
sich schlagenden und greifenden Spinne. Die rasende Fahrt des Zuges, der mit
Volldampf nun über die kerzengerade Strecke jagte, wurde ihm zum Verhängnis.
    Brown flog nach draußen. Wie ein Stein sackte
er sofort in die Tiefe. Schwer schlug er mit dem Kopf auf dem abstehenden
Schwellenrand auf, überschlug sich auf dem Schotterdamm und rollte dann, sich
rasend schnell überschlagend, den Berg nach unten in felsiges Geröll und
Dornengestrüpp, wo er reglos liegen blieb.
    Der Zug jagte mit unverminderter
Geschwindigkeit weiter.
    Noch drei Meilen bis Stanville-Station . ..
    Keiner der drei Passagiere hatte etwas von
dem unglaublichen und grauenhaften Vorfall gemerkt. Ahnungslos saßen Simone
Trenner und Iwan Kunaritschew in ihrem Abteil und plauderten. Ebenso ahnungslos
war der einsame Reisende, der gedankenverloren in die Nacht starrte und dann
einen Blick auf seine Armbanduhr warf. Als er erkannte, daß sie sich, von der
Zeit her gesehen, schon nahe am Ziel befanden, stand er auf und begann sein
umfangreiches Gepäck in der Nähe der Ausgangstür aufzustellen.
    Noch zwei Meilen bis Stanville-Station . . .
    Noch immer verringerte sich die rasende
Geschwindigkeit des Zuges nicht.
    Die Gleise führten nun durch fruchtbare
Gefilde, die Strecke fiel etwas ab.
    Die riesige Spinne hockte noch immer wie ein
Dämon auf dem Dach der Lok. Mit dreien ihrer großen, behaarten Beine hielt sie
den Lokführer, der durch die überdimensionalen Konischeren an zahlreichen
Körperstellen verletzt war.
    Dem düsteren, bedrohlichen Geschöpf, dessen
Größe und Anwesenheit jeder Vernunft und jedem natürlichen Gesetz widersprach,
schien die Geschwindigkeit des Zuges überhaupt nichts auszumachen.
    Die Riesenspinne stieß sich ab. Sie sprang
auf einen dichtbelaubten Baum an der Strecke und hing sich mit ihren
widerborstigen Beinen in die Wipfel.
    Der Zug raste weiter. Noch eine Meile bis
Stanville-Station ...
     
    *
     
    Der Stationsvorsteher warf einen Blick auf
die große Uhr über seinem Schreibtisch und erhob sich.
    In einer Minute mußte der Zug eintreffen.
    Joe Milling atmete tief durch. Dann war zum
Glück auch sein Dienst zu Ende. Er hatte seinen Schreibtisch schon aufgeräumt,
um nach Abfahrt des Zuges die Station und sein Office nur noch abzuschließen.
    Milling griff nach seiner Mütze und drückte
sie auf den Kopf. Dann nahm er die Kelle zur Hand, das Windlicht und öffnete
die Tür zum Bahndamm.
    In der Station hielt sich kein Mensch auf.
Stanville war im wahrsten Sinn des Wortes ein Nest am Ende der Welt. Dabei
hatte jeder, als die Siedlung vor knapp hundert Jahren entstand, fest
angenommen, daß aus Stanville mal so etwas wie eine Großstadt werden könne.
    Man hatte hier Gold gefunden. Doch der Rausch
war schnell verflogen, weil die Ergiebigkeit äußerst gering war.
    Tausende von Abenteurern, Gangstern und
leichten Mädchen hatten den Weg nach Stanville und Peloe gefunden. Dabei war
Peloe noch das größere Sündenbabel gewesen. Der Ort lag dieser Station
praktisch genau gegenüber. Hinter einem Berg, rund acht Meilen entfernt, war
damals eine Goldgräberstadt entstanden, in der heute kein Mensch mehr lebte.
Die Häuser und Hütten, die Saloons und Hotels zerfielen. Durch die Ritzen in
den Wänden und den Dächern wurden Sand und Steine hereingetragen und heulte
schaurig der Wind.
    Stanville hätte schnell ein ähnliches
Schicksal erlitten, wenn nicht einige beherzte Bürger damals vernünftige
Entscheidungen getroffen hätten. Es machte viel aus, wenn gute Familien am Ort
ansässig waren und über die kurzlebige Goldgräberzeit hinaus nach Wegen und
Möglichkeiten suchten, ein funktionierendes Gemeinwesen aufrecht zu erhalten ...
    Joe Milling blickte in die Dunkelheit, die
Schienen entlang, Richtung Osten. Von dort mußte der Zug jeden Augenblick
kommen.
    Von weitem schon hörte man das donnernde und
stampfende Geräusch der sich nähernden Lok.
    Joe Milling nickte
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