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145 - In den Fängen der Dämonenspinne

145 - In den Fängen der Dämonenspinne

Titel: 145 - In den Fängen der Dämonenspinne
Autoren: Larry Brent
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noch sechzig Meilen. Und schon sind wir wieder zu Hause .«
    Billy Brown nickte. Beim Lachen zeigte er
zwei Reihen kräftiger, weißer Zähne. Er war ein muskulöser, gesunder Mann, der
noch heute einen Zentner mit ausgestreckten Armen über den Kopf hielt. Brown
legte kräftig nach.
    Dieser Zug war der einzige, der am Tag nach
Stanville fuhr und dort hielt. Planmäßige Ankunft: 20.58 Uhr. Planmäßige Abfahrt:
21.01 Uhr.
    Die Bahnstrecke führte direkt in das sich
verengende Tal.
    Der Zug bestand aus drei Waggons. Im
hintersten wurden grundsätzlich Fracht und Post transportiert, weil der vordere
und mittlere ausreichten , um die Passagiere zu
befördern.
    Heute hätte ein einziger Waggon genügt.
    Es gab nur drei Reisende. Zwei Männer und
eine Frau.
    Bei dieser handelte es sich um eine junge
Lehrerin namens Simone Trenner, die nach Stanville wollte, um dort ihre neue
Stelle in Augenschein zu nehmen. Die Schule war seit vierzehn Tagen ohne
Lehrer. Der alte Pädagoge war vor kurzem plötzlich gestorben. Bisher hatte sich
für ihn noch kein Ersatz gefunden.
    Simone war bereit, die Stelle anzunehmen,
wenn es ihr dort gefiel.
    Mit im Abteil saß ein Mann von kräftiger
Statur, breiten Schultern und einem wilden, roten Vollbart. Er war ein
charmanter Plauderer, und so wurde die lange, durch die Einöde führende Fahrt
für sie beide nicht langweilig.
    Im Abteil nebenan saß ein älterer Mann mit
spitzer Nase und schmalen, blutleeren Lippen. Der Reisende trug einen grauen,
feingemusterten Straßenanzug und eine perfekt sitzende Krawatte. Er hatte
mehrere Koffer bei sich, die darauf schließen ließen, daß er am Zielort
offensichtlich längere Zeit bleiben wollte.
    Auch sein Ziel war - Stanville.
    Die junge Lehrerin schob das Fenster weiter
herunter, als sie in das Tal einfuhren. »Eine wunderbare Landschaft«, sagte
sie, während sie aus dem offenen Fenster blickte und lachte. Der Wind fuhr in
ihre Haare und ließ sie wie eine Fahne um ihren Kopf flattern. »Keine Autos,
keine verstopften, Straßen, keine Betonklötze. Man könnte meinen, hier sei die
Zeit stehen geblieben ... «
    Der Mann mit dem roten Bart und dem nicht
minder roten Haar erhob sich. »Unverfälschte Natur ist etwas Herrliches«,
bestätigte er. »Wir fangen heute an, sie zu schätzen - wahrscheinlich deshalb,
weil wir immer weniger davon besitzen. Die Menschheit geht mit ihrer Welt ja so
um, als ob sie nach Belieben schalten und walten könnte... «
    Sie mußten sehr laut sprechen, um sich
verständigen zu können. Der rauschende Wind, das ratternde Geräusch der
Schwellen und das Stampfen der Lok erfüllten die Luft.
    Der Mann, der mit Simone Trenner im Zugabteil
fuhr, war niemand anders als Iwan Kunaritschew.
    Auch sein Ziel war der kleine Ort Stanville
im mittleren Westen der USA.
    Das Tal war fünf Meilen lang. Links und
rechts ragten die steilen Felsen in die Höhe, so daß Simone auf die Idee kam,
einen Vergleich anzustellen, welche Chance sie wohl hätten, wenn diese beiden
Bergriesen nun in Bewegung gerieten und die drei Waggons mit der Lokomotive
zermalmten.
    Diese Vorstellung mußte sie derart
schockieren, daß sie das Fenster nach oben schob und wieder auf ihrem Sitz
Platz nahm.
    Nach dem engen, felsigen Tal wurde die
Landschaft nicht weniger wirklich, aber sanfter und weicher in ihren Formen.
    Doch davon konnten sie um diese Zeit kaum
mehr etwas wahrnehmen.
    Draußen war es dunkel. Der Mond stand hinter
den hochaufragenden Bergen, deren steile Wände harte Schatten über die
Bahnlinie warfen.
    Fünf Meilen von dem Tal entfernt, in dem
Stanville lag, machte die Bahnstrecke einen weiten Bogen, um einem Felsen
auszuweichen, der nicht wie der andere vorhin durch eine natürliche Schlucht
die Gleisbauarbeiten gefördert hatte.
    Jonathan Drummer mußte die Geschwindigkeit
der Lokomotive verringern.
    Die schwarze Lok fauchte und dampfte. Funken
sprühten aus dem Aschekasten zwischen die Schienen.
    Die Schienen führten streckenweise unter dem
zungenförmig nach vom wachsenden Felsplateaus hinweg. Diese waren mit Büschen
und Gräsern bestanden.
    In der Dunkelheit - völlig unbemerkt - löste
sich in dem Augenblick etwas Großes, Plumpes, als der Zug infolge der scharfen
Kurve nur noch geringe Geschwindigkeit besaß.
    Das dunkle Etwas landete zielsicher
unmittelbar hinter der Lok, auf dem Dach des ersten Waggons.
    Es gab einen kurzen, dumpfen Schlag.
    Trotz der Maschinengeräusche vernahm Jonathan
Drummer diesen Laut.
    Er lauschte. »Was war das
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