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1443 - Die Hölle stirbt nie

1443 - Die Hölle stirbt nie

Titel: 1443 - Die Hölle stirbt nie
Autoren: Jason Dark
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erfasst worden.
    Die schlug sich auch auf unseren Gesichtern nieder, und so war der angestrengte Ausdruck in unseren Zügen nicht zu übersehen.
    Geräuschlos konnten wir die Tür nicht aufziehen, aber das Geräusch, das wir dann hörten, passte nicht in die Kathedrale hinein.
    Es war ein Wimmern, das auch ein Tier hätte abgeben können…
    ***
    Das Kreuz schwebte über ihm!
    Es war für Reverend Morton Butler kein Zeichen des Sieges oder der Hoffnung. Eine böse Macht hatte es verstanden, den Gegenstand umzudrehen.
    Ja, nur ein Gegenstand. Dieses verdammte Ding Kreuz zu nennen, das wäre einer Blasphemie gleichgekommen. Es hätte den Reverend nicht verwundert, wenn plötzlich dort, wo sich die beiden Balken trafen, die Fratze des Teufels erschienen wäre.
    »Nimm es!«
    Ein Schrei, ein Befehl!
    Travis Beck wollte einen weiteren Teil seines Siegeszugs genießen.
    In dieser großen Kathedrale mussten die Zeichen der Hölle gesetzt werden. Etwas anderes gab es für ihn nicht mehr. Und er würde vor Freude vergehen, wenn der Pfaffe endlich das Kreuz nahm.
    Morton Butler wollte nicht. Er deutete es auch an, indem er den Kopf schüttelte. Dass er dies fertig brachte, kostete ihn schon eine ungeheure Anstrengung.
    Der Schlag gegen sein Gesicht tat weh. Er schrie nicht. Gewaltsam riss er sich zusammen. Er wollte der anderen Seite keine Blöße zeigen, obwohl vor seinen Augen die Funken zuckten und er die Übersicht verlor.
    »Beim nächsten Mal zerschlage ich dir dein Gesicht!«, drohte Beck.
    »Ich will, dass du das Kreuz nimmst. Und du wirst mich irgendwann anbetteln, es nehmen zu dürfen.«
    Beck hatte mit normaler Lautstärke gesprochen, nur war es nicht so bei dem Mann auf dem Altar angekommen. Etwas mit seinem Gehör stimmte nicht. Auf dem linken Ohr war er fast taub.
    »Und?«
    Morton Butler konnte nicht anders. Er musste es nehmen, wenn er nicht noch mehr leiden wollte. Innerlich schimpfte er sich einen Feigling, doch es half alles nichts.
    Und so hob er die Arme an. Die Augen hielt er geschlossen, weil er sein Elend nicht sehen wollte. Er spürte nur, wie ihm das Metall zwischen die Hände gedrückt wurde.
    Das Kreuz hatte sein Gewicht, das der Reverend aufgrund seiner Schwäche doppelt spürte. Er hätte es am liebsten weggeschleudert.
    Irgendwohin. Zurück in die Hölle, aber die umgab ihn hier nicht.
    Seine Arme sackten so weit zurück, dass der Gegenstand beinahe seine Brust berührte. Der Reverend atmete schwer. Das Kreuz war für ihn zu einer Last geworden. Durch seinen Kopf schossen fremde Gedanken, oder war es eine Stimme?
    Butler wusste es nicht. Alles war anders geworden. Auf den Kopf gestellt. Er verfolgte den Strom der fremden Kraft, die in ihn eindrang. Er wusste, dass sie ihm nicht gut tat und dass sie nicht von dieser Welt stammte.
    Das Kreuz lag auf seiner Brust und bewegte sich leicht, wenn er tief ein- und ausatmete. Er erlebte es als einen schweren Druck.
    Hinzu kam das Fremde.
    Es hatte sich in seinen Kopf geschlichen. Es wollte ihn auf andere Gedanken bringen. Er sollte auf die andere Seite gezogen werden.
    Wenn er nach rechts zur Seite schielte, stand dort Beck.
    Aus glänzenden Augen schaute er auf den Reverend nieder, der Qualen litt. Das erfreute Beck. Sein Gesicht zeigte den großen Triumph. Die Lippen verzogen sich, und seine Augen sahen aus wie die eines Raubtiers.
    »Küsse es! Los, küsse es!«
    Morton Butler hatte die Worte deutlich gehört. Die Ohren waren wieder klar geworden. Aber was man ihm da gesagt hatte, konnte man von ihm nicht verlangen. Es war der reine Wahnsinn. Über diesen Graben konnte er nicht springen, und er wollte etwas dagegen sagen, aber sein Hals saß zu.
    Ein Krächzen war die Antwort, nicht mehr und nicht weniger. In seinem Kopf brandete etwas auf wie eine gewaltige Woge, die alles überschwemmte. Er wünschte sich eine tiefe Ohnmacht herbei, weil er die Realität einfach ablehnen musste.
    »Küss es!«
    »Nein!«
    Beck lachte auf. Er hatte seinen Spaß. Dann fasste er das Kreuz an, um es anzuheben. »Du sollst es küssen, verflucht! Und du wirst es küssen…«
    Der Reverend fühlte sich zu schwach. Er war wie erstickt. Vor seinen Augen verschwamm das Gesicht seines Peinigers, der das Kreuz höher schob, damit das Metall die Lippen des Mannes berühren konnte.
    Butler wimmerte vor sich hin. Nie zuvor war er in seinem Leben so gedemütigt worden. Alles, was ihm bisher heilig gewesen war, wurde nun in den Dreck gezogen.
    Es gab keine Chance zur Flucht. Er
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