Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
144 - Mr. Silvers böses Ich

144 - Mr. Silvers böses Ich

Titel: 144 - Mr. Silvers böses Ich
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
hatten auf Alan keinen Eindruck gemacht.
    Ich verschonte Alans Eltern noch mit der Wahrheit, fragte nach seinen Freunden.
    »Sein bester Freund ist Bob Morris«, sagte Ida Orbison.
    »Ein Taugenichts, ja, zu dem fühlt er sich hingezogen!« knurrte Hank Orbison. »Dutzende Male habe ich ihm schon gesagt, daß das kein Umgang für ihn ist. Bob hat keinen Vater, wissen Sie? Dem fehlt die strenge Hand. Einen Jungen muß man hin und wieder hernehmen und…«
    »Wann hast du das denn schon mal bei Alan getan?« fiel ihm Ida Orbison ins Wort.
    »Jedesmal, wenn ich es tun wollte, hast du dich doch vor ihn gestellt!«
    Ich wollte wissen, wo Bob Morris wohnte. Sie sagten es mir. Ich erkundigte mich nach weiteren Namen, doch nun beharrte Hank Orbison darauf, daß ich ihm zuerst sagte, was denn nun passiert sei.
    Ich warf Bruce O’Hara einen finsteren Blick zu. Es war nicht möglich, diesen Leuten die Wahrheit zu ersparen.
    Ich wollte, ich brauchte es ihnen nicht zu sagen, dachte ich bedrückt, aber daran führte nun kein Weg mehr vorbei. Alans Eltern hatten nicht nur ein Recht darauf zu erfahren, was ihrem Sohn zugestoßen war. Es war auch meine Pflicht, es ihnen zu sagen, denn er war an meiner Kugel gestorben.
    Dennoch hatte ich keine Schuldgefühle. Alan Orbison war schon verloren gewesen, bevor ich nach Harkerville kam. Ich hatte keinen Menschen, sondern ein Monster erschossen, und ich war entschlossen, auch die anderen Bestien gnadenlos zu jagen und zur Strecke zu bringen.
    Vorsichtig kleidete ich die schreckliche Wahrheit in Worte. Ich vermied jeden harten Ausdruck und jeden Vorwurf. Das hatte jetzt keinen Sinn mehr.
    Die Orbisons waren genug gestraft. Sollte ich sie da noch mit Vorwürfen quälen? Ich benötigte sehr viel Zeit, weil ich den Schock so gering wie möglich halten wollte.
    Ich hätte auch kurz und knapp sagen können: »Ihr Sohn war ein Werwolf. Er ist tot. Ich habe ihn erschossen.« Aber das wäre herzlos, ja geradezu brutal gewesen. Das wollte ich diesen Leuten nicht antun.
    Ida Orbison wurde immer blasser, je länger ich sprach. Ahnte sie das Entsetzliche? Ihr Mann wurde immer ungeduldiger. »Verdammt noch mal, Mr. Ballard!« platzte es schließlich aus ihm heraus. »Wie lange wollen Sie denn noch um den heißen Brei herumreden?«
    Ich warf ihm die Wahrheit trotzdem nicht schonungslos an den Kopf. Beharrlich blieb ich auf meinem Kurs. Ich machte den größtmöglichen Umweg, aber schließlich erreichte ich doch das furchtbare, erschütternde Ziel.
    Ida Orbison riß die Augen auf. Sie fuhr sich mit den Händen ins fahle Gesicht. Teigreste klebten noch an ihren Fingern. Jetzt hingen sie an ihren bleichen Wangen.
    »Tot?« schrie sie ungläubig und unglücklich. »Unser Alan ist tot? Und Sie haben ihn erschossen?«
    Hank Orbison sagte nichts, er handelte.
    Er stürmte ins Wohnzimmer, und als er wiederkam, hielt er seine doppelläufige Schrotflinte in den Händen, die er auf mich anlegte.
    ***
    »Sind Sie mir böse, weil ich das vorhin gesagt habe?« fragte Virginia Colloway.
    Mr. Silver schüttelte den Kopf. »Ich sagte Ihnen doch, daß ich Sie verstehen kann.«
    »Ich dachte nur, weil auch Sie ein Dämon sind.«
    »Zur Zeit fühle ich mich nicht so«, sagte der Hüne ernst. »Ich bin leer, gehöre nirgendwo hin, bin weder gut noch schlecht. Ich balanciere in der Mitte…«
    »Und Loxagon möchte Sie auf die schwarze Seite holen.«
    »Ja, das würde ihm gefallen.«
    »Warum?«
    »Ich bin ein abtrünniger Dämon, habe meine Kraft lange Zeit auf der guten Seite eingesetzt. Durch mich mußte die Hölle zahlreiche Niederlagen hinnehmen. Jetzt böte sich eine Gelegenheit, es mir heimzuzahlen. Loxagon ist sehr ehrgeizig. Er strebt mit allem, was er tut, nach Glanz und Ruhm. Und nach Anerkennung. Wenn es ihm gelänge, mich zum Höllenstreiter zu machen, würde er in der Achtung aller steigen, und Asmodis würde seinem Sohn stolz auf die Schulter klopfen.«
    »Bis vor kurzem wußte ich von all diesen Dingen nichts, und plötzlich befinde ich mich mittendrin«, sagte Virginia leise.
    »Vielleicht erlauben Sie mir, wenn ich wieder bei Kräften bin, Ihnen zu helfen, diese schrecklichen Erlebnisse zu vergessen«, sagte der Ex-Dämon.
    »Sie sind sehr nett, Mr. Silver. Ich hoffe für Sie, daß alles gutgeht. Darf ich Sie als meinen Freund betrachten?«
    »Selbstverständlich.«
    »Das hätte sich Loxagon wohl nicht träumen lassen.«
    »Was?« fragte Mr. Silver.
    »Daß die Gefahr uns zusammenschmiedet - Sie und mich.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher