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1436 - Der Höllensohn

1436 - Der Höllensohn

Titel: 1436 - Der Höllensohn
Autoren: Jason Dark
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gegen den Vorhang. Er bewegte sich leicht hin und her. Was im Passagierraum passierte, das sah und hörte ich nicht. Alles blieb still.
    Mit einer Hand schob ich den Vorhang ein wenig zur Seite. So erlaubte ich mir einen ersten Blick, und ich erkannte, dass alles unverdächtig aussah. Nichts war geschehen. Die Fluggäste saßen an ihren Plätzen. Sie unterhielten sich oder lasen in irgendwelchen Zeitschriften.
    Ich betrat den Gang.
    Nach zwei Schritten schon konzentrierte ich mich auf den Popen.
    Für mich war er so etwas wie eine zentrale Figur in diesem tödlichen Spiel, und ich sah, dass er sich jetzt bewegte und seine starre Sitzhaltung aufgab. Mit einer geschmeidigen Bewegung erhob er sich, schaute nach vorn und sah mich. Mit einer lässigen Geste winkte er mir zu.
    Er hatte sich verändert, er machte auf mich einen ganz anderen Eindruck. Er gab sich sicher, und selbst aus der Entfernung sah ich das Funkeln in seinen Augen. Der Mund war zu einem Grinsen verzogen. Er sah aus wie jemand, der genau wusste, was anlag, und ich war der Meinung, dass mehr in ihm steckte, als äußerlich zu erkennen war.
    Auch die Passagiere hatten mich bemerkt. Einige von ihnen reckten die Köpfe.
    »Da bist du ja wieder, Sinclair! Willkommen bei mir, dem Höllensohn!«
    Da hatte ich es!
    Er, der Geist, der in einem fremden Körper steckte, erklärte nun vor zahlreichen Zeugen die Wahrheit, und jeder hatte den Begriff Höllensohn verstanden.
    Ich war gespannt darauf, wie die Fluggäste reagierten. Sie taten zunächst nichts. Alle schwiegen, denn mit einer derartigen Ankündigung hatte keiner gerechnet.
    Genau das ärgerte den Popen. Er riss beide Arme in die Höhe.
    Dann schrie er los: »Habt ihr nicht gehört? Ich bin der Höllensohn! Ich bin derjenige, den der Teufel geschickt hat. Ich bin jetzt sein Vertreter auf Erden. Ich bin derjenige, der in seinem Namen regiert, und alles, was sich in meiner Nähe befindet, gehört mir.«
    Man hatte ihn sprechen lassen, doch jetzt stand ein Mann in seiner Nähe auf. Er war der Einzige, der den Mumm hatte, ihm Paroli zu bieten. »He, du Irrer, was soll der Quatsch? Ich lasse mich von dir nicht…«
    »Hören Sie auf!«, fuhr ich ihm ins Wort. »Sagen Sie nichts mehr, Mister! Setzen Sie sich wieder hin!«
    Der Mann schwieg tatsächlich – bis er sich auf mich eingestellt hatte und mich angriff.
    »Verdammt noch mal, was soll das? Was soll dieses Gerede? Glauben Sie ihm vielleicht?«
    »Ja, das tue ich.«
    »Höllensohn, wie?« Er drehte sich um und lachte.
    Andere Passagiere lachten nicht.
    Ich sah mich gezwungen, einzugreifen, und versuchte es erst einmal damit, dass ich meinen Ausweis hervorholte und ihn mit ausgestreckter Hand nach allen Seiten zeigte.
    »Wer es nicht lesen kann, dem werde ich es sagen. Mein Name ist John Sinclair. Ich bin Oberinspektor von Scotland Yard, und ich muss Ihnen leider mitteilen, dass dieser Mensch in der Kutte die Wahrheit gesagt hat. Das ist nun mal so. Ich will nicht weiter darauf eingehen, aber ich möchte Sie bitten, Ruhe zu bewahren. Nur das kann uns helfen und nichts anderes.«
    »Stürzen wir jetzt ab?«, rief eine junge Stimme.
    Diese Aussage war etwas für Konstantin. Als hätte er nur darauf gewartet. »Ja, ihr Freunde der Luftfahrt. Ihr werdet alle abstürzen, denn ich habe beschlossen, euch mit in die Hölle zu nehmen. Das ist doch was – oder?«
    »Wer ist dieser Mensch?«, rief eine Frau und deutete mit dem Arm auf den Popen.
    »Jemand, in dem ein böser Geist steckt«, erklärte ich. »Das müssen Sie schon so hinnehmen.«
    »Kann er uns wirklich den Tod bringen?«
    »Ja, ich kann!«
    Es war eine bittere Antwort, der ich nichts entgegensetzen konnte.
    Wenn ich meine Waffe zog und auf ihn feuerte, dann hatte ich den Popen unter Umständen getötet, nicht aber den Geist.
    »Es ist schwer, nicht wahr, Engländer? Du steckst jetzt in einer verdammten Klemme.«
    Ich wollte es nicht zugeben, aber er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Es war unheimlich schwer für mich. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Ich befand mich in einer prekären Lage. Wie viele Passagiere im Flieger saßen, war mir unbekannt. Jedenfalls war bereits ein Menschenleben schon zu viel.
    Es war still geworden. Die Passagiere wussten jetzt, dass sie keinen Bluff erlebten und hier auch kein Film gedreht wurde. Der Ernst der Lage war äußerlich spürbar. Er schien die Luft zusammenzupressen. Die Angst der Menschen hinterließ bei mir einen Schauer.
    Wären wir auf dem normalen
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