Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1435 - Tödlicher Frost

1435 - Tödlicher Frost

Titel: 1435 - Tödlicher Frost
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
der die Temperatur gegenüber dem gestrigen Tag um einige Grade zugenommen hatte.
    Das brachte ihn auf einen Gedanken. Durch die Zunahme der Temperatur waren die Gestalten vielleicht aufgetaut, und sie waren dann ganz normal gegangen.
    Normal gegangen?
    Der Gedanke war für ihn furchtbar. Eisleichen, gefrorene Menschen, die auftauten und dann so weiterlebten, als wäre nichts geschehen?
    Es brachte ihm nichts ein, wenn er sich weiterhin damit beschäftigte. Er würde nur an sich selbst zu zweifeln beginnen. Wichtig waren andere Dinge, und zwar eine Realität, die er nicht leugnen konnte.
    Aufgetaut, die Höhle verlassen und in der Umgebung untergetaucht. So sah das Fazit aus.
    Mit einer schwerfälligen Bewegung machte er kehrt. Ziemlich gebeugt trat er den Rückweg an. Er dachte darüber nach, was er seinen Soldaten sagen sollte. Den normalen Grund konnte er ihnen nicht nennen. Er hatte ihnen auch nicht erklärt, weshalb sie in dieses Gelände geschickt worden waren. Sie mussten unverrichteter Dinge wieder den Rückweg antreten und damit basta.
    Die Lampe hatte er wieder ausgeschaltet und an den Gurt gehängt. Als er in den hellen Ausschnitt des Höhleneingangs trat, sah er die gespannten Blicke seiner Männer auf sich gerichtet.
    Jetzt stellte er sich die Frage, warum er so viele mitgenommen hatte. Nun ja, es hätte auch anders laufen können.
    Mit wenigen Sätzen machte er ihnen klar, dass sie den Rückweg antreten würden.
    Natürlich hatte er sie damit überrascht. Sie schauten ihn auch fragend an. Er spürte, dass es hinter ihren Stirnen arbeitete, aber sie trauten sich nicht, etwas zu sagen. Die Soldaten waren es gewohnt, Befehle hinzunehmen und sie zu befolgen.
    Der Major blieb vor dem Eingang stehen und schaute seinen Leuten nach, die den Rückweg antraten. Er fühlte sich alles andere als wohl, aber er konnte nichts dagegen machen. Das Schicksal hatte ihm übel mitgespielt. Jetzt musste er sehen, wie er damit zurechtkam.
    Diesmal brauchte Jasper nicht vorzufahren. Als er den kleinen Geländewagen erreichte, schaute ihn der Fahrer aus großen Augen an.
    Er verstand die Welt nicht mehr.
    Der Major blieb stehen. Er stützte seine Hand auf dem Dach des Wagens ab. Jasper, der vor ihm stand, sah das schiefe Grinsen im Gesicht seines Vorgesetzten.
    »Darf ich fragen, was…«
    Grassow winkte ab. »Sie dürfen, Jasper, Sie dürfen. Aber meine Antwort wird Sie nicht froh machen.«
    »Die Gestalten sind weg, nicht?«
    Grassow nickte schwer. »Ja, das sind sie.«
    »Ich habe es geahnt, als Sie die Männer zurückgeschickt haben«, flüsterte der Fahrer. »Aber ich habe es nicht glauben wollen.«
    »Doch, es stimmt.«
    »Und wie?«
    Der Major hob mühsam die Schultern. »Fragen Sie mich nicht. Fragen Sie mich am besten gar nichts. Ich kann es Ihnen nicht sagen. Als ich die Höhle betrat, da war sie leer. Ich sah keine der Gestalten mehr. Sie schienen sich in Luft aufgelöst zu haben, aber das kann nicht sein. Sie sind einfach verschwunden.«
    »Als Eisgestalten?«, flüsterte Jasper.
    »Das weiß ich nicht. Das glaube ich auch nicht. Da habe ich meine starken Bedenken.«
    »Warum?«
    »Weil sich die Temperatur in der Höhle um einige Grade erhöht hat, verstehen Sie?«
    Jasper bekam große Augen. Er nickte im Zeitlupentempo, aber Grassow glaubte nicht, dass er alles begriffen hatte. Doch Jasper fragte: »Wenn das stimmt, dann sind die Eisleichen aufgetaut und gleichzeitig wieder zum Leben erweckt worden.«
    »Kann man so sehen.«
    »Sie konnten dann sogar laufen, nicht?«
    »Ja, so ist das.«
    »Danach sind sie verschwunden«, flüsterte der Fahrer. »Meine Güte, das wäre ja eine wissenschaftliche Sensation. Ich habe mal gelesen, dass man daran arbeitet. Menschen wollen sich einfrieren lassen, um Jahre später wieder aufgetaut zu werden. Haben wir das hier erlebt?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    Jasper ließ sich nicht bremsen. »Wenn das stimmen würde, könnten wir ein geheimes Forschungsprojekt der Regierung entdeckt haben. Dann sind wir…«
    »Nein!« Dieses eine Wort unterbrach den Fahrer. »Was wir in der Höhle gesehen haben, das ist kein geheimes Forschungsprojekt. Das ist etwas ganz anderes. Menschen, die sich einfrieren lassen, die tun das in einer anderen Umgebung. In einem wissenschaftlichen Labor, in dem es genügend Kontrollen gibt. Was hier geschehen ist, können wir nicht ermessen. Ich gehe mal davon aus, dass es uralte Menschen sind. Menschen, die lange vor uns gelebt haben. Uralt, durch das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher