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1434 - Station der Rätsel

Titel: 1434 - Station der Rätsel
Autoren: Unbekannt
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nicht vor Sorge um sie verzehrte.
    Schließlich war sie schon vor Wochen aus der stationären Behandlung entlassen worden und hatte die „Sitzungen" mit dem syntronischen Analytiker und Therapeuten nur ambulant und täglich einmal für anderthalb Stunden absolviert.
    Vielmehr begab sie sich zum Mitteldeck der KARMINA und ging in die sogenannte Überlebenskammer, die nicht identisch mit einer Bordklinik war, sondern lediglich mehrere unterschiedlich große, wabenförmige Medo-Hibernationstanks beherbergte.
    Im Schneidersitz ließ sie sich in dem kleinen, im Halbdunkel liegenden Raum nieder und blickte nachdenklich auf den sechseckigen Deckel aus hochwertigem Metallplastik, hinter dem ihr Paladin im Zustand der Medo-Hibernation lag.
    Tavoor, der Naat, der als Fahrender Ritter auf noch unbekannte Weise nach Bugaklis verschlagen worden war, der in der Geheimstation gegen sie gekämpft hatte, bis ihre Argumente seinen Sinn änderten, die Beeinflussung durch das Molekulargehirn neutralisierten und ihn veranlaßten, Iruna seine Dienste als getreuer Paladin anzutragen. „Warum?" flüsterte die Akonin und meinte nicht nur das damit, sondern auch vieles andere.
    Doch Tavoor konnte ihr nicht antworten.
    Sie schloß die Augen und konzentrierte sich auf die Versenkung in einen Zerotraum, in dem es für die Träumende keinerlei materielle Hindernisse gab und in dem sie den Tank „betreten" konnte, in dem ihr Paladin lag.
    Doch diesmal wollte es ihr nicht gelingen, so wie es ihr auch die letzten Male nicht gelungen war - seit dem „Unfall" in der Hera-Bucht.
    Iruna war schweißgebadet, als sie es nach zirka zehn Minuten aufgab. Sie vermochte ihren diesmaligen Mißerfolg nicht zu fassen, denn sie hatte sich psychisch wieder völlig gesund gefühlt. Anscheinend gab es wider Erwarten doch Sekundärwirkungen, die ihre Fähigkeit des Zeroträumens noch blockierten.
    Einige Sekunden lang spielte sie mit dem Gedanken, es mit einer Pedotransferierung in Chatmans Bewußtsein zu versuchen. Sie verzichtete jedoch darauf, weil sie fürchtete, infolge der Beeinträchtigung ihrer Pedokräfte dem Okrill-Baby zu schaden. Die Folgen wären nicht abzuschätzen gewesen, da Chatman ohnehin permanent durch ein Trauma gefährdet war, das ihn in unregelmäßigen zeitlichen Abständen in einen agonieähnlichen Spasmus versetzte.
    Statt dessen stand sie auf und machte mit einigen Schaltungen an der Kontrollkonsole die Manipulationen rückgängig, die sie damals vorgenommen hatte, als sie den Naat mit Guckys Hilfe einem Hibernationstank anvertraute.
    Auf dem sechseckigen Tankdeckel leuchteten grüne Anzeigeflächen auf. Zwar stellten sie keine optische Wiedergabe Tavoors dar, denn sehen konnte sie den Naat nur, wenn sie gleichzeitig die Reanimations-Automatik aktivierte, was für ihn tödlich gewesen wäre, aber die Daten verrieten ihr doch, daß der Lebensfunke des Patienten nicht erloschen war.
    Ihr Paladin lebte.
    Viel mehr ließ sich in die Daten nicht hineindeuten, denn Tavoor befand sich im künstlichen Winterschlaf mit einer durch zusätzliche Unterkühlung auf das absolute Minimalniveau gesenkten Körpertemperatur. Ein Heilungsprozeß lief unter solchen Umständen immer quälend langsam ab - quälend langsam allerdings nur für Außenstehende. Der Patient war der bewußten Wahrnehmung entrückt. Wenigstens aber konnte ihm in diesem Zustand der Tod nichts anhaben, zumal die Medo-Hibernationstanks der KARMINA Produkte der Querionentechnik waren, durch die selbst Tote zum Leben wiedererweckt würden, wie Gucky behauptet hatte.
    Iruna seufzte und stellte die Verschleierungs-Manipulationen wieder her.
    Sie fragte sich dabei zum wiederholten Male, warum sie Atlan nicht längst über Tavoor und auch über das Okrill-Baby berichtet hatte.
    Die Antwort war immer dieselbe: Sie wußte von Tavoor, daß ein Fahrender Naat-Ritter niemals der Schande ausgesetzt werden durfte, wehr- und kraftlos den Blicken Fremder ausgeliefert zu sein - und obwohl sie genau wußte, daß eine Mitwisserschaft Atlans keine Schande über den Naat bringen würde, fühlte sie sich doch an ihr damals impulsiv gegebenes Versprechen gebunden, Schweigen zu bewahren, bis Tavoor anderen Intelligenzen aufrecht entgegentreten konnte.
    Nur das zählte.
    Und es zählte auch für Gucky, der damals dasselbe Versprechen gegeben und sich strikt daran gehalten hatte. „Lebewohl, mein Paladin!" flüsterte sie und strich noch einmal über den Deckel, bevor sie die Überlebenskammer verließ. „Ich
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