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143 - Rulfan von Coellen

143 - Rulfan von Coellen

Titel: 143 - Rulfan von Coellen
Autoren: Jo Zybell
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klügste und begabteste. Allerdings versteht er sich weder aufs Kämpfen noch aufs Bauen. Doch er kann organisieren und die Arbeiten anderer kontrollieren. Vor allem aber kommandiert und beaufsichtigt er die Zubereitung ihrer Speisen. Ihr Stoffwechsel ist ein nicht zu unterschätzender Faktor: Primärrassenvertreter funktionieren in jeder Hinsicht besser, wenn sie gut essen und gut trinken. Ich habe ihn zum Nashornkönig gemacht und Calundula zu meiner rechten Hand, um es mit einer ihrer Redewendungen zu sagen.) (Nashornkönig?)
    (Marienthaler Tradition, Est’hal’orguu. Der Nashornkönig besaß kaum Regierungsmacht im Laufe ihrer Geschichte.
    Dafür stärkte er die ontologisch-mentale Substanz ihrer Jäger und Krieger, bevor diese zur Jagd oder in den Kampf auszogen.)
    (Auf welche Weise?)
    (Das hat sich mir noch nicht vollständig erschlossen.) Er beobachtete das Paar. Arm in Arm verschwand es in einem Gebäude, das Calundula in Gedanken Jagdschloss genannt hatte. (Du hast meine Mutter gekannt, Liob’hal’sharan, du weißt, welch ein Verlust ihr Auslöschung bedeutet.)
    (Nicht nur für dich, für alle Daa’muren, bei Sol’daa’muran!
    Eine prachtvolle Sil war Est’sil’aunaara.) (Auch ihretwegen bin ich hier.)
    (Ihretwegen?)
    (Die sie neutralisiert haben, dürfen nicht länger über diesen Planeten gehen.)
    (Man weiß nur, dass Est’sil’aunaara in Berlin erlosch. Wer sie letztlich neutralisierte, blieb bis heute unbekannt, Est’hal’orguu.)
    (Man weiß, dass es der innere Zirkel um Mefju’drex war, der meine Mutter in die Falle lockte. Sie alle haben sie ausgelöscht. Diese nichtswürdigen und für unsere Sache unbrauchbaren Primärrassenvertreter haben sich auf einer großen Insel verkrochen, die vor der Synapsenblockade Groß Britannien hieß. Heute nennt man sie »Britana«. Sobald der Stützpunkt hier gesichert ist, werde ich mit einem Stoßtrupp dorthin aufbrechen und sie aus ihren Löchern ziehen und vernichten. Die ganze Bande um Mefju’drex…) Sharan betrachtete Guur nachdenklich. (Rache), strömte es schließlich hart und sperrig aus ihrer Aura, und als wollte sie das fremdartige Wort unterstreichen, formulierte sie es gleich darauf noch einmal, und diesmal mit physischen Mitteln:
    »Rache. So nennen die Primärrassenvertreter dieses Motiv. Ich wusste bisher nicht, dass es auch das zentrale Nervensystem eines Daa’muren beherrschen kann.«
    »Nenne es, wie du willst«, sagte Guur. Er sagte es ein wenig barsch, denn er spürte den Tadel in Sharans Aura. »Wer auch nur im Entferntesten an der Neutralisation meiner Mutter beteiligt war, der hat sein Existenzrecht unter diesem fremden Himmel verwirkt…«
    ***
    Er hieß Haynz und vertrieb sich die Zeit mit unsinnigen Befehlen. Nicht nur, damit sie ihn säuberten, kleideten und ihn mit Nahrung und frischem Wasser versorgten, rief er seine Untertanen aus den Uferhütten auf sein Boot – nein, auch damit sie ihn unterhielten und erheiterten. Das geschah auf mancherlei Weise, wie es Hauptmann Haynz eben gerade in den Sinn kam. Manchmal verlangte er von einem, dass er Geschichten erfand und erzählte. Manchmal wollte er einfach nur im Nacken gekrault werden. Manchmal bestimmte er auch zwei Männer, die sich schlagen mussten, und hielt zuvor die anderen dazu an, Wetten auf die Kämpfer abzuschließen. Auch Haynz selbst wettete bei solchen Anlässen.
    Er fand solche Spielereien lustig. Sie zerstreuten ihn und ließ ihn für ein paar Stunden sein Elend vergessen.
    Alle zwei oder drei Tage etwa kam jemand, den er nicht rufen musste. Eine Frau. Sie hieß Suse.
    Suse war jung und hübsch und kam aus Coellen. Haynz, der Hauptmann von Dysdoor (Düsseldorf), mochte die Coelleni nicht. Suse aber mochte er sehr, denn sie lächelte süß, sprach mit süßer Stimme und tat süße Dinge. Zum Beispiel küsste sie ihn auf den Mund oder massierte ihm den Nacken. Und noch andere, noch süßere Dinge. Jedes Mal, wenn Haynz daran dachte, verklärte sich sein breites, schlecht rasiertes Gesicht zu einem seligen Lächeln.
    Wer hat schon so ein Glück, dass eine Traumfrau regelmäßig vorbeikommt, ihn küsst und süße Dinge sagt und tut?
    Mit der Zeit beschloss Haynz zu glauben, dass es sich bei Suse nicht um eine gewöhnliche Frau handelte und schon gar nicht um eine gewöhnliche Coelleni. Er beschloss, Suse für eine Abgesandte der Götter zu halten. Der Gedanke entzückte ihn. Und hatte er nicht einen solch göttlichen Trost verdient?
    Gerade er und nach all dem,
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