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143 - Rulfan von Coellen

143 - Rulfan von Coellen

Titel: 143 - Rulfan von Coellen
Autoren: Jo Zybell
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den Stiefelspitzen bis zum Stiel der Axt in seinem Hüftgurt.
    »Nix habbich getan, ganix«, begann der alternde Hüne. Er wirkte niedergeschlagen und erschöpft. »Nua, was jede Gwanload an meine Stell auch getan hätt. Isse mein Stamm, sinne also meine Woom, kannich also Steua füa meine Sippe vealange. Unwawum nua eine Gott? Wawum nua Oaguudoo…?«
    Paacival sprach das verwaschene Altenglisch der Lords.
    Diese Leute waren nicht in der Lage, ein R auszusprechen.
    Doch Rulfan war bestens vertraut mit dem Lorddialekt. Nach ein paar Worten hatte er sich eingehört. Offensichtlich war Percival einer Art Putsch zum Opfer gefallen. Sein eigener Stamm hatte ihn der Gotteslästerung und des Diebstahls angeklagt. Sein ältester Sohn Wichaad war an seiner Stelle Grandlord geworden.
    »Dachtschon, se wüaden mich schlachte und vabwenne«, schloss er seinen knappen Bericht. »Hammich aba nua vajagt. Soll inne Welt hinauszien, soll Guts tun, hat de Dwuud gesacht. Soll mich läutan.« Bitterkeit, Verachtung und Wut klangen aus seinen Worten. »Läutan…« Er sprach das Wort aus, als hätte er ein Stück verdorbenes Fleisch abgebissen und wüsste nun nicht wohin er ihn spucken sollte.
    Eine Zeitlang starrte er seine ausgestreckten Beine an. Unter seinem Bart pulsierte seine Kaumuskulatur, seine Rechte kraulte den Welpen. Schließlich hob er den Blick und sah Rulfan an. »Nimmst mich mit, Wulfan von Salsbuwy?«
    »Gut, dass du vorher fragst.« Rulfan sah zurück. Die englische Küste war nur noch ein schmaler grauer Streifen zwischen Himmel und Meer. »Soll ich dich etwa über Bord werfen?«
    »Schaffste nich.«
    »Kein Wort mehr, sonst beweise ich’s dir.«
    »Dankdia.«
    ***
    (Sol’daa’muran wärme dich und leuchte dir, Est’hal’orguu.
    Ich bin glücklich, dich hier bei uns, in unserer westlichsten Basis, begrüßen zu können.)
    (Sol’daa’muran wärme auch dich und leuchte auch dir, Liob’hal’sharan. Wie gut, deine Aura zu spüren, wie gut, dich am Werk zu sehen.)
    (Wie steht es um das Projekt Daa’mur?) Sharan fasste seine Hand und zog ihn mit sich. So schlenderten sie am Zaun entlang.
    (Der Sol lässt euch grüßen, es geht voran mit Projekt Daa’mur, bald sind wir so weit.) Er blickte sich um. (Ich sehe Thul’hal’muna nirgendwo.)
    (Sie hält sich zurzeit in einer der Ruinenstädte am Strom auf. Das Schiff für die Südexpedition muss repariert und ausgerüstet, das Personal trainiert werden.) Mit großer Geste wies sie auf die Baustellen. (Hier entstehen Zwischenlager für die Energiespeicher, die sie »nukleare Waffen« nennen.) (Der Sol schickt mich, um euch zu unterstützen.) (Ich weiß es, und Thul’hal’muna weiß es auch.) (Der Sol wünscht eine starke westliche Basis, und er wünscht wirkungsvolle Vorstöße gegen die Allianz der rebellischen Primärrassenvertreter, um sie vom Kratersee und von Projekt Daa’mur abzulenken.)
    (Wir wissen es, und seine Wünsche sind auch unsere Wünsche.) Sie blieb stehen. Mit einer Kopfbewegung deutete sie zu den Baustellen. (Siehst du meine Werkzeuge? Sie bauen uns nicht nur die Zwischenlager und sammeln uns Informationen, sie eignen sich auch gut als Kämpfer gegen ihresgleichen. Thul’hal’muna und ich haben begonnen, sie für Neutralisationen in größerem Stil auszubilden.) (Ich verstehe, und ich bin froh, dich in dieser Weise denken zu hören, Liob’hal’sharan. Neutralisationen in größerem Stil –
    ich bringe Ideen mit, die genau diesem Zweck dienen sollen.) Er deutete auf zwei auffällig große und fettleibige Primärrassenvertreter. (Das weibliche Exemplar nennt sich Calundula, nicht wahr? Ihr zentrales Nervensystem scheint ein wenig begrenzt zu sein, sie glaubt an primitive Rituale, die sie
    »Magie« nennt.)
    (Calundula? Man täuscht sich leicht in ihr, wenn man sie noch nicht selbst benutzt hat. Kein Primärrassenvertreter in Marienthal denkt schärfer als sie. Sie versteht sich auf die Reparatur und Reoptimierung biotischer Organisationen. Man nennt sie hier Ärztin oder Chirurgin. Es kostet übrigens viel Energie, sie zu kontrollieren.)
    (Dann solltest du dich nicht länger mit ihr belasten. Der neben ihr, ist das der, mit dem sie sich unbedingt paaren will?) (Peeicks’ell, richtig. Nur knapp zweihundert von ihnen überlebten, seit deine Mutter uns hierher führte. Damals setzten wir den Virus zu konzentriert ein. Die beiden begabtesten männlichen Exemplare nahm die Truppe mit, die deine Mutter nach Berlin rief. Nun ist Peeicks’ell der
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