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143 - Alraunen-Spuk

143 - Alraunen-Spuk

Titel: 143 - Alraunen-Spuk
Autoren: Larry Brent
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die nächsten
Tage noch zu nützen und in der Diskothek zu tanzen und zu plaudern.
    »Da unten ist wenigstens was los. Da oben auf dem
Zeltplatz ist es verdammt langweilig«, beschwerte die junge Engländerin sich.
    Sheila Hovman trug das schwarze Haar füllig und leicht
nach außen gekämmt, so daß ihr kleines, schmales Gesicht dadurch betont wurde
und größer wirkte. Sheila hatte eine Stupsnase, auf der sich vorwitzige
Sommersprossen zeigten. Sie hätte eine angenehme Stimme und war eine
interessante Unterhalterin und gleichzeitig ebenso interessierte Zuhörerin.
    Seit sich die beiden jungen Leute auf dem abgelegenen
Campingplatz getroffen hatten, vergingen die Tage dort wie im Flug.
    »Ich wußte gar nicht, wie schön Camping um diese
Jahreszeit sein kann«, fuhr die Achtzehnjährige mit fröhlicher Stimme fort. »Am
liebsten wäre ich nämlich zu Hause geblieben. Ich kenne die Gegend hier schon
in- und auswendig. Vater hat die Marotte, immer wieder an den gleichen Ort zu
fahren und von hieraus dann Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung zu machen.
Ich weiß gar nicht, weshalb er behauptet, daß er jedesmal etwas anderes und
Neues entdecke. Ich sehe immer nur dasselbe.«
    Sie lachten beide. Auf dem Weg, den Berg nach oben,
blieben sie öfters stehen, sahen sich in die Augen, und Jean-Baptiste streichelte
über ihren Kopf und küßte sie.
    Sie merkten beide nicht, wie auf diese Weise die Zeit
verging und wie langsam sie dadurch eigentlich vorankamen.
    Sheila erschrak, als sie einen Blick auf ihre Uhr warf
und feststellte, daß Mitternacht schon vorüber war.
    »Um Himmels willen«, entrann es ihren Lippen. »So spät
hätte es eigentlich nicht werden sollen. Das wird ein schönes Donnerwetter
geben, wenn ich zurück bin. Vater ist ein Pünktlichkeitsfanatiker...«
    »Wir haben eine gute Ausrede, Sheila. Der Nebel! Da kann
man nicht so schnell in die Kurven gehen. Da muß man schön einen Fuß vor
den anderen setzen, um nicht von der Fahrbahn abzukommen...«
    Wieder lachten sie beide über diese lustige Bemerkung
des Franzosen.
    Sie kamen an eine Stelle, wo der Nebel so dick war wie
Milchsuppe. Sie konnten die Hand nicht mehr vor Augen sehen.
    Nun wurde es Sheila Hovman doch flau im Magen. Dieser
Abschnitt des Weges wurde insofern kritisch für sie, daß die Berge weiter
zurückwichen und der Weg nicht mehr kerzengerade ins Dunkel führte, sondern
sich schlangengleich in die Landschaft wand.
    Hinzu kam, daß viele Pfade wie ein sich aufspaltender
Flußlauf in die Bergwelt mündeten und daß man bei diesen Sichtverhältnissen
leicht vom Hauptpfad abkommen konnte.
    Da nützte selbst nicht mal Jean-Baptistes Taschenlampe
etwas, der den Strahl aufmerksam vor ihnen führte, um den Weg besser zu
erkennen.
    Doch da gab es nichts mehr zu erkennen. Sie tasteten
sich förmlich in die Nebelbank.
    »Du brauchst keine Angst zu haben«, ließ der Franzose
sich noch mal vernehmen. Mit der Linken hielt er Sheilas Hand fest, als
befürchte er, sie doch in dieser Milchsuppe zu verlieren. »Der Nebel ist nur
ortsbedingt. Davon bin ich überzeugt. Hundert Schritte hinter uns war er auch
nicht so dicht. Und diese Bank hier haben wir auch gleich passiert...«
    Er behielt recht.
    Zehn Minuten später, die ihnen vorkamen wie eine halbe
Ewigkeit, lichtete sich der Nebel. Links und rechts waren die Berge
verschwunden, und auf dem felsigen Untergrund zeigten sich vereinzelt uralte,
knorrige Bäume, die in ihrer bizarren Form wie schemenhafte Gespenster hinter
wabernden Nebelschleiern wirkten.
    Sheila Hovman atmete merklich auf, als die Sicht
wieder besser wurde.
    Der Nebel saß hier zwischen den Bergen wie in einem
Loch, und wenn die beiden jungen Menschen sich umwandten und zurückblickten,
sahen sie eine weiße Mauer, mehrere Meter hoch und breit, wie ein böses,
verformtes Ungetüm in der Dunkelheit.
    Die Achtzehnjährige ließ den Blick in die Runde
schweifen. Irgendwo dort hinten zwischen den Bäumen begann eines der tückischen
Hochmoore. Das wußte sie von ihrem Vater, der gerade in solche abgelegenen
Gegenden immer wieder Ausflüge unternahm, um seiner Familie die unberührte
Natur zu zeigen.
    Möglich, daß sie von diesen Dingen mal mehr hatte,
wenn sie älter war. Aber jetzt interessierten sie Landschaft und
Naturgegebenheiten nur wenig. Obwohl sie anfing zu begreifen, daß die Menschen
die Welt wegen wirtschaftlicher Ansprüche und infolge der zunehmenden
Technisierung so intensiv verändert hatten, daß es immer weniger
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