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143 - Alraunen-Spuk

143 - Alraunen-Spuk

Titel: 143 - Alraunen-Spuk
Autoren: Larry Brent
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Mondsichel kam für einen Augenblick zum
Vorschein. Da ist es leicht möglich, daß gerade dieser Baum dort, rechts neben
uns, für einen Moment einen gewaltigen Schatten gebildet hat...«
    Das war eine logische, vernünftige Erklärung.
    Dennoch wollte Sheila Hovman davon nichts wissen.
    »Das war's nicht, Jean... Es war anders... Ich hab's
ganz deutlich gesehen. Ein Zweifel ist ausgeschlossen. Der Schatten war auch
nicht starr, sondern hat sich bewegt. Er ist vor uns beiden - hergelaufen. Mit
seinen - Wurzelfüßen...«
     
    *
     
    Ihre Stimme war plötzlich so leise, als hätte sie
ungeheure Mühe, die Kraft zum Sprechen aufzubringen.
    Obwohl Jean-Baptiste Delerue versuchte, ihr plausibel
zu machen, daß sie ganz sicher einer Halluzination zum Opfer gefallen war,
wollte sie nichts davon wissen...
    Sie beharrte auf ihrem Standpunkt.
    Es gab keine Gelegenheit mehr, über das unheimliche
Ereignis weiter ausführlich zu sprechen. Aus der Ferne vor ihnen schälten sich
die verwaschenen Lichter eines sich nähernden Autos.
    Gleich darauf erfaßten sie die Scheinwerfer.
    Der Chauffeur fuhr langsam und äußerst vorsichtig am
linken Fahrbahnrand.
    Der Mann im Auto war niemand anders als Peter Hovman,
Sheilas Vater.
    »Na endlich!« rief er, das Fenster herunterkurbelnd,
den beiden zu. »Ich habe schon gedacht, ihr kommt überhaupt nicht mehr nach
Hause. Steigt ein!«
    »Sag nur - du bist wegen uns noch mal losgefahren, um
uns abzuholen?« fragte Sheila ungläubig.
    »Genau! Ich hatte plötzlich ein so komisches Gefühl.«
    Die beiden jungen Leute nahmen im Fond des Wagens
Platz.
    »Was für ein Gefühl, Daddy?« wollte die
Achtzehnjährige wissen.
    »Euch könnte etwas passiert sein...«
    Sheila und Jean-Baptiste lachten.
    »Daddy! Was soll uns denn passieren? Ich habe einen
starken Begleiter dabei. Der hat mich schon beschützt.«
    Peter Hovman warf einen Blick in den Innenspiegel,
während er vorsichtig den Wagen wendete.
    Mit Gegenverkehr war um diese Zeit in dieser
abgelegenen Gegend nicht zu rechnen. Dennoch war Hovman einzige, gespannte
Aufmerksamkeit.
    Peter Hovman fuhr den gleichen Weg zurück, den er
gekommen war. Richtung Campingplatz war der Nebel im Vergleich zu dieser
Strecke hier, minimal. In Höhe des Plateaus hörte er praktisch ganz auf.
    Bis zum Zelt sprachen die Fahrzeuginsassen kaum ein
Wort miteinander.
    Sheila erwähnte auch nicht das seltsame Erlebnis, das
sie gehabt zu haben glaubte. Doch das änderte nichts an dem, was kommen
sollte...
     
    *
     
    Todesgefahr! Der Gedanke schoß wie ein Blitz durch
sein Gehirn.
    Ich darf nicht ohnmächtig werden, - ich darf nicht...
Dieser Gedanke hämmerte unablässig in Kunaritschews Bewußtsein, schien vom
Kreislauf seines Blutes mit in die entferntesten Winkel seines Körpers getragen
zu werden und sich jeder Zelle mitzuteilen.
    Alles in Iwan Kunaritschew wehrte sich gegen die
tödliche Gefahr, die ihn erwartete, wenn er ohne jede Gegenreaktion einfach auf
der Treppe liegen blieb.
    Er mußte an Steven Lucanny denken. Der Todesschütze
hatte ihn mit einem Bogen erschossen.
    Und es war damit zu rechnen, daß er sich hier unten in
die Finsternis zurückgezogen hatte und nun auf sein neues Opfer wartete.
    Der Gedanke, von einem Pfeil durchbohrt zu werden und
zu sterben, wie der Schotte oben in seinem Zimmer, ängstigte ihn und stärkte
seinen unbändigen Willen, aus dieser Situation für sich trotz allem das Beste
zu machen. Er riß die Augen auf und spannte sämtliche Muskeln seines Körpers an
wie ein Tier, das sich zum Sprung duckte.
    Alle Knochen taten weh.
    X-RAY-7 wurde bewußt, daß er offensichtlich einige
Sekunden völlig außer Gefecht gesetzt war und nun langsam wieder in die
Wirklichkeit zurückfand.
    Seine Bewußtlosigkeit konnte unmöglich länger als eine
halbe Minute gedauert haben.
    Es gelang ihm, seinen Willen und seinen Körper wieder
unter Kontrolle zu bringen, obwohl sich seine Glieder fühlten, als wären sie in
eine Mangel geraten.
    Kunaritschews Atem beruhigte sich, ebenfalls sein
Herzschlag.
    Er lauschte in die Finsternis und starrte in die Höhe.
    Er sah nicht mehr den Schacht der Falltür über sich
und nahm nichts von seiner Umgebung wahr.
    Instinktiv hatte X-RAY-7 selbst in der kurzen Ohnmacht
die Smith & Wesson-Laser umklammert und hielt sie auch jetzt noch zwischen
den Fingern.
    Entsichert wiegte er sie in der Hand.
    Langsam erhob sich der schwere Mann von der Treppe,
tastete vorsichtig die Wände links und rechts neben sich ab und
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