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143 - Alraunen-Spuk

143 - Alraunen-Spuk

Titel: 143 - Alraunen-Spuk
Autoren: Larry Brent
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ganze Situation wies darauf hin, daß' Kunaritschew
Opfer einer Verwechslung geworden war. Der Wirt war offensichtlich der Meinung
gewesen, es mit einem heimlich ins Haus eingedrungenen Dieb
zu tun haben.
    Es lag an Kunaritschew, die Sache zu klären. Er nahm
kein Blatt vor den Mund und erzählte, was sich oben in seinem Zimmer ereignete.
    »Das Ganze ist schon eine recht seltsame Geschichte,
nicht wahr?« fügte er abschließend hinzu. »Ich hätte eigentlich eher erwartet,
daß Sie hier mit Pfeil und Bogen oder einer Armbrust herumrennen - und nicht
mit einem abgesägten Schrotgewehr...«
    Die Mundwinkel des Wirts fielen herunter. Das ovale,
längliche Gesicht des untersetzten Mannes wirkte dadurch noch länger. James
Orlep ließ langsam die Waffe sinken und schüttelte unverständlich den Kopf.
»Ich weiß nicht, was Sie damit sagen wollen... wieso mit Pfeil und Bogen? Mit
Armbrust? Ich hörte Geräusche und war der Meinung, daß einer die Haushaltskasse
stehlen wollte, was sich sowieso nicht rentiert hätte. In diesem miesen Sommer
hatten wir kaum Gäste. Da ist nicht viel zu holen.«
    X-RAY-7 wurde noch deutlicher. »Einer der beiden
Eindringlinge, Mister Orlep, wurde erschossen! Nicht von mir... Von jemand, der
den entgegengesetzten Weg durch den Geheimstollen ging wie ich. Und dieser
jemand war mit Pfeil und Bogen oder einer Armbrust bewaffnet. Es ist doch wohl
kaum anzunehmen, daß Sie mit dieser abgesägten Schrotflinte Pfeile
verschießen?«
    »Sie müssen geträumt haben, Mister Kunaritschew. Was
Sie mir da sagen, ist ganz unmöglich! Wer sollte Interesse daran haben, durch
den Keller ausgerechnet in Ihr Zimmer einzudringen, um Sie zu bedrohen?« James
Orlep bückte sich, griff nach der Waffe, die Kunaritschew auf die Treppe
geworfen hatte, und reichte sie dem Russen zurück. Er selbst löste den
Zeigefinger vom Abzugshahn des Gewehres und hielt es so, daß die Mündung nicht
mehr auf den Russen gerichtet war.
    X-RAY-7 steckte die Smith & Wesson-Laser in die
lederne Schulterhalfter, die er auf bloßer Haut trug.
    Er ließ seinen Gesprächspartner nicht aus den Augen,
musterte ihn eingehend und fragte sich, was in diesem Mann wohl vorging.
    »Geheimstollen und Falltüren sind dazu da, um benutzt
zu werden oder - sie sind Zeugen dafür, daß sie irgendwann mal benutzt wurden«,
bemerkte der PSA-Agent. »Ich kann verstehen, daß es Ihnen unverständlich ist,
wieso ausgerechnet jemand in meinem Zimmer auftauchte - aber es ist doch sicher
nicht abzustreiten, daß es die geheime Treppe und die Falltür in meinem Zimmer
wirklich gibt, nicht wahr?«
    James - Orlep nickte heftig. »Natürlich. Das streitet
niemand ab. Aber daß man Ihnen ausgerechnet dieses Zimmer gegeben hat...« Man
sah ihm deutlich an, daß ihn diese Tatsache störte, obwohl er sich bemühte,
sich das nicht anmerken zu lassen.
    »Was für einen Sinn haben die geheimen Gänge?« hakte
Iwan sofort nach.
    Er löste sich von der Wand und ging auf den kleinen
Wirt zu. Orlep hatte schütteres, rotblondes Haar und eine helle, fast weiße
Gesichtshaut. Die kleinen, dunklen Augen unter den buschigen Brauen lagen tief
und wirkten jetzt etwas unstet.
    Er fuhr sich mit einer nervösen Bewegung durchs Haar
und meinte: »Was wirklich existiert, kann man natürlich nicht leugnen. Das ist
auch gar nicht meine Absicht. Die geheime Treppe und die Falltür stammen aus
der Zeit, als mein Großvater das Mountain House zur Herberge umfunktionierte.
Als Kind wollte ich immer wissen, wie der Geheimstollen hinter der massiven,
eisernen Tür wohl aussah. Mein Vater...«, er lachte plötzlich leise und
schüttelte den Kopf, in Erinnerung an das Vergangene,... hat mich mal erwischt,
als ich als Halbwüchsiger mit einer Säge daranging, die Falltür in dem Zimmer,
von dem Sie gesprochen haben, aufzusägen. Er hat mir damals strengstens
verboten, so etwas noch mal zu tun. Ich rechnete damit, daß er auf die Idee
käme, den Dielenboden endgültig zu versiegeln oder zumindest die Tür mit
starken Nägeln zu verschließen. Aber nichts von alledem geschah. Die Tür und der
Fallschacht blieben weiter so gesichert wie bisher. Als mein Vater starb, ließ
er mich wissen, daß ich nie daran etwas ändern sollte. Ich sollte auch nie den
Versuch unternehmen, in den Schacht einzudringen. Es würde mir kein Glück
bringen.«
    Iwan schüttelte überrascht den Kopf. »Das wundert mich
aber sehr, Mister Orlep. Es ist doch überhaupt keine Schwierigkeit, die Tür zur
Geheimtreppe zu öffnen.
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